Kritik am Populismus des BUND beim „Thema Wolf“

Langjährige Schermbecker BUND-Mitglieder distanzieren sich von der Auffassung des BUND im Kreis Wesel zum Thema Wolf

In ihrem Kündigungsschreiben an Günther Rinke (Kreisgruppenvorsitzender) und Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW, erklären die langjährigen Gründungsmitglieder der Ortsgruppe Schermbeck Margret und Christoph Dorr den Grund ihrer Kündigung der Mitgliedschaft im BUND NRW mit sofortiger Wirkung.

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Hobby-Züchter Christoph Dorr steht am Lichtenhagen vor einem der Wolfsschutzzäune, die er errichtet hat. Foto: Helmut Scheffler

Den letzten Anstoß zu der schon länger im Raum stehenden Entscheidung sei die Pressemitteilung des BUND WES vom 27.12.20 gewesen.

Bund zeigt sich enttäuscht über Entscheidung von Bündnis90/Grüne

„Wer den Abschuss von Gloria fordert, ignoriert sowohl die Rechtsgrundlage als auch die wissenschaftliche Faktenlage, ist insofern rein populistisch unterwegs“ so Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW.

Gleichzeitig zeigt sich DIE BUND-Kreisgruppe Wesel insbesondere von der Rolle enttäuscht, die einige Politiker von Bündnis90/Grüne sowohl in Schermbeck als auch im Kreis Wesel in der Diskussion um einen Abschuss der Wölfin spielen. „Naturschutz als wichtiger Teil des Umweltschutzes scheint ihnen fremd geworden zu sein“.

BUND rein populistisch unterwegs

„Wir fühlen uns durch einen Verein, der tatsächliche Begebenheiten und Informationen, der sich sowohl die Rechtsgrundlagen als auch die wissenschaftliche Faktenlage so zurechtlegt, dass sie seiner unverrückbaren Position dienlich sind, und der „insofern rein populistisch unterwegs ist, nicht mehr vertreten“, begründet Christoph Dorr seinen Austritt.

Und weiter: „Da wir viele andere Themen, Positionen, Aktionen, Maßnahmen, des BUND-Bundesverbandes durchaus weiter unterstützen möchten (das Highlight bleibt der Biotopenverbund/Grünes Band mit der Wildkatze als „Botschafter“), werden wir voraussichtlich mit unserer Mitgliedschaft in einen anderen Landesverband wechseln in der Hoffnung, dort eine professionellen Arbeitsweise vorzufinden“.

Das Ehepaar Dorr betont in ihrem Kündigungsschreiben, dass sie als erfahrene Umwelt-, Natur- und Artenschützer (dazu gehöre auch Wolf!) seit der Jugend, als Schafhalter, Mitglied im Schäferverband, Tierärztin und Ingenieur aus allen Blickwinkel heraus zum Thema Wolf und den Zusammenhänge zutiefst vertraut, d.h. „im Thema sehr tief drin“ seien, was auch die Basis für ein fundiertes Urteilsvermögen sei. 

Argumente, Fakten, Informationen

„Alle relevanten Argumente, Fakten, Informationen unsererseits sind bereits vermittelt worden, u. a. bei dem durch uns angebotenen praxisnahen Infotreffen zum Thema wolfsicherer Zaunbau vor Ort an unserer Schafweide am 23.07.20 und zahlreichen langen Telefonaten und Skype-Meetings.
Da wir erfahren haben, dass diese und auch wohl weitere Kommunikation keinerlei Einfluss auf die Position des BUND WES haben bzw. haben werden, stehen wir für weitere Diskussionen und Kontakte nicht mehr zur Verfügung. Schade, dass durch Ihre Äußerungen eine sachliche, professionelle und emotionsarme Auseinandersetzung abgeschnitten wurde. Vielleicht läuft man sich ja noch einmal irgendwie unter andern Umständen über den Weg“.

Bis dahin, machen Sie es gut (bzw. besser)

Margret und Christoph Dorr
Schermbeck

RÜCKBLICK

Im Streit um Wölfin Glorias Schicksal verhärten sich die Fronten immer mehr.

Trotz der Fördermittel des Landes NRW für das Aufstellen von Wolfschutzzäunen, hatte der Hobby-Züchter Christoph Dorr für seine 17 Heidschnucken zum Schutz seiner Schafe im Naturschutzgebiet Lichtenhagen viel Zeit und Geld investiert.

Damit sorgte er für seine Tiere seit der offiziellen Ausweisung des Schermbecker Wolfsgebietes am 1. Oktober 2018 für eine sichere Weide am Tüschenbachwerg zwischen Westricher Straße und dem Lichtenhagen.

Den enorm großen Aufwand, um seine Heidschnucken vor Wölfen zu schützen, versuchte Dorr bereits schon im Sommer den Mitgliedern des BUND und den Grünen zu beweisen und zu erklären. Gleichzeitig übte Dorr seinerzeit schon Kritik.

Die Wiese im Lichtenhagen pachtete das Ehepaar Dorr im Jahre 2016. Das Thema Wolf gab es da noch nicht. Erst ab Oktober 2018 kamen umfangreiche Schutzmaßnahmen hinzu.

Es wurden

  • mehr als 100 Pfähle als Halterung für den Zaun in die Erde gesetzt
  • Ein Drahtzaun mit Krampen wurde befestigt und gespannt
  • Eine erste Elektrolitze wurde 1,20 Meter über dem Erdboden gespannt
  • Eine zweite Elektrolitze kam 30 cm höher hinzu
  • Um ein Untergraben zu verhindern, wurde der Zaun mit einem weiteren Zaun etwas 40 cm tief eingegraben und verlegt.
  • Angeschafft wurde eine Batterie und eine Ersatzbatterie.
  • Hinzu kamen noch die Kosten für Sonnenkollektoren.

Viel Zeit und finanziellen Aufwand verlangt die Pflege des Zaunumfeldes

  • In regelmäßigen Abständen müssen im Bodenbereich Gras und andere Gewächse entfernt werden
  • Ein Freischneider und eine Akku-Heckenschere musste angeschafft werden
  • Für die Entsorgung von abgebrochenen Äste musste eine Kettensäge gekauft werden.

Als Unterpächterin musste die Familie Dorr nicht alle Kosten übernehmen:
Ein Teil des Zaunmaterials wurde mit Fördermittel des Landes NRW finanziert. Hierbei sei der Verwaltungsaufwand und die Auszahlung der Fördergelder eine extrem zähe Sache gewesen.

Nach der Ausweisung des Wolfsgebietes hat die Familie Dorr mittlerweile ihre Beweidung eingestellt. Der Grund: Die Maßnahmen seien für Hobby-Züchter nicht mehr zu stemmen. Hinzu komme der zähe Verwaltungsaufwand wie Genehmigung und Auszahlung der Fördergelder.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.