Aus Deutschland werden heute tausende Bauern mit Treckern in Brüssel zur Demonstration vor dem Sondertreffen des EU-Agrarministerrates erwartet. Aus dem Rheinland sind in aller Früh über 130 Bauern mit mehreren Bussen nach Brüssel aufgebrochen. Auf ihren Schildern steht: „Von Russland gesperrt – von Brüssel verlassen“.
Mit Trillerpfeifen und lebensgroßen, gebastelten Schweinen werden sie auf die schlechten Preise bei den Schweinen, bei der Milch und bei den anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen aufmerksam machen. Darauf weist der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) hin.
Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind nach RLV-Angaben europaweit im Vorjahresvergleich auf breiter Front massiv eingebrochen. Deshalb organisiert der europäische Bauern- und Genossenschaftsverband COPA/COGECA am Rande der Sondersitzung der EU-Agrarminister eine Großdemonstration, um auf die ernste Marktsituation hinzuweisen.
Der Politik sei bewusst, dass politische Maßnahmen dringend nötig sind, um die Landwirte zu unterstützen. „Wie es zu den schlechten Preisen gekommen ist, ist ganz klar. Chinas Konjunktur schwächelt, Russland hat die Grenzen dicht gemacht – da fehlen uns wichtige Absatzmärkte. Hinzu kommt, dass in den Drittländern außerhalb Europas 1,5 Mio. t mehr Milch produziert wurde, sodass viel Milch auf dem Markt ist. Die Preismisere ist dramatisch für unsere Bauern“, betont RLV-Präsident Bernhard Conzen. „Brüssel muss jetzt dringend bessere Rahmenbedingungen schaffen, sodass die Tierhalter im internationalen Wettbewerb nicht weiter abgehängt werden!“ Aus eigener unternehmerischer Kraft lasse sich die Krise nicht bewältigen. Conzen sieht jedoch nicht nur die Agrarpolitik, sondern auch die Vermarkter und insbesondere den Lebensmitteleinzelhandel in der Verantwortung für die heimische Milch- und Fleischerzeugung. „Der Preiskampf im Lebensmittelhandel darf nicht auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen werden“, fordert er abschließend.
Text und Foto: Rheinischer Landwirtschaftsverband