Schermbecker Gotteshaus wurde zur Konzerthalle

Die Blaskapelle „Einklang“ gestaltete ein „Konzert in der Kirche“

Schermbeck. Um die Zukunft der Ludgeruskirche braucht sich niemand Gedanken zu machen.

Wenn – wie vielerorts – eines Tages über eine Nachfolgenutzung nachgedacht werden sollte, dann können sich Musiker getrost zu Wort melden, denn das 102 Jahre Gotteshaus ist ausgezeichnet für die Aufführung von Konzerten geeignet.

Das werden jene 250 Besucher eines Konzertes bezeugen können, die am Sonntagnachmittag den Auftritt der Blaskapelle „Einklang“ miterlebten. Die etwa 100 Musiker der „Einklang“ bewiesen während eines eineinhalbstündigen Konzertes, dass sich das musikalische Repertoire weit von jenen kirchlichen Liedern entfernt hat, mit denen die ehemalige KAB-Kapelle in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Gründung im Jahr 1923 die Feste im Kirchenjahr begleitete.

Im Altarraum der Ludgeruskirche veranstalte die Blaskapelle „Einklang“ am Sonntag ein „Konzert in der Kirche“. Foto: Helmut Scheffler

Die Moderation des Programms übernahm der stellvertretende Bürgermeister und „Cäcilia“-Sänger Engelbert Bikowski, der mit seinen umfangreichen Recherchen zu den einzelnen Musikstücken dafür sorgte, dass auch musikalischen Laien ein tieferes Verständnis einzelner Titel möglich wurde.

Südamerikanische Rhythmen

Abwechselnd traten vier Gruppen der „Einklang“ auf. Ingrid Mügge bewies mit dem Aufbauorchester, dass sich die Blaskapelle Einklang um den Nachwuchs keine Gedanken machen muss. Der Nachwuchs erfreute die Zuhörer mit Franz Schuberts „Forellen-Quintett“ und mit dem Negrospiritual „Go down Moses“, das sich auf jene Bibelstelle beruft, in der Gott dem Moses befahl, zum Pharao zu gehen und die Freilassung der Israelis zu fordern. Ein Hauch von Karneval wehte durch die Kirche, als das Aufbauorchester mit seinem „Samba Rio“ südamerikanische Rhythmen erklingen ließ.

Das von August Krayenbrink geleitete Jugendorchester steuerte mehrere musikalische Beiträge zur Gestaltung des Konzertes bei. Foto: Helmut Scheffler

Mit dem Jugendorchester hatte Dirigent August Krayenbrink Jacob de Haans „Blue march and Boogie“ einstudiert, einen Titel, der mit einem Marsch im Blues-Stil begann, um dasselbe musikalische Thema im zweiten Teil im Boogie-Woogie-Stil zu wiederholen.

Mag auch Fastfood bei Jugendlichen ebenso beliebt wie ungesund sein, so war die musikalische Präsentation von Peter Kleine Schaars´ „Fast food: Pizza Pronto & Cheeseburger“ gesundheitlich völlig unbedenklich.

Nacheinander wurden den Zuhörern vier musikalische Gänge serviert: Pizza Pronto im italienischen Stil, Crazy Kebab, arabisch angehaucht, gefolgt vom Cheeseburger und von Hot dogs im Disko-Stil. Fetzige Rhythmen bescherte das Jugendorchester beim hymnenähnlichen „We will rock you“ , mit dem Queen-Frontman Freddie Mercury das Publikum vor 40 Jahren begeisterte.

Ingrid Mügge leitete das Aufbauorchester der Blaskapelle „Einklang“. Foto: Helmut Scheffler

Großer Zapfenstreich

Den größten Teil des Konzertes gestaltete das von August Krayenbrink gestaltete Hauptorchester, das den musikalischen Reigen mit Dmitri Stepanowitsch Bortnianskis „I pray for the power of love“ eröffnete, welches den Kilianern unter den Zuhörern sehr vertraut klang, weil die Melodie alljährlich beim „Großen Zapfenstreich“ im Festzelt am Mühlenteich erklingt.

Als zweiten Beitrag hatte das Hauptorchester Satoshi Yagisawas` „A New Beginning“ ausgewählt, einen sehr einfühlsamen Choral, der mit schnellen Rhythmen begann und zu einem majestätisch wirkenden Ende führte. Ungekünstelte Melodienfolgen mit unkomplizierten Harmonien und einer raffinierten Orchestrierung kennzeichneten Boieldieus Ouvertüre aus der komischen Oper „Le calife de Bagdad“.

Mittelalter

Mit Wilco Moermans „A Knight´s Tale“ und seinen kantatenähnlichen Melodien und virtuosen Abschnitten versetzte das Hauptorchester die Zuhörer zurück ins Mittelalter, in die Zeit der Burgen, Ritterturniere und Edelfräuleins. Spanisches Flair vermittelten die Bläser, als sie Matthias Rudolfs „Valdemossa“ erklingen ließen und an jene mallorquinische Stadt mit malerischem Stadtbild erinnerten, die den Komponisten zu diesem Werk für ein sinfonisches Orchester inspirierten. An einen ausgesprochenen Klassiker erinnerte das Hauptorchester mit dem 1956 entstandenen Song „Fever“, der seither von vielen Künstlern gecovert wurde

„Let´s play“ heißt eine vor zwei Jahren entstandene Gruppe der „Einklang“. Der ehemalige „Einklang“-Dirigent Hubert Dahlhaus hat es seither verstanden, aus ehemaligen Bläsern und Neuanfängern eine eingeschworene Gemeinschaft zu formen, die aus lauter Freude an der Blasmusik mit viel Spaß und Einsatzfreude zur wöchentlichen Probe ins Dorfgemeinschaftshaus kommt. Ihr vorgetragenes „Dona nobis pacem“, das einem bekannten lateinischen Choral entstammt, und drei amerikanische Spirituals passten sehr gut zum Gotteshaus als Veranstaltungsort. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.