Erler möchten Genossenschaft für eine Dorfkneipe gründen

Wir in Erle – Projekt Dorfgemeinschaftshaus – Gründung einer Bürgergenossenschaft

Erle ohne Kneipe und Dorfgasthof? Ein absolutes „no go“, sagen mittlerweile Politik und viele Bürger aus Erle, Raesfeld und Umgebung. Sie möchten ein Dorfgemeinschaftshaus, um damit dem Dorfsterben keine Chance zu bieten.

Bürgergenossenschaft Erle Dorfkern

Erle. Idealismus, Herzblut und Heimatliebe bringen die Beteiligten schon mit. Ihr großes Ziel: Ein Dorfgemeinschaftshaus für Erle. Kostenpunkt: 2 Millionen Euro. Das Geld soll mithilfe der Bewohner und Bürger zusammenkommen. Genauer: Mit der Bürgergenossenschaft Erle eG.

Dorfgemeinschaftshaus Erle
Spatenstich auf dem Hof der Brennerei Böckenhoff in Erle.

Das Besondere daran: Jeder kann sich beteiligen und selbst Gründer werden. Mit einem Mindestbeitrag von 300 Euro. Zu den Bedingungen alles weitere auf der Homepage: wir-in-erle.de

Bürgermeister Andreas Grotendorst rechnet durch: Wenn sich 6.666 Menschen mit dem Mindestbetrag eintragen, hat die Gemeinde Erle/Raesfeld das Geld zusammen. „Einen Plan B gibt es nicht“, betont er.

Was soviel bedeutet: Dann wird es bald keine Gaststätte im Ortskern von Erle mehr geben. Bedauerlich auch für alle Schermbecker, denn der „Pendelverkehr“ mit dem Fahrrad zwischen Schermbeck und Erle, oder umgekehrt, ist groß. Mit dem anstehenden Ausbau der neuen Fahrradroute, freie Fahrt bis Dorsten längst der B224 und ortsverbindend, beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit die drei Bürgermeister Mike Rexorth, Tobias Stockhoff aus Dorsten und Andreas Grotendorst aus Raesfeld. Wenn dann demnächst der Radweg an der B224 fertig ist, kann man über die B58 und der L 608 zumindest wieder mit dem Fahrrad das Freudenberger Dreiecksrennen fahren, mit Zwischen- oder Boxenstopp am Dorfplatz Erle.

Selbst Rhader und Niederländer aus der Partnergemeinde Wehl haben schon gezeichnet.

Initiatoren Gruppe
Die Initiatorengruppe von Wir-inErle v. l.: Johannes Böckenhoff, die Bauherren und Vorstände der Voba Erle Ralf Steiger und Michael Weddeling, Bürgermeister Andreas Grotendorst, Daniel Bosse, Alexandra Böckenhoff, Daniel Knufmann, Gemeinde Raesfeld, Martin Tesing, Erster Beigeordneter, André Wachtmeister, zukünftiger Pächter, und Arno Brömmel, Erler Gastwirt aus Leidenschaft. Foto: Bosse

Dazu Andreas Grotendort: „Ich spüre gerade: es geht ein richtiger Ruck durch unser Dorf. Wir erleben Bürgerbeteiligung in seiner allerhöchsten Stufe: Jeder kann selbst entscheiden, ob wir unsere Dorfkneipe erhalten in dem er sich selbst entscheidet, ob er sich an der Finanzierung beteiligt. Beim Kirchturm –der jetzt höher ist als der von Raesfeld- hat das schließlich auch geklappt; da sollte es bei einem Zapfhahn mit Tisch, Stuhl und Dach über dem Kopf auch kein Problem sein. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass wir gemeinsam dieses Projekt noch in meiner Amtszeit als Bürgermeister bis Ende August auf den Weg bringen. Deswegen bitte ich alle: Sprecht Menschen an, die hier leben oder immer wieder gerne nach Erle kommen, um dort nette Menschen zu treffen, lecker zu essen, …dass sie Gründungsgenosse werden. Sie alle haben die Möglichkeit Geschichte zu schreiben!“

Andreas Grotendorst
(Noch)Bürgermeisters Herzensangelegenheit. Wenn nicht jetzt, dann gar nicht mehr. Es gibt keine 2. Chance für dieses Projekt.

Die Planung

Das Projekt ist auf dem Gelände rund um den Dorfkern geplant. Johannes Böckenhoff hat sein Grundstück an die Gemeinde Raesfeld/Erle mit einem weinenden Auge verkauft. Doch zugleich freut er sich, dass hier ein neuer Mittelpunkt für das Dorf entstehen soll. Ein Ort, der immer belebt ist und Menschen zusammenbringt.

dorfgemeinschaftshaus Erle
Die Verträge sind unterschrieben: Die Gemeinde hat den Hof von Johannes Böckenhoff gekauft. v. l.: Andreas Grotendorst, Johannes Böckenhoff und Martin Tesing, Kämmerer und Erster Beigeordneter

Geplant ist im Rahmen des Dorfentwicklungskonzeptes der Bau eines neuen Dorfhauses durch eine Bürgergenossenschaft, ein neuer Dorfplatz, ein Mehrfamilienhaus und die Verkehrsberuhigung der Schermbecker Straße im Dorfkern von Erle.

Ein neues Gesicht für den Dorfkern

Der Dorfkern von Erle soll mit der neuen Mitte auf dem Hof von Johannes Böckenhoff ein neues Gesicht bekommen. Es ist ein einmaliges Projekt in Deutschland. So stellte er mit den Beteiligten das Konzept hinter dem Motto „Wir in Erle – Unser Dorf hat Zukunft“, am Dienstagvormittag vor.

Arno Brömmel
Arno Brömmel möchte gerne „Kranführer“ werden.

Hintergrund ist auch der, dass Arno Brömmel sich aus seiner Gaststätte hinausziehen möchte. Viele Menschen treffen sich hier regelmäßig zum Stammtisch und anderen Anlässen. Im Sommer war der Biergarten immer mit Leben gefüllt. Doch das Gebäude ist alt und eine Sanierung würde noch mehr kosten, als ein Neubau.

Stichtag 31. August 2020

Im Herbst sollen die Bagger anrücken. Daher muss das Geld recht schnell zusammenkommen. Stichtag ist am Montag, der 31. August. Bis dahin kann sich jeder als Gründer und Genossenschaftsmitglied eintragen.

Prägender Bestandteil der neuen Mitte soll das Dorfgemeinschaftshaus werden, das durch die Genossenschaft finanziert werden soll. Mindestens 300 Euro kostet ein Anteil. Den Beteiligten ist bewusst, dass sie sich mit diesem Zeitplan von drei Monaten einer großen Herausforderung stellen müssen. Bis Herbst 2022 soll das Vorhaben realisiert sein.

Wer einen Anteil auf der Homepage zeichnet und somit Gründungsmitglied wird, kann diesen Ausdrucken, unterschreiben, einscannen und an [email protected] direkt senden