Eröffnung Schermbecker Filmtage

Schermbecker Filmtage zeigen bis Donnerstag gesellschaftskritische Filme

Schermbeck. Nachdenklich stimmende gesellschaftskritische Filme stehen im Mittelpunkt der ersten „Schermbecker Filmtage“, die am Montagabend in der ehemaligen reformierten Kirche vom Klimaschutzbeauftragten Thomas Heer und von der Gleichstellungsbeauftragten Susanne Kötter eröffnet wurden.

Filmtage Schermbeck Thomas Heer

Klimaschutzbeauftragte Thomas Heer und Gleichstellungsbeauftragte Susanne Kötter eröffneten Schermbecker Filmtage.

In gemütlicher Kino-Atmosphäre wurde den etwa 20 Besuchern bei frischem Popcorn und erfrischenden Getränken der Film „Tomorrow“ gezeigt.

Dieser Dokumentarfilm, der im Jahre 2015 in Frankreich unter dem Titel „Demain“ (morgen) erschien und in Deutschland am 2. Juni 2016 startete, wurde 2016 mit dem nationalen französischen Filmpreis „César“ ausgezeichnet und entpuppte sich schnell als Publikumsliebling. „Dieser Film sollte Teil der Ausbildung aller politisch Verantwortlichen weltweit sein“, empfahl David Nabarro, der UN-Beauftragte für Klimapolitik und nachhaltige Entwicklung.

Diese Empfehlung ist offensichtlich in Schermbeck noch nicht angekommen, weil Thomas Heer am Montag gleich zu Beginn feststellen musste: „Schade, dass keiner aus dem Rat gekommen ist, weil der Film tolle Handlungsweisen für den Klimaschutz zeigt.“

Nur etwa 20 Besucher kamen zum Start der ersten „Schermbecker Filmtage“ in die ehemalige reformierte Kirche, wo sie von den Organisatoren Thomas Heer und Susanne Kötter (l.) begrüßt wurden. Foto: Helmut Scheffler

Der fast zweistündige Film begann mit der Vorstellung einer Studie aus der britischen Zeitschrift „Nature“, in der zahlreiche massive Beeinträchtigungen der Natur und der Menschheit vorausgesagt wurden und die einen Zusammenbruch der Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagte.

Die französische Schauspielerin Mélanie Laurent und der Autor und Aktivist Cyril Dion beschlossen daraufhin, gegen die drohende Apokalypse der Welt anzugehen.

Auf der Suche nach geeigneten Verfahren wurden sie im näheren Umfeld nicht fündig, und so beschlossen sie, eine Weltreise anzutreten, um nachhaltige Projekte zu finden, mit deren Hilfe man Problem der Landwirtschaft, der Energie und der Wirtschaft ebenso lösen kann wie Unzulänglichkeiten in der Bildung und demokratischen Lebensweise. So zeigte der Film eine Kette von Lösungen für die weltweit auftretenden Probleme der Klimaveränderung, der Überbevölkerung und Ernährungskrisen sowie der Chancen, die Krisen der Finanzsysteme zu überwinden und das schwindende Vertrauen in Demokratien zu beseitigen.

Die Zuschauer lernen bei diesem Weltenbummel Problemfelder der Zivilisation kennen, aber auch positive Modelle mit einer hoffnungsvollen Vision für eine Welt, in der autonomere und daher freiere Gemeinschaften agieren. In Detroit wurden Beispiele gefilmt, wie eine Millionenstadt sich bemüht, auf dem Weg des „Urban Farmings“ das Stadtbild zu beleben.

Nutzung von Erdöl

Auf einer Permakulturfarm in Südfrankreich wurde gezeigt, wie man ganz ohne Nutzung von Erdöl die Ernährung der Bevölkerung trotzdem sicherstellen kann. Im Begleittext, der – in störender Weise – nur als Untertitel geliefert wird, üben die Filmemacher Kritik an der Übermacht der Ölkonzerne bezüglich ihres Einflusses auf die politischen Entscheidungsträger.

Engagierten Bemühungen zur Förderung erneuerbarer Energien spürten die Filmemacher in der französischen Übersee-Region La Réunion auf, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Die Umwandlung eins Kohlekraftwerkes in ein Biokraftwerk leitete den Filmbeitrag über Kopenhagen ein. Die dänische Hauptstadt will spätestens im Jahre 2025 energieautark auftreten. „Nichts ist billiger, als die Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen“, erläuterte ein dänischer Planer die Absicht, den Autoverkehr noch stärker zu reduzieren. Schon jetzt fahren 67 Prozent der Bevölkerung Kopenhagens nicht mit einem Auto durch die Stadt.

Projekt der Müllentsorgung

Als ein nachahmungswürdiges Projekt der Müllentsorgung wurde das Projekt „Zero Waste“ in San Francisco vorgestellt. Die kalifornische Millionenstadt strebt an, die erste müllfreie Großstadt zu werden und möchte im kommenden Jahr sogar die Restmülltonne abschaffen. Zu den spektakulären Mitteln der Müllentsorgung gehört auch der Verzicht auf eine Müllverbrennung.

Das auch eine Änderung der gegenwärtigen Finanzwirtschaft möglich ist und einen Beitrag zur nachhaltigen Förderung der regionalen Wirtschaft leisten kann, bewies der Film in jenen Sequenzen, in denen die lokalen Währungen in Basel und in Bristol sowie das „Balle“-Netzwerk in Oakland gezeigt wurden.

Die Demokratisierungsbemühungen der isländischen Bevölkerung, die 2010 zum Rücktritt der Regierung führten, wurden als ein Beispiel für die Notwendigkeit gezeigt, dass nur das politisch vertreten werden darf, was zum Vorteil der Menschheit und der Natur dienen kann.

Der Rundumschlag zur Rettung der Menschheit endete im Film mit der Präsentation des finnischen Schulsystems und des Kasten übergreifenden Miteinanders in eiem indischen Dorf.

Applaus für die Schermbecker Organisatoren

Der abschließende Applaus galt nicht nur den Filmemachern, sondern auch den beiden Schermbecker Organisatoren für den gelungenen Start der Filmwoche. „Wenn Sie gute Ideen haben, dann melden Sie sich bei mir“, ermunterte Thomas Heer die Besucher, ein Stück weit in die Fußstapfen der Filmemacher zu treten.

„Wir müssen unsere Schöpfung unbedingt bewahren“, argumentierte Besucher Bernd Platzköster. Da gäben solche Filme tolle Anregungen. Ähnlich sah es Klaus Speckamp, den aber noch ein weiterer Grund ins barocke ehemalige Kirchlein führte: „Ich möchte den Umweltbeauftragten der Gemeinde bei seiner Arbeit unterstützen.“

More than Honey

Heute Abend (Mittwoch) wird ab 19.30 Uhr der Film „More than Honey“ gezeigt. Der Film wirft einen tiefen Einblick in die Honig-Industrie und geht dem rätselhaften Bienensterben nach. Der Eintritt kostet fünf Euro. Schüler und Studenten zahlen drei Euro.

Am Donnerstag wird um 19.30 Uhr der Spielfilm „We want Sex(ual equality)“ gezeigt. Es gelten dieselben Eintrittspreise, für die man auch ein Getränk und frisches Popcorn bekommt. H.Scheffler

Info:

Thomas Heer ist seit August 2018 der erste Klimaschutzmanager der Gemeinde Schermbeck, der in den zurückliegenden Monaten schon mehrere Projekte angestoßen bzw. umgesetzt hat, um das seit dem Februar 2012 auf dem Papier vorhandene Klimaschutzkonzept der Gemeinde Schermbeck umzusetzen.

Auch die Präsentation des E-Carsharings am 23. März hat er vorbereitet.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.