Disziplinarrechtliches Verfahren zieht sich hin

Die Evangelische Kirchengemeinde Gahlen II (Hardt) lud zur Gemeindeversammlung ein

Mehr als 50 Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen II (Hardt) beteiligten sich am Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst an einer Gemeindeversammlung im Gemeindehaus der Friedenskirche.

Mindestens einmal jährlich findet eine Gemeindeversammlung statt. Der erste Tagesordnungspunkt „Situation Pfarrstelle II“ beschäftigte die Versammlung 45 Minuten lang. Zunächst stellte sich Pfarrer Reinhard Harfst vor, der für eine unbestimmte Zeit seinen Dienst in der Friedenskirche übernommen hat, und zwar mit 50 Prozent seiner Dienstzeit. Hintergrund für die Anstellung des Pastors ist die seit September 2016 bestehende Beurlaubung des Pfarrers Diethelm Krema.

Fortsetzung des Verfahrens

Das gegen ihn laufende Verfahren wegen der sexuellen Belästigung eines Jugendlichen wurde nach Paragraf 153a, Absatz 1, der Strafprozessordnung von der Staatsanwaltschaft Essen zwar eingestellt, aber die Landeskirche bestand weiterhin auf einer disziplinarrechtlichen Fortsetzung des Verfahrens. Wie Pfarrer Krema der Versammlung mitteilte, ist das Verfahren zwar jetzt in Hannover angekommen, aber noch nicht von einem Richter angenommen worden.

 Evangelische Kirchengemeinde Gahlen
Pfarrer Christian Hilbricht (r.) leitete die Gemeindeversammlung, an der auch der Prädikant Ralph Karbowski und der amtierende Hardter Pfarrer Diethelm Krema (v.l.) teilnahmen. Foto: Helmut Scheffler

Die sich lange hinauszögernde Behandlung des Verfahrens war am Sonntag Gegenstand einer kontroversen Diskussion. Der Versuch Margret Monschans, einer Verwandten des Jugendlichen, sich ausführlich zum Verfahrensinhalt zu äußern, scheiterte, weil es nicht zum Tagesordnungspunkt passte. Der anwesende Superintendent Friedhelm Waldhausen verwies zudem darauf hin, dass bis zur Klärung des disziplinarrechtlichen Verfahrens auch für die Kirche die Unschuldsvermutung zu gelten habe.

Frust in der Gemeinde

Stattdessen standen Diskussíonen über die Folgen für die Kirchengemeinde im Vordergrund. Von Frust in der Gemeinde wurde ebenso berichtet wie von leeren Gottesdiensten und von der Gefahr, dass die Gemeinde zerbreche. Hilbricht versicherte, alle Informationen, die das Presbyterium erhalte, umgehend weiterzuleiten.

Über die Austritte aus der Evangelischen Kirche im Rheinland und die Folgen eines Austritts berichtete Hilbricht im zweiten Tagesordnungspunkt. Wer austritt, verliert das aktive und passive Wahlrecht, kann kein Patenamt mehr übernehmen und auch kein kirchliches Amt.

In der Kirchengemeinde Gahlen gab es 23 Austritte im Jahre 2016 und 30 im Jahre 2017. „Das ist nicht mehr als in den Jahren zuvor“, stellte Hilbricht fest. Allerdings sei die Zahl der Mitglieder von 4400 im Jahre 2006 auf gegenwärtig 3863 zurückgegangen. Falls die Entwicklung so weitergehe, habe das Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen, auf das Gemeindeleben und auf die Pfarrerzuweisungen. Derzeit wird eine Pfarrerstelle für 2500 Mitglieder ausgewiesen.

Neuregelung der Geburtstagsbesuche

Als Friedhofskirchmeister stellte Heinz-Gerd Fengels Maßnahmen zur Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes des Friedhofes vor. Derzeit befasst sich die Kirchengemeinde mit einem Friedhofentwicklungsplan. Fengels ermunterte die Mitglieder der Kirchengemeinde, aktiv an den Planungen teilzunehmen.

Die Neuregelung der Geburtstagsbesuche wurde vorgestellt. Ab 75 Jahren werden Geburtstagskinder im Fünfjahres-Rhythmus vom Pfarrer besucht. Die 81- bis 84- Jährigen und die 86- bis 89-Jährigen besucht Gunda Keil als ehrenamtliche Mitarbeiterin. Wer Interesse hat, sich am Besuchsdienst zu beteiligen, kann sich im Pfarrbüro melden.

Presbyterwahlen

Presbyter Henning Horstkamp verwies auf die im Jahre 2020 anstehenden Presbyterwahlen und rief dazu auf, sich für die Wahlen zur Verfügung zu stellen. Gewählt werden können Mitglieder, die mindestens 18 und höchstens 74 Jahre alt sind.

Zwei Behauptungen aus der Versammlung konnten korrigiert werden. So sind jetzt gleichgeschlechtliche Ehen möglich. „Ich habe in 14 Jahren noch nie eine so gute Gemeinschaft zwischen den Gahlener und Hardter Presbytern erlebt“, stellte Henning Horstkamp fest.

Protokolle der Gemeindeversammlung werden angefertigt und dem Superintendenten weitergeleitet. Die Gemeinde erhält kein Protokoll. Die Versammlung bat, künftig Einladungen zur Gemeindeversammlung durch die Presse bekannt zugeben.

Soziale Medien

Eine junge Frau regte an, die sozialen Medien stärker zu nutzen für Bekanntmachungen aus der Gemeinde. Gerhard Becks bat zu überprüfen, ob die bestehende Läuteordnung nicht ergänzt werden könne. Derzeit gilt, dass nur für solche Gemeindeglieder im Todesfall geläutet wird, die am Tag des Todes noch in Gahlen gemeldet sind. Wer am Ende eins langen Gahlener Lebens in ein Altersheim einer anderen Stadt umzieht, wird dann in dieser Stadt angemeldet. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.