Volksbank-Neubau liegt im Zeitplan – Baukosten jedoch durch den Krieg in der Ukraine gestiegen. Rainer Schwarz von der Volksbank Schermbeck: „Es kommen härtere Jahre, raue Jahre auf uns zu. Diese Krise verlangt, dass wir wieder lernen, uns zu bescheiden.“
„Sie sehen es nebenan: Unser Erweiterungsgebäude nimmt Formen an. Der Bau ist winterfest, die Wände sind verputzt, der Estrich gelegt. Jetzt beginnt der wenig sichtbare, aber aufwändige Innenausbau“, so Rainer Schwarz zu Beginn der Presskonferenz am Dienstag.
Allerdings werfe der Ukraine-Krieg auch auf den Neubau, was die Kosten anbelange, Schatten. Bei den Gesamtkosten für das Projekt rechnete der Vorstand im August 2021 noch mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag zwischen vier und sechs Millionen Euro. Dieser Betrag könne auf keinen Fall, betont schwarz, eingehalten werden. Das Gebäude werde um einige hunderttausende von Euros teurer.
Aktuell liege der Bau tatsächlich im Zeitplan, so Schwarz. Gleichzeitig verwies er auch darauf, dass jeder, der schon mal gebaut habe, weiß, dass dies die Ausnahme und nicht der Regelfall sei.
Das habe in großen Teilen die Bank selber in der Hand. Was sie jedoch nicht in der Hand haben, sei die wirtschaftliche und politische Wetterlage in Deutschland, Europa und der Welt.
Eine Folge des Ukrainekrieges und der darauf folgenden Energiekrise seien beispielsweise der dunkle Kölner Dom, ebenso das Brandenburger Tor, der Hamburger Michel und die Dresdner Frauenkirche und sogar die Volksbank Schermbeck, bleibe in den Abend- und Nachtstunden – bis auf wenige notwendige Lichtlein – duster.
Auswirkungen die explodierenden Energiekosten
Welche Auswirkungen die explodierenden Energiekosten auf unsere produzierenden Unternehmen und damit auf unsere Kreditrisiken haben, könne Schwarz in der Breite noch gar nicht abschätzen. Mit gigantischen Entlastungspaketen versuche die Ampel-Koalition, die schlimmsten Folgen abzufedern. Dies bedeutet aber auch: neue Staatsschulden, die von zukünftigen Generationen getragen werden müssen.
Gleichzeitig liegt die Inflationsrate im November 2022 bei 10 Prozent. Durch die Auszahlung der Soforthilfen an die Privathaushalte konnte dieser Wert im Dezember dann auf „nur noch“ 8,6 Prozent gedrückt werden.
Die Anhebung der Leitzinsen auf aktuell 2,5% begrenzt die Inflationstendenzen nicht, verteuert aber massiv die Kreditkosten der Privathaushalte, der Unternehmen und der Staaten.
Wie lange die EZB diesen Kurs verfolgen kann, bleibt aus Sicht von Rainer Schwarz abzuwarten. Die Profis der DZ Bank – also der Deutschen Genossenschaftszentralbank – erwarten tatsächlich eine inverse Zinsstrukturkurve, also kurz- und mittelfristig höhere, langfristig niedrigere Zinssätze, so Schwarz.
Baufinanzierungszinsen
Im Geschäftsjahr 2022 stiegen die Baufinanzierungszinsen von Januar bis heute von unter 1% auf gut 4% an. Oder anders: Eine klassische Hausfinanzierung über 250.000 Euro kostet nicht mehr 208 Euro monatliche Zinskosten, sondern 833 Euro. Und Schwarz spreche, wie er betonte, hier nur von den Zinsen. Die Tilgung kommt ja noch obendrauf, von den stark gestiegenen Einkaufspreisen für Steine und Zement, Baustahl, Holz, Dacheindeckungen oder Heizungstechnik.
Rainer Schwarz: „Diese steigenden Zinsen haben massiv auf die Entwicklung der Wertpapierkurse gedrückt. Bei steigenden Kapitalmarktzinsen sinken die Kurswerte von Anleihen ab. Anders formuliert: um meine festverzinsten Bundesanleihen weiterhin verkaufen zu können, muss ich den Kaufpreis senken. Dies merkten unsere Anleger, dies merkt auch unsere Volksbank mit ihren Bundesanleihen und Schuldverschreibungen im eigenen Bestand“.