Angeblicher Selbstmörder lebte zuletzt in Namibia

Das Bundeskriminalamt hat den ehemaligen Nottenkämper-Prokuristen Ingo L. festgenommen. Angeblicher Selbstmörder lebte zuletzt in Namibia

Der ehemalige Prokurist Ingo L. der Firma Hermann Nottenkämper OHG lebt.

Wie das Bundeskriminalamt mitteilt, konnten Zielfahnder des BKA bereits in der letzten Woche am Frankfurter Flughafen diesen Mann festnehmen.

Ingo L. steht unter dem Verdacht, durch das illegale Entsorgen von Ölpellets Gewinne in Millionenhöhe erwirtschaftet zu haben.

Umweltstraftat und Betrug

„Das Landgericht Bochum erließ einen Haftbefehl wegen einer schweren Umweltstraftat, Betruges sowie Untreue“, teilt das BKA mit. Obwohl der Tatverdächtige in einem Abschiedsbrief seinen Tod vortäuschte (wir berichteten) konnten ihn die Zielfahnder des BKA im südafrikanischen Namibia aufspüren.

Durch die gute internationale Zusammenarbeit sei es gelungen, so das BKA, den Tatverdächtigen nach Deutschland abzuschieben und am Flughafen in Frankfurt festzunehmen.

Das Bundeskriminalamt hat den ehemaligen Nottenkämper-Prokuristen Ingo L. festgenommen
Die Verhandlung gegen den wieder aufgetauchten ehemaligen Nottenkämper-Prokuristen Ingo L. wird klären, wer an der Umwandlung des Gahlener Mühlenbergs von einer Ablagerung zur Deponie schuldig und mitschuldig ist. Luftbild: Helmut Scheffler

Prokurist bei der Firma Nottenkämper

Ingo L.wurde als Prokurist bei der Firma Nottenkämper eingestellt und blieb in dieser Funktion bis zum 10. Juli 2014. Parallel dazu betrieb er aber noch das Maklerunternehmen Wasteconsulting GmbH auf dem Gelände der Firma Nottenkämper in Oberhausen, Vogesenstraße 30. Die Firma Wasteconsulting befasste sich hauptsächlich mit der Sammlung und Entsorgung von Industrieabfällen.

30 000 Tonnen Ölpellets

Bis zum unerklärlichen Verschwinden von Ingo L. war am Landgericht Bochum ein Verfahren gegen ihn anhängig. Im Rahmen der jetzt möglichen Weiterführung des Verfahrens kann mit großer Wahrscheinlichkeit eine exaktere Erklärung gefunden werden, wieso an allen Kontrollmechanismen der Firma Nottenkämper vorbei mehr als 30 000 Tonnen Ölpellets und etwa 35 000 Tonen Kronocarb auf dem Mühlenberg im Gahlener Heisterkamp abgelagert werden konnten.

Kriminelle Machenschaften

Bislang konnte das Gahlener BürgerForum nur spekulieren. „Eine Täuschung in diesem Ausmaß hätte Nottenkämper und den Verantwortlichen auffallen müssen“, schrieb Dr. Stefan Steinkühler vom GBF am 25. Januar 2018 an den Kreis Wesel und ergänzte, „man hat ihm regelrecht den Boden für seine kriminellen Machenschaften bereitet.“ Die Firma Nottenkämper sah sich jedoch in allen Gesprächen als Opfer. „Da müssen mehrere am Werk gewesen sein“, vermutete Thomas Eckerth als Geschäftsführer der Firma Nottenkämper im Rahmen einer Infoveranstaltung im Café Holtkamp am 16. November 2017.

Vertrauensmissbrauch

Als einen „schändlichen „Vertrauensmissbrauch“ bewertete Eckerth das Handeln des ehemaligen Prokuristen Ingo L., der etwa fünf Jahre lang die Prokura der Firma besaß. Jetzt kann der Angeklagte Ingo L. zu den betriebsinternen Kontrollen vom Staatsanwalt am Landgericht Bochum selbst verhört werden und vielleicht klären, wer ihm geholfen hat, die unerlaubte Anlieferung von Ölpellets an allen Kontrollen der Firma Nottenkämper vorbei zu managen.

Zügiges Ende

Das Wiederauftauchen des Angeklagten Ingo L. wird auch vom Gahlener BürgerForum erfreut zur Kenntnis genommen. „Wir hoffen, dass das Aufgreifen auch zu mehr Klarheit bezüglich der Geschehnisse auf dem Mühlenberg und der Rollenverteilung aller Beteiligten führt“, wünscht Matthias Rittmann vom GBF. Ein zügiges Ende des Verfahrens sei wünschenswert, denn dann könne sich der Kreis Wesel bezüglich der Herausgabe der Gutachten auch nicht mehr auf ein bestehendes Verfahren berufen. „Dieses Verhalten“, so Rittmann, „ist unseres Erachtens sowieso rechtlich nicht haltbar.“ H.Scheffler

 

Vorheriger ArtikelSpiel auf Augenhöhe – Schermbecker U10 gegen Schalke 04
Nächster ArtikelLandesliga Staffel 2 – Untentschieden gegen Dortmund
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.