Luftbild (29): Im Flug über den Bösenberg

Beim Anflug des Schermbecker Ortskerns aus nordwestlicher Richtung erkennt man nicht weit von den Angelteichen Schoel (Vordergrund) im Lichtenhagen entfernt eine Siedlung mit nahezu elliptischem Grundriss. Es ist der Bereich des Bösenberges, der durch den Mühlenbach und durch den oberen Burgmühlenteich (ganz rechts) von jenem Teil des Kleinstädtchens Schermbeck abgetrennt wird, der früher einmal von einer Stadtmauer umgeben war.

Im preußíschen Urkataster aus dem Jahre 1734 heißt die Erhebung noch „Der Bösen Berg“. Dort soll sich eine Gerichtsstätte befunden haben. Im 17. Jahrhundert vermerkt das Protokollbuch der ehemaligen lutherischen Kirchengemeinde einen Galgenberg für den Bereich des „Bösenbergs“. Dort wurde unter anderem einer Wulfenerin, die ihr neugeborenes Kind umgebracht hatte, am 13. Oktober 1717 mit dem Schwert das Haupt abgeschlagen. Mit glühenden Zangen wurde zwei Jahre später ein Mann bearbeitet, der zuvor gemordet hatte und zudem Einbrüche und Räubereien begangen hatte.

„Auf dem Bösenberg wurden auch jene Personen bestattet, die keiner christlichen Kirche angehörten oder sich selbst das Leben nahmen“, stellt der Heimat- und Geschichtsvereinsvorsitzende Hans Zelle fest.

Bösenberg,-05.08Dort, wo das Luftbild inmitten des Bösenbergs drei großkronige Buchen zeigt, befindet sich noch heute der jüdische Friedhof, der erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt wurde.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein befand sich der Bösenberg zu einem großen Teil im Königlich-Preußischen Besitz. Diesen Teil erwarb im 19. Jahrhundert die Kommunalgemeinde. „Sie hat dann“, so Hans Zelle „nachdem die Bürgerschaft allmählich ihre Schreckensvisionen aufgegeben hatte, Interessenten erlaubt, das Ödland zu kultivieren und Gärten anzulegen.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Bebauung des Bösenbergs begonnen, zunächst nur im nördlichen Teil, weil man eine Zeitlang überlegte, eine Entlastungsstraße für den Ortskern an den Mühlenteichen entlang zu bauen. Der mehrmalige Versuch scheiterte, zuletzt in den 1990er-Jahren. Wegen seiner räumlichen Nähe zum Einkaufszentrum einerseits und zur Grünzone des Bruchs und des Lichtenhagens andererseits ist der Bösenberg ein bevorzugtes Baugebiet mit den höchsten Grundstückspreisen im Gemeindegebiet. H.Sch./Luftbild Scheffler, 5.8.2010

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.