In Afrika gibt es sogar eine Shermbeck-Avenue


Rotary-Club Lippe-Issel fördert den Bau eines Gesundheitszentrums in Sierra Leone

Nach der Rückkehr von ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Sierra Leone berichteten Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt als Vorstandsmitglieder der GAGU-Zwergenhilfe e.V. von ihren Eindrücken in Malokka nahe der Großstadt Freetown, wo die Schermbecker Gruppe seit 2002 bedürftige Menschen in verschiedenster Form unterstützt.

„Viele glückliche Momente bestimmten das Wiedersehen“, berichtete Gudrun Gerwien von dem herzlichen Empfang, von dem neuen Straßenschild „Shermbeck Avenue“, das den Weg zum Home of hope zeigt, einem Heim für Kinder und Jugendliche, das die Schermbecker im Jahre 2012 einweihten.

GAGU-Zwergenhilfe
Die GAGU-Vorstandsmitglieder Dieter Schmitt und Gudrun Gerwien berichteten von ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Sierra Lene. Foto: Helmut Scheffler

Dem kleinen Rushid, der im vergangenen Jahr nach Deutschland gebracht wurde, weil ihm die verschluckte Kappe eines Filzstiftes aus der Lunge entfernt werden musste, geht es sehr gut. Das Sorgenkind Ibrahim hat sich kräftig entwickelt.

Als die GAGUs ihn vor vier Jahren kennen lernten, war er völlig unterernährt. Unter der Führung seiner Großmutter, die von den GAGUs unterstützt und beraten wurde, hat sich der Junge prächtig entwickelt. Inzwischen besucht er die Schule. „Da kann man sehen, was man mit 30 Euro pro Monat alles erreichen kann“, freut sich Gerwien über den Erfolg. 30 Euro monatlich kostet eine Patenschaft, die es ermöglicht, ein Kind zu beköstigen, ihm eine Schulausbildung zu bieten und dazu noch ein ärztliche Behandlung.

Rotary-Club Lippe-Issel fördert den Bau eines Gesundheitszentrums in Sierra Leone

Positives gab es auch von den Heimbewohnern zu berichten. Einige sind schon zu jungen Erwachsenen herangereift.

Unsagbar stolz

Einige bereiten sich gerade auf die Uni vor und besuchen so genannte Trainingscamps. Janet studiert bereits seit einigen Monaten. Sie möchte gerne Anwältin werden „Wir sind unsagbar stolz, denn sie ist die Beste unter ihren Kommilitoninnen“, freut sich Dieter Schmitt über Janet, die zwar nicht im Home of hope wohnt, aber von den GAGUs finanziell unterstützt wird.

Nähmaschinen für Heimarbeit

Im „GAGU Trade Center“ wurde erfolgreiche Ausbildungsarbeit geleistet. In der Schneiderei haben fünf junge Menschen eine zweijährige Ausbildung absolviert. Sie haben nicht nur von den GAGUs ein „Certificate of Merit“ erhalten, sondern auch eine Nähmaschine, sodass sie jetzt zu Hause selbstständig Arbeiten ausführen und ein eigenes Gehalt beziehen können.

Da die Ausbildung neuer Lehrlinge bevorsteht, müssen nun fünf neue Nähmaschinen gekauft werden. „Vielleicht hat jemand noch eine alte Tret-Nähmaschine zu Hause, die er uns geben kann“, hofft Gudrun Gerwien. Tretmaschinen seien sinnvoller als elektrische Maschinen, weil in Malokko oft der Strom ausfalle. Die Maschine könne auch getrost kleine Funktionsfehler haben, weil sie vor Ort repariert werden könne.

Die ersten fünf Schneider-Lehrlinge haben ihre Ausbildung erfolgreich beendet. Foto: privat

Das „Hopeful Starlight House“ ist inzwischen fertig gestellt, obwohl es Schwierigkeiten mit den Architekten gab. Der erste Architekt war plötzlich verschwunden.

Sein Nachfolger hat aus zwei geplanten Zwei-Raum-Häusern kurzerhand ein Vier-Raum-Haus errichten lassen. „It´s Africa“, lacht Dieter Schmitt, freut sich jedoch, dass der Bau wunderschön geworden sei. In dem Haus werden ab März zwei Familien wohnen, die sich verpflichten müssen, Ebola-Waisen in die Familie mit aufzunehmen.

Die mitgebrachten Bilder von der örtlichen Entbindungsstation zeigen, dass diese Station extrem weit vom mitteleuropäischen Standard entfernt ist. „Da wird man ganz still, wagt es nicht, den anderen anzuschauen, denn wenn man dessen Tränen sieht, kann man die eigenen auch nicht mehr halten“, beschrieb Gudrun Gerwien ihre Gefühle beim Anblick der Station.

Health-Center durch Rotary-Club Lippe-Issel

Umso mehr freut sie sich, dass dank der finanziellen Unterstützung durch den „Rotary-Club Lippe-Issel“ jetzt ein „Health-Center“ errichtet werden kann. Während des Aufenthaltes in Sierra Leone erhielten sie vom Schermbecker Rotarier Stephan Proff die Mitteilung, dass das Projekt realisiert werden kann, das vom ehemaligen Präsidenten Helmut Ackmann eingestielt wurde.

In dem Gesundheitszentrum, mit dessen Bau jetzt begonnen wurde und das im kommenden Jahr eingeweiht werden soll, werden künftig Menschen behandelt, die sich keinen Arztbesuch leisten können. Für diese Menschen möchten die GAGUs eine Anlaufstelle im Bereich der alltäglichen Allgemeinmedizin schaffen. Dazu gehören die Versorgung bei Verletzungen und ausreichend Medikamente und Verbandsmaterialien ebenso wie Impfungen, damit Lappalien nicht mehr so leicht zum Tode führen können.

Die Kosten für den Bau werden etwa 50 000 Euro betragen. Hinzu kommen die Kosten für das medizinische Equipment. Die Kinder im Home of hope haben sogar schon einen afrikanisch klingenden Namen für das Gesundheitszentrum gefunden. „Gaguro“ haben sie vorgeschlagen als Zusammensetzung von Wortteilen der GAGU-Zwergenhilfe und des Rotary-Clubs.

Zum Personal werden in ein paar Jahren vielleicht auch die beiden Patenkinder Mariama und Isata gehören, deren Paten die Kosten der jungen Frauen für die zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester übernommen haben.

45 Patenkinder

Derzeit werden 45 Patenkinder betreut. Weitere Paten sind herzlich willkommen.

Die monatlichen Kosten betragen 30 Euro. Wer statt einer regelmäßigen Patenschaft einen Einmal-Betrag bevorzugt, damit eine bauliche Maßnahme verwirklicht werden kann, der kann auch eine Spende überweisen, und zwar auf das Nispa-Konto (IBAN DE67356500000000254854; BIC WELADED1WES) oder auf das Volksbank-Konto (IBAN DE55400693630777777900; BIC GENODEM1SMB).

Auf Wunsch wird eine Spendenquittung erstellt. Dies sollte auf dem Überweisungsvordruck vermerkt werden.

Eine finanzielle Unterstützung bahnt sich auch in anderer Form an. Tanja Brodel erstellt einen Imagefilm über die GAGU-Projekte in Sierra Leone. Bei der Vermarktung hofft Tanja Brodel als Ziel zu erreichen, dass 500 Menschen sich für drei Jahre binden, zehn Euro pro Monat zu spenden.

Info:

In den Jahren 2010 und 2011 wurde das Home of hope errichtet und im Jahre 2012 eingeweiht. Derzeit leben dort 16 Patenkinder, die von drei Kochfrauen und einem Hausmeister betreut werden. Zum Mitarbeiterstab gehören auch Security-Personen, 29 Patenkinder leben in Familien. 2016 wurde die Schneiderei eingeweiht, vor Kurzem das Hopeful Starlight House. Darüber hinaus werden Einzelpersonen mit Einmalhilfen unterstützt. Zählt man alle Personen zusammen, die gegenwärtig in irgendeiner Form von der Unterstützung durch die GAGUs profitieren, dann sind es etwa 300. Helmut Scheffler


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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.