Einblicke in die Lebensweise der Vorfahren

 Gahlen In diesem Jahr hatte der Heimatverein Gahlen Glück. Nach dem strömenden Regen beim letztjährigen Tennenfest verwöhnte Petrus die Lippedörfler mit kräftigen Sonnenstrahlen.

Entsprechend gut besucht war das Tennenfest im Umfeld des Heimatmuseum auf dem Hof Hemmert-Halswick an der Bruchstraße.

Drinnen und draußen gewährten die einzelnen Arbeitsgruppen des Heimatvereins einen Einblick in ihre Arbeit.

Holger Hemmert von historischen Löschgruppe stellte ihren immer größeren Gerätebestand vor. Dazu gehörte eine Holder-Feldspritze, die zwischen 1938 und 1950 hergestellt wurde, vor allem zum Bewässern von Feldern und Weinbergen genutzt wurde, aber auch bei der Brandbekämpfung Verwendung fand.

Nebenan stand eine hölzerne Löschkarre. Erstmals konnte bei einem Tennenfest die Multicar-Drehleiter „MC 22-1“ besichtigt werden, deren Umbau rund 1400 Arbeitsstunden in Anspruch nahm.Tennenfest Gahlen

Die Landtechnikfreunde des Heimatvereins fuhren mit mehreren Traktoren vor. Sie zeigten eine Fülle landwirtschaftlicher Geräte, die in früheren Jahrzehnten zur Feldbestellung oder zum Ernte benötigt wurden. Am Sonntag wurde das Getreide mit einer Dreschmaschine gedroschen, die um 1950 in der Maschinenfabrik Holthaus in Lohne-Dinklage gebaut wurde. Erstbesitzer der sechs Meter langen und 2,60 Meter breiten Dreschmaschine vom Typ „Reform 31“ mit angebauter Welger-Presse war ein Bauer aus dem Uedemer Bruch in der Nähe von Kleve. Er hatte die Maschine auf der Landmaschinenmesse in Köln gekauft. Über einen Sammler in Dinslaken-Eppinghoven kam die Maschine zu einem Treckerfreund in Hünxe und von dort nach Gahlen.

Waltraut Biedermann und Karin Schneider von der Deko-Gruppe gestalteten Körbe aus Weidenruten und „Gahlener Sträußchen“ aus getrockneten Blumen. Maskottchen Gertrud schaute zu, zum ersten Mal mit ihrem Kind „Trudchen“. Nebenan gewährte die Arbeitsgruppe „Vom Schaf zur Socke“ einen Einblick in den mühseligen Arbeitsprozess der Wolleherstellung. Marlies Beem und Hilde Vengels kadierten die Schafswolle. Lore Höchst, Marianne Roth, Gabriela Scheller und Ingrid Lohmann saßen am Spinnrad. Aus den originellen Strick- und Häkelarbeiten stachen die Glückwunschkarten mit aufgeklebten Söckchen für ältere Geburtstagskinder hervor.

Anne Ruloff und Heike Overbeck gaben einen Einblick in den beschwerlichen Alltag der Hausfrauen beim Waschen von Wäsche. Die älteren Besucherinnen konnten sich daran erinnern, wie sie selbst einmal am Waschbrett standen, mit einer „Miele 42“ das Auswringen der Wäsche bewerkstelligten oder mit einer Mangel die Falten aus den Wäschestücken beseitigten.

In der „Klumpenkaamer“ zeigte Claus Matrose den Herstellungsprozess von Klumpen vom Rohling über die Arbeit mit Maschinen zum Kopieren und Bohren bis hin zum polierten fertigen Holzschuh. Zwei Maschinen für die Produktion von Holzschuhen erhielt der Heimatverein im Frühjahr 2011 von Willi Lamers aus Lowick bei Bocholt.

Für das leibliche Wohl sorgten die Frauen der Landtechnikfreunde mit ihrer Cafeteria. Der seit 2008 in Gahlen wohnende Frank Mahnke erwies sich als Betreiber einer Gewürzmühle in Erkenschwick als äußerst spendabel. mit der von ihm kreierten Gahlener Bratwurst. Die „Küchenfeen“ lockten hungrige Besucher mit Reibekuchen und Erbsensuppe und Pfannkuchen. Am Getränkestand wurde selbst gebrautes „Lippe-Bräu“ ausgeschenkt. H.Sch.

[nggallery id=96]

Vorheriger Artikel25 Jahre „Lust Auf Gleichstellung“
Nächster ArtikelWirtschaftsförderungsausschuss zu Gast bei Ludwig Buß
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.