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Ein lehrreicher Streifzug durchs Bestener Torfvenn

Veröffentlicht am

Foto: Helmut Scheffler

Der Gahlener Umweltschutzverein wanderte mit Kindern durch ein NaturschutzgebietBestener Torfvenn.

Gahlen. Der im Jahre 2020 gegründete Gahlener Umweltschutzverein (GUV) hat sich laut Satzung „die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder sowie des Umweltschutzes unter Berücksichtigung der Koexistenz von Natur und Mensch“ zum Ziel gesetzt. Dazu passte auch die dritte Veranstaltung, die der Verein Kindern und Jugendlichen anbot: einen Besuch in dem Bestener Naturschutzgebiet Torfvenn/Rehrbach.

Begleitet wurde die 18-köpfige Gruppe von Lydia Wilkskamp, einer zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin aus Uefte sowie von den GUV-Vorstandsmitgliedern Dr. Stefan Steinkühler (Vorsitzender), Matthias Rittmann (2. Vorsitzender), Henry Albedyhl (Kassierer.) und Egon Stuhldreier (Schriftführer).

Mit einem von den Pferden Anton und Olli gezogenen Planwagen des Hünxerwalder Reiterhofes Reßing starteten die Teilnehmer auf dem Parkplatz an der Gaststätte „Zur Schwarzdrossel“ in Richtung Besten. Unterwegs plauderte Lydia Wilkskamp mit den Kindern über Moorleichen, die sich im Milieu eines Moores unter Sauerstoffmangel erhalten haben.

32 Jahre alte Naturschutzgebiet

Am Nordrand Bestens erreichte der Planwagen das 32 Jahre alte Naturschutzgebiet. Am 28. November 1991 wurde das Torfvenn im Rahmen des Feuchtwiesenschutzprogramms der Landesregierung einstweilig sichergestellt. Es handelte sich damals zunächst um ein 198 Hektar großes Gebiet im südlichen Heisterkamp und im südwestlichen Besten beiderseits des Rehrbaches, das bis auf das Gebiet der Stadt Bottrop im Bereich von Kirchhellen reicht.

Die Unterschutzstellung wurde erleichtert, weil die Landwirte im Gahlen-Kirchhellener Raum im Rahmen einer freiwilligen Beteiligung an der Milchquotenaktion des Landes Nordrhein-Westfalen ihre Flächen in das Feuchtwiesenschutzprogramm einbrachten. Haupterwerbslandwirte, die zugleich Milchlieferanten waren, hatten die Möglichkeit, die Milchquote um 1.000 Liter pro Hektar zu vergrößern. Finanzielle Zuschüsse gab es, wenn man bereit war, Ackerland in Grünland umzuwandeln. Als Gegenleistung musste der Landwirt eine ganze Reihe von Einschränkungen in Kauf nehmen, die vom Verbot einer Umwandlung des Grünlandes in Ackerland bis zum Verbot zusätzlicher Entwässerungsanlagen und dem Bestandsschutz von Hecken reichten.

Rehbach-Torfvenn-Schermbeck
Foto: Helmut Scheffler

Wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Mit der Unterschutzstellung sollte eine Landschaft geschützt werden, die Anfang des 20. Jahrhunderts als ein sehr wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere ausgewiesen wurde. „Es ist eines der interessantesten Heidemoore des Niederrheins, beschrieb 1913 der Botaniker Hans Höppner das Bestener Torfvenn und ergänzte: „Auf dem wenig umfangreichen Gelände drängt sich fast alles zusammen, was wir sonst nur an einzelnen Stellen oder überhaupt nicht in den Heidemooren des Niederrheins finden. In früheren Jahren hat man hier Torf gestochen. Reste dieser Torfschicht ziehen sich gleich Dämmen durch die Sümpfe, und zum Teil dienen sie jetzt als Wege.“

Flächen sind heute in Privathand

Den von Höppner beschriebenen Zustand der Landschaft wird man nicht mehr herstellen können, zumal die Trockenlegung vor dem Ersten Weltkrieg zum Absterben vieler Pflanzen führte, die Flächen heute in Privathand sind und deshalb alle Schritte in Richtung auf einen effektiveren Naturschutz nur sehr mühselig sind.

Es gibt allerdings noch einige Pflanzen, die typisch für ein Torfgebiet sind. Dazu gehören Torfmoose und Moorlilie ebenso wie Glockenheide und Wollgräser. Im Torfvenn gibt es aber auch viele Neophyten. „Das sind Pflanzen“ so Wilkskamp, „die eigentlich nicht hierhin gehören.“ Dazu gehört das indische Sprungkraut, das die Kinder entlang des Rehrbaches entdeckten.

Der Rehrbach

Am Ende einer Wanderung entlang des inzwischen begradigten Rehrbaches gelangten die Wanderer zu jenem Bereich, in dem der Rehrbach noch nicht begradigt wurde, sondern in großen Schleifen durch die Landschaft pendelt. Dort erlebten die Kinder den interessantesten Teil des Ausflugs. Sie durften mit ihren Keschern im Wasser des pendelnden Baches auf die Suche nach Leben im Wasser gehen. Anhand von Bestimmungshilfen konnten die Kinder feststellen, dass der Bachflohkrebs, die Zuckmückenlarve und die winzige Libellenlarve besonders stark im Rehrbach vertreten sind.

Dass tote Bäume voller Leben stecken, erfuhren die Kinder an mehreren Stellen. Am stärksten entdeckten die Kinder unter der Borke des Totholzes Borkenkäfer, eine Unterfamilie der Rüsselkäfer.

Zweieinhalbstündige Exkursion

Die zweieinhalbstündige Exkursion endete mit einem Wettspiel zweier Gruppen. Sie mussten die Bilder von jenen Tieren nacheinander auf den Weg legen, deren Stimmen Lydia Wilkskamp ihnen vorspielte. Die Erwachsenen staunten über die Fähigkeit der Kinder, die Stimmen von Kuckuck, Frosch, Eichelhäher, Wolf, Eichhörnchen, Mücke, Kröte und Ente treffend unterscheiden zu können.

Wandern macht hungrig. So war der Plattenkuchen, den Christiane Rittmann und Sandra Steinkühler gebacken hatten, schon vor der Ankunft am Ausgangspunkt aufgegessen.

Auszeichnung

Mit Bescheid vom 31.8.2023 hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen dem GUV die Anerkennung als Umweltorganisation erteilt. Danach hat der GUV nun das Recht zur Beteiligung an behördlichen Entscheidungsverfahren und zur Einlegung von Rechtsbehelfen gemäß § 3 UmwRG. Der räumliche Bereich, auf den sich die Anerkennung bezieht, schließt Schermbeck sowie die angrenzenden Kommunen ein. Das Ministerium betrachtete bei seiner Entscheidung die bisherigen Aktivitäten des GUV und hier vor allem, aber nicht nur, das Engagement im Ölpelletsskandal bei der Firma Nottenkämper.

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