Ein Bäumchen zur Erinnerung

Diamantkonfirmation wurde am Sonntag in Drevenack gefeiert

Schermbeck 37 Jungen und Mädchen wurden im April 1953 von Pfarrer Gerd Nordmeyer in der Drevenacker Dorfkirche konfirmiert. 18 von ihnen kamen am Sonntag dorthin, um mit Pfarrer Helmut Joppien das Fest ihrer diamantenen Konfirmation zu feiern.

Die Kirchengemeinde Drevenack, zu der auch die evangelischen Christen des Schermbecker Ortsteils Damm gehören, organisiert lediglich nach 50 und nach 75 Jahren Jubiläumskonfirmationen. Diamantene Konfirmationen kommen nur zu Stande, wenn sie von den ehemaligen Konfirmanden selbst organisiert werden. So war es erstmals im Jahre 1988. Als Friedrich ten Huf im Jahre 2010 die zweite Diamantkonfirmation organisierte, wurde die Feier zum Vorbild für die in den letzten Jahren wiederholten Feiern. In diesem Jahr übernahm Freya Knüfer (-Behrens) das Anschreiben der ehemaligen Konfirmanden und die Organisation des Festablaufes.

Mit einem Gottesdienst, der von Marco Rhode musikalisch gestaltet wurde, begann die Jubiläumsfeier. „Sie sind als besonders aktiv aufgefallen“, bescheinigte Pfarrer Joppien den Jubiläums-Konfirmanden, die in Politik und Gesellschaft ebenso starke Akzente gesetzt hätten wie im schulischen und kulturellen Bereich. Die im Psalm 752.3 niedergeschriebene Empfehlung des Jeremia an die Israeliten, „Suchet der Stadt Bestes“, nahm Joppien zum Anlass, eine aktualisierte Fassung den Jubilaren zu widmen, um ihnen für all die Spuren zu danken, die sie in der Gesellschaft hinterlassen haben. Eine Anstecknadel in der Form eines Bäumchens überreichten die Presbyter Andreas Amerkamp und Wilma Dames den Jubilaren zur Erinnerung an den Festtag.

Der gesellige Teil der Feier begann am Sonntag zur Mittagszeit im „Haus Krudenburg“. Dort blieb Zeit für Erinnerungen an die zweijährige Vorbereitung auf die Konfirmation durch Pfarrer Nordmeyer. „Wir mussten viel auswendig lernen“, war man sich in der Rückschau einig. Zwei Dutzend Lieder mit jeweils mehreren Strophen mussten ebenso gelernt werden wie Teile aus dem lutherischen Katechismus und Psalme. Pfarrer Nordmeyer muss sehr streng gewesen sein. Jedenfalls freuten sich die Konfirmanden riesig darauf, wenn des Pfarrers Schwiegervater Töllner die Unterrichtsvertretung in der ehemaligen Dorfschule übernahm.

Mit 18 Konfirmanden des Jahres 1953 feierte Pfarrer Helmut Joppien (r.) am Sonntag das Fest der diamantenen Konfirmation: Gottfried Schroeder, Walter Buchmann, Hermann Knüfer, Ute Hülser (-Reinke), Horst Mahl, Freya Knüfer (-Behrens), Werner Quenter, Wilhelm Schulte-Bunert, Dr. Manfred Wüstemeyer, Herbert Flores, Bruno Kamps, Heinrich Bergmann, Fritz Gardemann, Christel Celwing (-Lohmann), Elfriede Hüfing (-Marten), Hanni Groß-Fengels (-Cappell), Elli Weltjen (-Itjeshorst) und Horst Buhners. Foto Scheffler
Mit 18 Konfirmanden des Jahres 1953 feierte Pfarrer Helmut Joppien (r.) am Sonntag das Fest der diamantenen Konfirmation: Gottfried Schroeder, Walter Buchmann, Hermann Knüfer, Ute Hülser (-Reinke), Horst Mahl, Freya Knüfer (-Behrens), Werner Quenter, Wilhelm Schulte-Bunert, Dr. Manfred Wüstemeyer, Herbert Flores, Bruno Kamps, Heinrich Bergmann, Fritz Gardemann, Christel Celwing (-Lohmann), Elfriede Hüfing (-Marten), Hanni Groß-Fengels (-Cappell), Elli Weltjen (-Itjeshorst) und Horst Buhners. Foto Scheffler

Von wegen „Taxi Mama“, um zum Unterricht zu kommen. Die Dammer und Obrighovener Kinder traf es besonders hart. Die meisten mussten zu Fuß den weiten Weg bei Wind und Wetter zurücklegen. Im Winter wurden Schlittschuhe angeschnallt. Auch die Kindergottesdienste mussten regelmäßig besucht werden. Wem im Konfirmanden-Pass drei Unterschriften fehlten, musste mit einer Rüge oder mit Strafarbeiten rechnen. Noch härter traf es den, der dabei erwischt wurde, dem Pfarrer klammheimlich die Karte seines Freundes auch noch zur Unterschrift unterzuschieben. Im Winter, wenn die Kinder mit roten Nasen halb erfroren zum Unterricht erschienen, belohnte der Pfarrer allerdings bisweilen das Durchhaltevermögen der Kinder mit Süßigkeiten, die er in Schröers Dorfladen erworben hatte.

Eine Woche vor der Konfirmation fand im Beisein der gesamten Gemeinde eine Prüfung in der Kirche statt. Alle haben bestanden, und auch die beiden Jungen, die den Pfarrer lange Zeit hindurch mit ihrer Faulheit genervt hatten, durften am darauffolgenden Sonntag in festlich-schwarzer Garderobe vor den Altar treten.

Hortensien und Gummibäume waren als Geschenke „in“. Gehäkelte Taschentücher, Schmuckketten und Sammeltassen waren eher für die Mädchen bestimmt. Manche Jungen bekamen ihre erste Armbanduhr. Herbert Flores erhielt eine Brieftasche von seiner Patentante. Bruno Kamps nahm vom Patenonkel Heinrich Weyer sein erstes Fahrrad in Empfang. Das Gratulieren der Nachbarschaft per Post war damals noch eine Selbstverständlichkeit. Wenige ´Tage nach der Konfirmation wurden die Nachbarinnen dann im Gegenzug zum Kaffeetrinken eingeladen. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.