Dorsten. Seine großen Knopfaugen machen den Fischotter zu einem sympathischen Rückkehrer in unsere Gewässer. 60 Jahre lang war er in NRW ausgestorben. Nicht nur die Bejagung trug dazu bei, auch die starke Belastung der Gewässer verknappte sein Nahrungsangebot. Ungefilterte, ins Wasser geleitete Waschmittelzusätze sorgen dafür, dass Fett aus seinem Fell gezogen wurde. Die Otter sterben dadurch im Winter an Unterkühlung.
Fischotter und Biber erobern sich ihren Lebensraum zurück
„Aus Niedersachsen kommend, breiten sich die Fischotter seit zehn Jahren langsam aus ins angrenzende Münsterland bis zum Stadtgebiet Haltern“, weiß Landschaftsökologe Niels Ribbrock von der Biologischen Station Kreis Recklinghausen in Lembeck. Er kümmert sich um die „Willkommenskultur“ des kleinen Raubtieres, aber auch um den Schutz des Bibers. Dazu gehören der regelmäßige Rundgang auf den Spuren der beiden bedrohten Tierarten, die Dokumentation der Bestände sowie Schutzgebietsmanagement, um die Lebensräume der beiden Arten artgerecht zu gestalten. Hier wird bei Bedarf mit schonender Hand in die Natur eingegriffen. Dadurch profitieren auch andere gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Die Ansiedlung des Fischotters in Dorsten
„Da die Hohe Mark sowie die Haard gewässerarm sind, sind die Fischotter bisher von Heubach aus kommend die Lippe aufwärts nach Osten gewandert. In Dorsten stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Ansiedlung des Wassermarders schlechter. Rapphofsmühlenbach und Schölzbach werden gedükert. Das heißt, sie werden in einem Rohr unter dem Kanal weitergeführt. Das Hammbach-System wird in Holsterhausen gepumpt“, bedauert der stellvertretende Leiter der Station. Die Lippe und ihre Nebengewässer im Kreis Wesel bieten dagegen bessere Voraussetzungen. So kann er von Osten kommend neue Reviere besiedeln. Ein einzelner Fischotter wurde zwar schon gesichtet, die Art hat sich bei uns jedoch nicht etabliert.
Biber und Fischotter in Vergleich
„Auch ein Biber hat sich in Dorsten bereits durch Fraßstellen bemerkbar gemacht. Aber die Chancen, ihn an oder in der Lippe zu sehen, sind relativ gering“, weiß Niels Ribbrock. In der Größe unterscheiden sich die beiden nachtaktiven Tiere nicht so sehr. Der Otter ist ein Einzelgänger. Er bringt bis zu 13 Kilogramm auf die Waage. Dabei misst er vom Kopf bis zur Schwanzspitze etwa 120 Zentimeter. Der im Familienverband lebende heimische Biber wird ungefähr gleich groß, wiegt aber doppelt so viel.
Vegetarier und Fleischfresser kommen gut miteinander aus
Fischotter und Biber sind keine Futterkonkurrenten, da der Biber ein Vegetarier ist, der Fischotter hingegen ein Fleischfresser, der nimmt, was im vor die Schnauze kommt: Frösche, Insekten, Krebse, Vögel, junge Nutrias und natürlich in erster Linie Fische.
Fischotter stehen an der Spitze der Nahrungskette in Fließgewässern und gehören zu einem funktionierenden Ökosystem mit allen Vor- aber auch Nachteilen für die Gesellschaft dazu. „Wir sollten uns freuen, wenn wir sehen, dass unsere Natur in Teilen wieder intakter wird, denn jede zurückkehrende Tierart ist ein Gewinn“, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter der Station. Seit 19 Jahren hat er hier die Natur und Tierwelt im Auge und achtet auf kleinste Veränderungen.
„Es ist ein Privileg, bei der Arbeit die schönsten Ecken der Natur zu erleben. Trotz dieser schönen Arbeit bin ich mir aber auch der Verantwortung bewusst, die mein Beruf mit sich bringt“, so der 47-Jährige, der gerade einen Antrag auf Förderung des Otterschutzprojektes stellt, um Naturschutzmittel von der EU zu erhalten.
Das Ziel: ein friedliches, störungsfreies Miteinander zwischen Mensch und Tier
„Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit ist es, die Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, dass sich auch Biber in absehbarer Zeit bei uns wieder ansiedeln können.“ Der Landschaftsgestalter wandert aus der Eifel, aber auch vom Niederrhein in andere Teile NRWs ein.
Das Land NRW und damit auch die Biostation Lembeck sind rechtlich dazu verpflichtet, sowohl Otter- als auch Biberbestände zu fördern, die Lebensräume zu verbessern, störungsfreie Räume zu schaffen und durch geeignete Möglichkeiten ein gefahrenfreies Weiterkommen an Straßenquerungen zu ermöglichen.
Die Tiere nicht suchen
Wir dürfen eine spontane Ansiedlung der Otter oder Biber nicht stoppen. Das kann zur Folge haben, dass Biber durch ihre Bauaktivitäten auf land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen ein Konfliktpotenzial bieten. Wir suchen daher nach Möglichkeiten , um ein friedliches, störungsfreies Miteinander zwischen Mensch und Tier zu gewährleisten.
Um die Wiederkehr des Bibers zu dokumentieren, sind die Mitarbeiter der Biostation dankbar, wenn Bürger Bissspuren an Bäumen bei ihnen melden. „Aber bitte gehen Sie nicht gezielt los, um dieses Nagetier zu suchen“, bittet Niels Ribbrock um Rücksichtnahme auf die störungsempfindliche Natur in den Schutzgebieten der Lippeaue.