Gahlenerin Christa Hohmann ist 100 Jahre alt

Ein sehr bewegtes Leben

Gahlen Einem 100-jährigen Bürger kann man in Schermbeck nicht alle Tage zum Geburtstag gratulieren. Deshalb kamen der stellvertretende Bürgermeister Engelbert Bikowski und der Gahlener Pfarrer Christian Hilbricht gestern Morgen (6.4.) gerne zum Steinbergweg 74, um Christa Hohmann Gesundheit und Gottes Segen für den weiteren Lebensweg zu wünschen.

Die Jubilarin kann später stets von sich behaupten, dass sie die erste 100-jährige Schermbeckerin war, die vom neuen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier schriftliche Glückwünsche erhielt. „Was haben Sie in ihrem Leben nicht alles erfahren und erlebt!“, stellte Steinmeier fest und fügte hinzu, „da ist es richtig, den Blick auf Gelungenes im eigenen Leben zu lenken, auf das, was Grund zum Danken gibt. Ich hoffe, Sie können das in Gesellschaft derer tun, die Ihnen nah und wichtig sind.“

Zu den Gästen, die gestern Morgen Christa Hohmann (sitzend, 2.v.l.) zur Vollendung des 100. Lebensjahres gratulierten, gehörten auch Pfarrer Christian Hilbricht, der stellvertretende Bürgermeister Engelbert Bikowski (hinten v.r.) und der VdK-Vorsitzende Gerhard Becks (vorne l.), der der Jubilarin einen Präsentkorb überreichte. Foto: Helmut Scheffler

Zu den Gratulanten gehörten gestern nicht nur die Kinder, Enkelkinder und Urenkel, sondern auch Nachbarn, ehemalige Nachbarn und Freunde sowie Waltraud Dietermann als Leiterin des Gahlener Seniorentreffs und Gerhard Becks als Vorsitzender des VdK. Ihnen konnte Christa Hohmann von einem sehr bewegten Leben berichten. Zu Beginn ihres Lebens regierte in Deutschland noch Kaiser Wilhelm II. Am Tag ihrer Geburt erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg. Zar Nikolaus II. war im Zuge der Februarrevolution gestürzt worden. Im selben Monat wurde Mata Hari wegen Spionage verhaftet. In Christa Hohmanns Geburtsjahr wurde der erste Gabelstapler hergestellt, erstmals der Pulitzer-Preis verliehen und die Oper „Turnadot“ in der Schweiz uraufgeführt. Der Lions-Club International wurde gegründet und in Fatima erschien die Jungfrau Maria zum letzten Mal drei Schäferkindern.

Die im Ersten Weltkrieg geborene Bitterfelderin Christa Beyer, die nach der Entlassung aus dem Gymnasium im Jahre 1931 erst eine Schneiderlehre begann und anschließend Kindermädchen wurde, lernte das Übel des Krieges in jungen Jahren kennen: Sie verlor ihren ersten Mann Arthur Geist an der Front. Beim Frontübergang erlebte sie im Wohnort Zerbst in Sachsen-Anhalt die Einquartierung durch Amerikaner und später durch Russen mit.

1947 heiratete sie den Kaufmann Walter Hohmann. Die junge Familie zog 1950 zunächst nach Bremen, 1951 nach Stuttgart und lebte seit 1963 in Kirchhellen. Christa Hohmann war als Hausfrau in besonderer Weise für die Erziehung ihrer beiden Söhne Wilfried und Elmar verantwortlich.

1980 zog die Jubilarin mit ihrem Mann Walter nach Gahlen. Im Jahre 2006 musste Christa Hohmann von ihrem Mann für immer Abschied nehmen.

Die Jubilarin führte ihren den Haushalt bis vor einigen Jahren noch selbst. Bei schönem Wetter half sie bei der Pflege der großen Außenanlagen des Hauses. Körperliche Aktivitäten fallen ihr inzwischen sehr viel schwerer und so nimmt sie dankbar die Unterstützung der Enkelin Nina an, von der sie rund um die Uhr seit Mai letzten Jahres liebevoll betreut wird, sodass es ihr vergönnt ist, weiterhin in dem Haus zu leben, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Walter bauen ließ. „Ich bin dem Herrgott dankbar“, strahlt die Jubilarin Dankbarkeit und Zuversicht zugleich aus. Den Tag beendet sie mit einem Gläschen Sekt. Menschen mit so viel Optimismus und Fröhlichkeit in einem solch hohen Alter bekommt auch ein Lokalreporter nicht alle Tage zu sehen.

Die „Dorstener Zeitung“ schließt sich den Glückwünschen der beiden Söhne Elmar und Wilfried, der drei Enkelkinder Sascha, Nina und Marcus sowie der drei Urenkel Felina, Mats und Paul-Leon gerne an mit den besten Wünschen für den nun begonnenen Weg ins zweite Lebens-Jahrhundert. H.Scheffler

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.