Leserbrief von Manuel Schmidt – Die Kirche mal im Dorf lassen
Eine alte Redewendung beschreibt mein Gefühl zu den Auslösern der aktuellen sehr lauten und öffentlichen Debatte um Beurlaubung vom Schulunterricht für die Kinder des Schermbecker Bürgermeisters Mike Rexforth ganz gut: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“
Niemand steht über dem Gesetz, doch in einer Gemeinschaft gestalten wir auch das Miteinander in all seinen Zwischentönen. Da ist nicht nur schwarz und weiß, es braucht auch nicht ständig das große Besteck. Augenmaß und angemessene Reaktionen machen unser Zusammenleben überhaupt erst möglich; die berühmten Fünfe, die man auch mal gerade sein lässt.
Der Baum, der ein kleines Stück zu nah an der Grundstücksgrenze steht, der nicht völlig schneefreie Gehweg, die Mülltonne, die erst am Mittag reingeholt wird oder der 50. Geburtstag, der vielleicht etwas zu lange und etwas zu laut gefeiert wurde. Alles menschlich, manchmal ärgerlich, aber am Ende keine Katastrophen.
Unwürdige Verantwortlichkeits- und Rechtfertigungsspirale
Was passiert, wenn Maß und Mitte verloren gehen, sehen wir gerade: Eine unwürdige Verantwortlichkeits- und Rechtfertigungsspirale beider Seiten, die in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird.
Ich finde: Wir sollten die Kirche im Dorf lassen und uns fragen, ob dieses Theater zu den wichtigen, aktuellen Herausforderungen unserer Zeit gehört oder ob es sich nicht vielmehr um lautes Geschrei derjenigen handelt, die selbst keine Antworten auf wichtige Fragen mitbringen und ihre persönlichen Streitereien auf unser aller Rücken austragen. Letzteres nutzt nämlich nur denjenigen, die unsere Demokratie ohnehin für gescheitert halten.
Demokratie- und Moralverständnis
In dieser Melange schwingt sich ausgerechnet derselbe feine Herr Dr. Steinkühler zum Chefankläger, Moralapostel und Demokratieverteidiger auf, der seinerzeit die SPD ohne ein Wimpernzucken um ein geliehenes Mandat zu Gunsten der Schermbecker Grünen betuppt hat. Das lässt tief blicken auf das Demokratie- und Moralverständnis eines Mannes, der gerne erster Bürger in unserer Gemeinschaft geworden wäre.
Ein Typ aus Nazareth hat einmal in einer nicht völlig unähnlichen Situation gesagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“.
Finde ich gut die Botschaft.
Manuel Schmidt aus Schermbeck
Dieser Leserbrief spiegelt die persönliche Meinung des Verfassers wider und nicht notwendigerweise die Ansichten, Positionen oder Meinungen der Heimatmedien GmbH oder ihrer Redaktion. Der Verfasser ist allein verantwortlich für den Inhalt und die Aussagen in diesem Leserbrief.