Unermüdlich auf der Suche nach Fördergeldern

Bürgermeister Mike Rexforth bereicherte die Gemeindekasse um rund 15 Millionen Euro

Schermbeck. Rund 5 Millionen Euro sieht der kommunale Haushalt jährlich vor für Investitionen in Schermbecker Zukunftsprojekte.

Mit diesem Betrag kann man die Zukunft einer rund 14 000 Einwohner zählenden Gemeinde nur notdürftig gestalten, aber keinesfalls so, dass die Investitionen ausreichen, den Konkurrenzkampf um die Sicherung der Daseinsvorsorge erfolgreich für die eigene Gemeinde gewinnen zu können.

Bürgermeister Mike Rexforth
Seit vier Jahren hat sich Bürgermeister Mike Rexforth erfolgreich bemüht, Fördergelder zur Verbesserung der gemeindlichen Infrastruktur zu bekommen. Foto: Helmut Scheffler

Zu dieser Einsicht gelangte Bürgermeister Mike Rexforth schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahre 2014.

Seit 2003 im Rathaus Schermbeck

Am 22. Januar 2003 wechselte er im Schermbecker Rathaus vom Sozialamt in die Finanzverwaltung der Gemeinde Schermbeck, übernahm am 1. November 2005 die Leitung der zusammengeführten Ämter Liegenschaften, Beitragswesen und Finanzverwaltung und wurde nach einer Ausbildung zum Bilanzbuchhalter am 1. September 2013 zum Kämmerer der Gemeinde Schermbeck berufen.

Ein Jahrzehnt lang konnte Rexforth in der Finanzverwaltung erfahren, wie knapp die kommunale Kasse ist, wenn man sich nicht bemüht, Gelder von externen Geldgebern zu bekommen. Viele Jahre lang wollte man sich in Schermbeck nicht auf den Weg der Beantragung von Fördergelder begeben. „Dazu hätte man das Personal einsetzen müssen, weil es sehr arbeitsintensiv ist, Fördergelder zu bekommen“, erinnert Rexforth an die Jahre vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister.

Fördergelder sind Chefsache

Nach der Wahl zum Bürgermeister hat Rexforth die Wirtschaftsförderung und die Beantragung von Fördergeldern zur Chefsache erklärt. In der Rückschau dankte er seinem Amtsvorgänger Ernst-Christoph Grüter, in dessen Amtszeit der Anschluss der Gemeinde Schermbeck zur Regionalen 2016 erfolgte.

Die Entscheidung, Fördergelder zu akquirieren, zog jede Menge Arbeit nach sich. Viele Fahrten nach Düsseldorf oder Mönchengladbach waren nötig, um die Realisierungschancen abzuklopfen, bevor ein Förderantrag auf den Weg geschickt wurde.

16,5 Millionen Euro

Der Aufwand hat sich gelohnt. Seit 2014 hat es Rexforth dank der Unterstützung durch Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung verstanden, 16,5 Millionen Euro als eine kräftige Finanzspritze für den Kommunalhaushalt nach Schermbeck zu lenken.

Abzüglich des zu zahlenden kommunalen Eigenanteils blieb ein Nettobetrag in Höhe von 15 Millionen übrig. Dieser Betrag entspricht dem Investitionsanteil von drei Schermbecker Haushaltsplänen. Damit konnten über die Pflichtaufgaben hinaus manche Ziele verwirklicht werden, um die Gemeinde gestalterisch weiterzuentwickeln.

Gleich mehrere Beträge stellte das Bund-Länder-Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“ zur Verfügung. Das Programm fördert Städte und Gemeinden in dünn besiedelten, ländlichen, von Abwanderung bedrohten oder vom demografischen Wandel betroffene Räume. Aus diesem Programm erhielt die Gemeinde Schermbeck 34 300 Euro für die allgemeine Städtebauförderung.

Schermbecker Spiel- und Bewegungskonzept

Bereits im Jahr seines Amtsantritts gelang es Rexforth über Uta Schneider von der Geschäftsstelle der Regionalen 2016 das Schermbecker Spiel- und Bewegungskonzept als ein Modellprojekt für andere Kommunen in die Förderkulisse einzubringen.

Mit der Vernetzung der Schermbecker Spielplätze wurde im Jahre 2015 begonnen. Inzwischen wurden einzelne Projektbausteine an der Maximilian-Kolbe-Schule, an der Gesamtschule und am Raiffeisenweg umgesetzt.

Angesichts der schrumpfenden Schülerzahlen musste sich die Gemeinde Gedanken machen über die zukünftige Entwicklung der beiden Grundschulen. Dem Bürgermeister und seinem Team gelang es, 183 260 Euro Fördergelder zu bekommen, um eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben zu können, die sich mit den künftigen Grundschulstandorten befasst. Außerdem kann mit Teilen des Förderbetrages ein Architektenwettbewerb in Auftrag gegeben werden.

874 300 Euro Fremdmittel sind ein wichtiger Fördergeld-Batzen, um die Mittelstraße zwischen Erler Straße und Schienebergstege umgestalten zu können. Da die Gemeinde jeweils schnell auf das Angebot von Fördergeldern reagierte, gab es 34 878 Euro für die Erstellung eines Wirtschaftswegkonzeptes, 10 500 Euro für die Installation eines WLAN-Netzes im Ortskern, 5,5 Millionen Euro für den Breitbandausbau in Schermbeck, Gahlen und Bricht, 7 034 764 Euro für den Breitbandausbau im Außenbereich und 184 430 Euro für die Einstellung eines Klimaschutzmanagers während eines Drei-Jahres-Zeitraumes.

Abrahamhaus am Sportplatz

Für das kurz vor der Einweihung stehende Abrahamhaus am Sportplatz des SV Schermbeck gelang es der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem SVS-Vorsitzenden Johannes Brilo, 960 000 Euro Fördergelder nach Schermbeck zu holen. „Dadurch haben wir die Chance, dem SV Schermbeck langfristig eine solide Infrastruktur zur Verfügung zu stellen“, freut sich Rexforth über ein Haus, das zusätzlich von anderen Gruppen genutzt werden kann.

Ohne Eigenanteil zahlen zu müssen, gelang es der Gemeinde, die „Neue Wildnis Dämmerwald“ im westlichen Teil des Staatsforstes einzurichten.

„Wir haben viele Dinge angestoßen, die wir uns aus Eigenmitteln nicht hätten leisten können“, fasst Rexforth zusammen. Zu der Art der Vergabe von Fördergeldern hat er ein zwiespältiges Verhältnis. „Ich fände es sinnvoller und sicherlich auch nachhaltiger“, so Rexforth, „wenn öffentliche Gelder über einen entsprechenden Verteilschlüssel jährlich zur Verfügung gestellt würden. Dann könnte die Gemeinde sachlich entscheiden, was für die Kommune eine absolut sinnvolle und nachhaltige Investition darstellen würde.“

„Wenn aber“, so Rexforth, „von der EU, von der BRD und vom Land NRW Gelder für Förderprojekte zur Verfügung gestellt werden, dann wäre es unverzeihlich, wenn die Gemeinde und ich als Bürgermeister die Chancen nicht nutzten.“

Sein Fazit

Rexforth verweist in diesem Zusammenhang auf seinen Amtseid, der ihn verpflichtet, sich zum Wohle der Gemeinde einzusetzen. Sein Fazit: „So verstehe ich es als eine meiner Aufgaben, Ausschau nach Investitionszuschüssen zu halten.“

Ideen für weitere Förderanträge hat der Bürgermeister schon entwickelt. In dem Programm „Dorfentwicklung“ sieht er Chancen für Fördergelder. Um den Tourismus in Zusammenarbeit mit Hünxe, Hamminkeln und Raesfeld zu fördern, überlegt Rexforth derzeit, wie – nach dem Vorbild des Raesfelder Naturparkhauses – ein Haus in Schermbeck errichtet werden kann, um Informationen über kulturelle Highlights der Region zentral darstellen zu können.

Aufwertung des Mühlenteiches

Um die ehemalige reformierte Kirche nahe der Burg durch einen weiteren Raum für einen geselligen Abschluss festlicher Aktivitäten nutzen zu können, hat Rexforth erste Gespräche mit Personen geführt, die Mittel aus der Städtebauförderung bereitstellen können. Rexforth macht sich derzeit auch Gedanken über eine Aufwertung der im Privatbesitz befindlichen Mühlenteiche.

Alexander Thomann

Die intensive Arbeit zur Gewinnung von Fördergeldern übersteigt auf Dauer die Kraft eines Bürgermeisters, der ja eine Vielzahl von andern Aufgaben ebenfalls zu erledigen hat. Deshalb wurde im Rathaus eine Stabsstelle eingerichtet. Deren Leiter Alexander Thomann hat auch die Aufgabe übernommen, Fördergelder zu erschließen und Vorschläge für eine Antragstellung zu unterbreiten. H.Scheffler

Seit vier Jahren hat sich Bürgermeister Mike Rexforth erfolgreich bemüht, Fördergelder zur Verbesserung der gemeindlichen Infrastruktur zu bekommen. Foto: Helmut Scheffler

Anmerkung: Am 16. Februar 2019 erreichte uns ein Leserbrief zu diesem Artikel, den wir vorerst nicht veröffentlichen. Grund: Der Leser weist sich als „Herr Kurios“ aus. Sobald „Herr Kurios“ uns seinen Namen mitteilt, werden wir den Leserbrief veröffentlichen.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.