Mit den sich wandelnden Lernmethoden und -ansätzen steht auch die Gemeinde Schermbeck vor neuen Herausforderungen in Bezug auf ihre Grundschule. Rainer Gardemann, Fraktionsvorsitzender der CDU-Ratsfraktion, im Gespräch mit Schermbeck-Online Redakteur Ralf Meier.
Kinder sind unsere Zukunft … Das kommt leicht über die Lippen, funktioniert aber in der Realität nur, wenn man den Nachwuchs auch fit für die Zukunft macht. Ein wichtiger Baustein dafür ist ein intaktes, liebevolles Zuhause, in dem die Rahmenbedingungen für eine altersgerechte Entwicklung stimmen. Der andere wichtige Part kommt den Schulen zu. Ein Bereich, in dem sich in den zurückliegenden Jahrzehnten einiges getan hat. Das Schulheft ist durch den Einsatz moderner Pads immer mehr in die Defensive gedrängt worden. Inklusion hat heute einen Stellenwert, den sich noch vor 25 Jahren niemand vorstellen konnte, und auch didaktisch hat sich einiges getan.
Große Erwartungen
Heute lernt man anders und anderes als früher. Auch in Schermbeck. Entsprechend groß und unterschiedlich sind die Erwartungen an die neue Grundschule, die zukünftig die bisherigen beiden Standorte unter einem Dach beherbergen soll. Den Neubau eines zentralen Schulstandortes an der Weseler Straße für die Grundschule Schermbeck hat der Rat am 20. Juni 2023 beschlossen.
Ein kühnes Projekt, das eine kleine Gemeinde wie Schermbeck vor große Herausforderungen stellen wird, nicht zuletzt finanziell. Genau an dieser Stelle setzen die Kritiker an dem Projekt an, die im Rat für eine um 5,8 Millionen Euro preiswertere Variante votiert hatten. Diese sah den Erhalt und die Nutzung der vorhandenen baulichen Grundsubstanz vor.
Wir haben Rainer Gardemann gefragt, warum sich eine deutliche Ratsmehrheit von 19:7 dennoch für die teurere Variante eines Neubaus an der Weseler Straße entschieden hat.
Einzelne Bereiche sind über 100 Jahre alt, das etwas getan werden musste, stand außer Frage
Einzelne Bereiche der bisherigen Standorte sind über 100 Jahre alt. Die Gebäude entsprechen weder sicherheitstechnisch noch in puncto Wärmeeffizienz modernen Anforderungen. Die von den Grünen präferierte Variante 1.a hätte diesen Anforderungen durch umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen Rechnung getragen, ohne dass man komplett hätte neu bauen müssen. Allerdings hätte auch diese Lösung die Gemeinde immer noch rund 25 Millionen Euro gekostet.
Umbaumaßnahmen von mindestens drei Jahre
Doch Rainer Gardemann weist darauf hin, dass es bei dieser Kalkulation durchaus einige Unwägbarkeiten gab, die den Endpreis erheblich in die Höhe hätten drücken können, da der wirkliche Zustand der Bestandsgebäude erst untersucht werden müsste. Selbst bei der billigsten Variante 1a hätten eine Zweifachturnhalle und zusätzliche Lerngebäude errichtet werden müssen. Dazu sollten die Umbaumaßnahmen mindestens drei Jahre in Anspruch nehmen. Die ersten und zweiten Klassen hätten also den größten Teil ihrer Grundschulzeit auf einer Baustelle mit immer wieder erforderlichen Wechseln der Räumlichkeiten verbringen müssen.
Bibliothek und Multifunktionsraum wären nicht barrierefrei erreichbar gewesen
Sorgen bereiteten den Befürwortern eines Neubaus, CDU, SPD, Die Partei und Bürgermeister, zudem einige gravierende Einschränkungen der Modernisierungsmaßnahmen. Trotz des Einbaus von vier Fahrstühlen, wären die Bereiche Bibliothek und Multifunktionsraum nicht barrierefrei erreichbar gewesen. Inklusion sieht anders aus. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass auch diese Maßnahme immer noch 25 Millionen Euro gekostet hätte. Doch bei dieser Zahl machten viele Ratsmitglieder ein weiteres Fragezeichen. Niemand kann vorhersagen, auf welche Probleme man bei genauerer Betrachtung der vorhanden Bausubstanz gestoßen wäre. Schon gar nicht, welche zusätzlichen Kosten, z. B. bei der Wärmedämmung und beim Brandschutz, dadurch auf die Gemeinde zugekommen wären.
Blick in die Wundertüte
„Der Blick in die Substanz könnte ein Blick in die Wundertüte werden“, hatte Rainer Gardemann daher schon früh gewarnt. „Statt für unkalkulierbare Flickschusterei haben wir uns daher für die optimale Lösung entschieden. Der Neubau wird zwar 5,8 Millionen Euro teurer, dafür sind die Unterhaltskosten erheblich günstiger. Außerdem hat das neue Gebäude alles, was man von einer modernen Grundschule erwartet und ab 2026 auch vom Gesetzgeber gefordert wird, von der modernsten Lerntechnik über eine eigene Küche bis zur Mensa.“
Bauzeit von etwa 27 Monaten
Ein wenig Geduld ist allerdings noch nötig. Nach Abschluss der Planungsphase rechnen die Verantwortlichen mit einer Bauzeit von etwa 27 Monaten. Doch das Warten soll sich lohnen. „Die Kitas, die Gesamtschule und die Kindertagesmütter in Schermbeck sind bereits optimal aufgestellt. Jetzt erhält die Gemeinde auch eine Grundschule, die den Anforderungen der kommenden Jahrzehnte gerecht werden wird“, freut sich Rainer Gardemann.
Die 80-seitige Dokumentation kann hier eingesehen werden: Schulbauberatungskonzept für die Grundschule Schermbeck