Mindestens sechsmal tötete ein Wolf Schafe des Hünxer Züchters Kurt Opriel
Kurt Opriel ist Rekordhalter in der Region Schermbeck-Hünxe. Maik Dünow ist auf Umweltministerin Ursula Heinen-Esser sauer. Er hält ihr Untätigkeit in Sachen Schafschutz vor.
Mit sechs nachgewiesenen Wolfsrissen und einem wahrscheinlichen siebten Wolfsriss hat der Hünxer Schafzüchter seit dem ersten Wolfsriss am 23. September 2018 am häufigsten miterlebt, dass er beim morgendlichen Besuch auf der Wiese ein oder mehrere tote Schafe vorfand.

Gestern Morgen war es wieder so weit. Als Kurt Opriel um 7 Uhr seine 25-köpfige Schafherde auf einer Wiese an der Straße „Hoher Wardweg“ südlich des Reiterhofes Reßing im Ortsteil Hünxerwald aufsuchte, lag ein totes Schaf auf der Wiese.
Aufgerissen Bauchdecke
Die Bauchdecke war aufgerissen, ein Großteil der Innereien und des Bauchlappens fehlte ebenso wie ein Vorderbein samt Schulter. Aus seinen Erfahrungen mit den bisherigen Wolfsrissen schloss Kurt Opriel: Hier war ein Wolf am Werke. Und da er das Verfahren zur Meldung bereits mehrfach geübt hatte, hat er umgehend das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) telefonisch gebeten, den zuständigen Wolfsberater zu schicken.

Vorgeschriebene Schutzmaßnahmen umgesetzt
Bis zum Eintreffen der beiden Wolfsberater Niels Ribbrock und Nikolai Eversmann von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen in Lembeck blieb für Kurt Opriel, für die Gahlener Schafzüchterin Christiane Rittmann und für Maik Dünow, den Sprecher der Berufsschäfer in NRW, Gelegenheit, an einen Termin zu erinnern, der vor zweieinhalb Wochen an derselben Stelle stattfand. Kurt Opriel hatte bereits nach dem zweiten Wolfsriss im Oktober 2018 damit begonnen, die vom LANUV vorgegebenen Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Zaun wurde mehrfach erhöht
Dabei stellte er schnell fest, dass die vom LANUV vorgegebenen 90 Zentimeter für die Zaunhöhe nicht ausreichten, den Wolf von den Schafen abzuhalten.
Mehrfach erhöhte er den Zaun. Nach der letzten Erhöhung auf 120 Zentimeter bzw. auf 140 Zentimeter an jenen Stellen, wo außerhalb des eingezäunten Geländes leichte Erhöhungen festgestellt wurden, lud Kurt Opriel den beim LANUV für den Artenschutz zuständigen Mitarbeiter Dr. Matthias Kaiser ein, den Zaun zu begutachten.
Mit von der Partie waren Vertreter der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis Wesel, Wolfsberater, Vertreter des Kreistierzuchtzentrums, mehrere Schäfer und Schafhalter. Nach eingehender Untersuchung des Zaunes kam Dr. Kaiser zu dem Schluss, dass der Zaun in Ordnung sei.

Ärger Luft gemacht
Umso mehr zeigt sich Opriel jetzt enttäuscht über die mangelhafte Auskunft. Bereits gestern Morgen hat er sich beim Umweltministerium gemeldet und dort seinem Ärger Luft gemacht. „Ich weiß nicht mehr, wie ich mein Schafe sicher halten kann“, teilte er dem Ministerium mit und bat um eine umgehende Antwort zu der Frage, welche Maßnahmen jetzt durchzuführen seien. „Eigentlich kommt jetzt nur noch eine Stallhaltung in Betracht“, waren sich Kurt Opriel und Maik Dünow gestern einig. Doch das sei keine artgerechte Tierhaltung für Schafe, die auf einer Weide gehalten würden. Außerdem sei unklar, wer für die wesentlich höheren Kosten der Tierhaltung zuständig sei.
Hat der Wolf einen höheren Stellenwert als Schafe?
Für die Schafzüchter ist der wiederholte Angriff auf die Herde eines einzigen Züchters inzwischen zu einem grundsätzlichen Problem geworden. „Wenn der Wolf einen höheren Stellenwert hat als Schafe, dann wird es irgendwann in der Region keine Schafe mehr geben“, ist Kurt Opriel überzeugt. Persönlich bedauert er das vor allem deshalb, weil sein Sohn eigentlich bereit ist, als Nachfolger den elterlichen Betrieb zu bewirtschaften.
Empfehlung an die Ministerin
Richtig sauer ist Maik Dünow auf die Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Er hält ihr er Untätigkeit in Sachen Schafschutz vor und empfiehlt ihr deshalb, „einmal morgens um 9 Uhr zu einer Rissstelle zu kommen, um mitzuhelfen, ein totes Schaf von der Wiese zu ziehen.“
Als Empfehlung an die Ministerin fügte er hinzu: „Wenn Zäune nicht das Problem lösen können, dass die Schafe geschützt werden, dann muss die Lösung eben beim Wolf gesucht werden.“
Typischer Kehlbiss
Ob wirklich ein Wolf das Schaf getötet hat, steht erst fest, wenn die Untersuchungsberichte der beiden Wolfsberater vom Senckenberg-Institut ausgewertet wurden.
Untersucht wurde nicht nur die Gesamtsituation des Geländes, sondern die Verletzungen des Schafes. Bei der Begutachtung der Fraßstelle am Körper des Schafes wurde festgestellt, dass es einen für Wölfe typischen Kehlbiss gab. Mehrere Abstriche wurden vorgenommen, um genetisches Material zu gewinnen, mit dessen Hilfe man feststellen will, ob ein Wolf Verursacher des Schaftodes war.
Keine Zusammenarbeit mit anderen Laboren
Diese Proben werden jetzt umgehend dem LANUW übergeben. Das LANUV reicht die Proben weiter an das Senckenberg-Institut. Mit der Arbeit dieses Institutes sind die Schafzüchter aber längst nicht mehr einverstanden. „Ein Schafzüchter bemängelte gestern: „Es ist bedauerlich, dass das Senckenberg-Institut bislang die Zusammenarbeit mit anderen Laboren verweigert und dass die verwendete Referenz-DNA nicht zugänglich gemacht wird.“ H.Scheffler