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Sonntag, Mai 5, 2024
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Eine Unterkunft für 120 Flüchtlinge soll in Gahlen errichtet werden

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Bürgermeister Mike Rexforth und der Caritasdirektor Michael van Meerbeck stellten das Projekt am Montagabend vor

„Dorf-Häuptling“ Gerhard Becks sagte: „Wenn wir uns alle an die Brust klopfen“, so Becks, „dann können wir das schaffen.“

Um auch künftig genügend Unterkünfte für Asylbewerber bereitstellen zu können, hat die Gemeinde Schermbeck mit den Planungen für eine Unterkunft in Gahlen begonnen. Im Rahmen einer Bürgerversammlung wurde das Projekt am Montagabend im Gahlener Café Holtkamp vorgestellt.
Im Vorfeld gab es eine Menge Gerüchte im Lippedorf, und so kamen etwa 250 Bürger zur Versammlung, in deren Verlauf Bürgermeister Mike Rexforth und der Caritasdirektor Michael van Meerbeck die Planungen vorstellten und etwa 25 Fragen der Bürger zu ganz unterschiedlichen Aspekten detailliert beantworteten.

Kein Platz für Stimmungsmache

„Hier ist heute kein Platz für politische Statements, es geht nur darum, Sie sachlich zu informieren“, stellte der Bürgermeister gleich zu Beginn fest und verhinderte auch später mehrfach „Ausflüge“ zu offensichtlichen Fehlentwicklungen in der Europa- und Bundespolitik.

Völlig unsachliche Bemerkungen mit einem Touch der Stimmungsmache wurden gleichfalls höflich, aber korrekt unterbunden. So stand zur Freude der allermeisten Besucher die Sachinformation im Vordergrund, für deren umfassende Darstellung es zum Schluss sehr viel Beifall für Rexforth und van Meerbeck gab.

Ende 2016 rund 520 Flüchtlinge in Schermbeck

Aus der Summe von Kurzreferaten und den Antworten auf die Bürgerfragen ergab sich folgendes Gesamtbild: In der Gemeinde Schermbeck leben derzeit 310 Asylbewerber.

120 leben in Privatwohnungen, der Rest in der ehemaligen Uefter Schule, bei Berding, im ehemaligen Rheinisch-Westfälischen Hof und im alten Rathaus. Die Gemeinde hat bereits weitere Unterbringungsmöglichkeiten avisiert.

Bis Ende 2016 rechnet die Gemeinde mit insgesamt 520 Flüchtlingen. Da bislang keine Flüchtlinge in Gahlen untergebracht wurden und die geplante Unterbringung in einem Gebäude der ehemaligen Brichter Firma Idunahall aus bauordnungsrechtlichen Gründen scheiterte, hat die Gemeinde mit den Planungen für eine Unterkunft an der Gahlener Kirchstraße begonnen.

Etwa 250 Gahlener kamen am Montagabend ins Café Holtkamp, um sich über die geplante Flüchtlingsunterkunft an der westlichen Kirchstraße informieren zu lassen. Foto: Helmut Scheffler
Etwa 250 Gahlener kamen am Montagabend ins Café Holtkamp, um sich über die geplante Flüchtlingsunterkunft an der westlichen Kirchstraße informieren zu lassen. Foto: Helmut Scheffler

Serienbauweise von 16,56 Quadratmetern

Auf einer gemeindeeigenen Fläche am westlichen Ortseingang soll dort, wo sich der Verteiler der NGW befindet, ein 37,50 Meter langes Gebäude errichtet werden, in dessen Erdgeschoss und Obergeschoss 120 Flüchtlinge leben können. Die in Serienbauweise erstellten Räume haben eine Größe von 16,56 Quadratmetern. Das vom Voerder Architekten Heinz Vahnenbruck geplante Gebäude, welches in Holzständerweise als Modulsystem errichtet werden soll, ist so konzipiert, dass es – je nach Bedarf – erweitert oder verkürzt werden kann.

Ein festes Bauwerk wie am Borgskamp ist in Gahlen planungsrechtlich nicht möglich. Die Kosten für das flexible Bauwerk betragen 737 000 Euro. Hinzu kommen 70 000 Euro Planungskosten sowie der Anschluss an die Kanalisation und eine Einfriedung, um die Fläche gegen die vielbefahrene Gahlener Umgehungsstraße abzugrenzen. Der Bau soll Ende Mai fertig gestellt sein. „Ich bin aber nicht sicher, dass dies gelingt“, räumte Rexforth ein.

Kosten für Flüchtlinge belasten derzeit nicht die Gemeindekasse

Rexforth wies darauf hin, dass sämtliche Kosten für Flüchtlinge derzeit nicht die Gemeindekasse belasten. Pro Flüchtling gebe es 10 000 Euro pro Jahr aus Fremdmitteln. Das reiche momentan für die Versorgung der Flüchtlinge und für die baulichen Maßnahmen inklusive Abschreibungskosten.

Caritasdirektor Michael van Meerbeck (r.) berichtete am Montagabend im Café Holtkamp über die Bestrebungen der Gemeinde, Flüchtlinge möglichst schnell in die dörfliche Gemeinschaft zu integrieren. Foto: Foto Scheffler
Caritasdirektor Michael van Meerbeck (r.) berichtete am Montagabend im Café Holtkamp über die Bestrebungen der Gemeinde, Flüchtlinge möglichst schnell in die dörfliche Gemeinschaft zu integrieren. Foto: Foto Scheffler

Einen Shuttle-Verkehr von der geplanten Unterkunft zum Schermbecker Ortskern wird es nicht geben. Die Bevölkerung wird gebeten, Fahrräder zur Verfügung zu stellen. Um die Integration der Flüchtlinge vorantreiben zu können, nehmen alle Flüchtlinge sofort nach dem Einzug an Kursen teil, die sie mit den Lebensgewohnheiten der hiesigen Bevölkerung vertraut machen sollen. Außerdem erhalten alle Unterricht in der deutschen Sprache.

Gesucht werden Firmen, die Praktikumsplätze anbieten

Ganztägig wird eine Betreuungskraft der Caritas als Ansprechpartner in der Unterkunft wohnen. Gesucht werden Firmen, die Praktikumsplätze anbieten, und Vereine, die Flüchtlinge für gemeinnützige Arbeiten einsetzen. Van Meerbeck bat die Bevölkerung: „Bieten Sie Ihre Mithilfe an. Dann werden Fremdlinge umso leichter Teile der Gemeinde.“ Ehrenamtliche Helfer haben die Möglichkeit, an jedem Dienstag um 17 Uhr ins ehemalige Ecco-Hotel an der Maassenstraße zu kommen, wo derzeit ein Café aufgebaut wird und eine Caritas-Vertreterin als Ansprechpartnerin anwesend ist.

Die Bürger erwarten, dass die Polizeipräsenz vergrößert wird. Der Bürgermeister berichtete von Bemühungen des Landrats, die Polizeibeamten aus den Büros stärker auf die Straße zu bringen. Den Politikern empfahl Rexforth, über ihre Landtagsabgeordneten das Anliegen der Bürger nach Düsseldorf zu tragen. Die sich daran anschließende Diskussion über ein denkbares Bedrohungspotenzial erfolgte kontrovers. Den Ängsten der einen vor zu vielen jungen und männlichen Flüchtlingen standen die Berichte anderer Besucher von unauffälligen oder gar positiven Begegnungen entgegen. Gegen Ende der Versammlung ermunterten der Heimatvereinsvorsitzende Jürgen Höchst und der einflussreiche „Dorf-Häuptling“ Gerhard Becks die Gahlener, sich an den Integrationsbestrebungen zu beteiligen.

„Wenn wir uns alle an die Brust klopfen“, so Becks, „dann können wir das schaffen.“ H.Scheffler

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