Am Samstag in Schermbeck: Einmaliger Ausflug ins 19. Jahrhundert

Am 12. Dezember findet die „Schöne alte Weihnachtszeit“ erneut statt
Schermbeck Nach den gelungenen Festen „Schöne alte Weihnachtszeit“ in den vergangenen drei Jahren wird es am 12. Dezember eine Neuauflage geben.
Zum Start einer Werbekampagne trafen sich Mitglieder der Gagu-Zwergenhilfe und der Werbegemeinschaft für ein Foto vor der oberen Burgmühle. Die mindestens seit 1640 bestehende obere Burgmühle hat den Zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Schäden überstanden. Zwar gab es mancherlei bauliche Veränderungen, aber das Gebäude ähnelt in der Grundstruktur jener Mühle, in der die Bauern im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihr Getreide mahlen ließen.
Genau in diese Zeit möchte das Fest „Schöne alte Weihnachtszeit“ die vielen Besucher am 12. Dezember entführen. Ganztägig ist die Mittelstraße zwischen Schienebergstege und Ludgeruskirche für den motorisierten Verkehr gesperrt. An diesem Tag sind auch die Geschäfte in der Mittelstraße geöffnet. Bereits um sechs Uhr am frühen Morgen helfen Gesamtschüler mit, die Mittelstraße mit einem historischen Flair zu versehen. Dazu gehört auch die richtige Platzierung von 300 Strohballen.
„Traut euch, es macht unglaublich viel Spaß“, ermuntert der Werbegemeinschaftsvorsitzende Wolfgang Lensing Vereine und Einzelpersonen, im Outfit der Urgroßeltern über die Mittelstraße zu flanieren. Dazu braucht man in der Regel kein Geld auszugeben und auch eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Oftmals reicht es, auf dem Söller einmal das herauszusuchen, was vor Jahrzehnten dort deponiert wurde. Eine alte Jacke, ein Zylinder, ein Arbeitskittel oder ein Schirm von anno dazumal reichen meist schon, um den Eindruck von einer längst vergangenen Zeit zu vermitteln. Ob feine Dame, Bäuerin, Magd oder Straßenjunge, ob Schlossherr, Kaufmann im schicken Gehrock oder Knecht: Jeder ist auf der Mi herzlich willkommen. Die Organisatoren werden den ganzen Tag über Ausschau halten nach Personen in originellen historischen Kostümen und ihnen kostenlose Verzehrgutscheine verteilen, die an den Ständen oder in Gaststätten eingelöst werden können.
„Geht bitte auf die Straße“, empfiehlt Wolfgang Lensing den Kaufleuten an der Mittelstraße, damit keine Lücken entstehen und der Eindruck einer geschlossenen historischen Straßenzeile entsteht. Eine passende Dekoration oder eine Ausstellung oder Verkleidung tragen zur optischen Aufwertung des historischen Gesamtbildes bei. „Für jeden Einzelnen ist es ein geringer Aufwand, aber in der Summe stellen wir uns absolut einmalig und positiv dar“, ermuntert Wolfgang Lensing zur Teilnahme an einem Fest, das in der weiten Region einmalig ist.
Wer sich im Kostüm des 19. Jahrhunderts fotografieren lassen möchte, sollte zum Platz vor der Volksbank kommen. Dort wartet die Fotografin Laura Jungblut mit ihrer Kamera.
Mitglieder des Netzwerkes bieten auf der Mittelstraße in Höhe des Schmuckgeschäftes Iser & Dietzel Glühwein, Punsch und Kakao an. Zu essen gibt es Kassler im Brötchen mit Kräutern und Soße. Als Übungsleiterin der Netzwerk-Gruppe Gymnastik zeigt Kerstin Andres um 13.30 Uhr an der Volksbank, wie gymnastische Aktivitäten in der Frühphase der Entstehung von Sportvereinen aussahen. Ein „Kuchentanz“ wird vorgeführt.

Mitglieder der Gagu-Zwergenhilfe und der Werbegemeinschaft zeigten vor der oberen Burgmühle, wie sie sich historische Verkleidungen für den Bummel über die Mittelstraße beim Fest „Schöne alte Weihnachtszeit“ am 12. Dezember vorstellen. Foto: Helmut Scheffler
Mitglieder der Gagu-Zwergenhilfe und der Werbegemeinschaft zeigten vor der oberen Burgmühle, wie sie sich historische Verkleidungen für den Bummel über die Mittelstraße beim Fest „Schöne alte Weihnachtszeit“ am 12. Dezember vorstellen. Foto: Helmut Scheffler

Zwischen NKD und Rossmann baut der „Bürgertreff Schermbeck“ seinen Weihnachtsbasar auf. Gestricktes, Gehäkeltes und Gesticktes werden ebenso angeboten wie selbst gemachte Marmeladen und Liköre. Der Angelsportverein Schermbeck-Bricht wird vor dem Fahrradgeschäft Keiten-Schmitz Forellen räuchern. Der Förderverein der Kindertagesstätte an der Kempkesstege lässt sich beim Basteln von Krippen zuschauen. Gleich zweimal – um 14 Uhr und um 17 Uhr – zeigen Mitglieder der Gagu-Zwergenhilfe den Besuchern auf dem Gustav-Sack-Parkplatz neben Tinnefeld eine glanzvolle Präsentation von Ausschnitten aus dem Musical „Vom Geist der Weihnacht“. Gegenüber stehen Waltraud Wittwer und Heike Heinrich mit ihren gestickten Körnerkissen und kleinen Tieren und mit gestrickten Babysocken und Schlüsselanhängern. Die Schüsselanhänger werden von Waltraud Wittwer schon seit einem Jahrzehnt zu Gunsten der SOS-Kinderdörfer verkauft.
Vor der Pizzeria an der Volksbank können die Besucher zuschauen, wie Tanja und Friedhelm Hülsmann, Bettina Kolz-Beumann und Marco Kolz mit einem uralten Waffeleisen, das sie auf einem belgischen Trödelmarkt erworben haben, über einer Feuerschale Waffeln backen. Zur Dekoration des Standes gehören auch alte Haushaltsgeräte wie Waschbretter, Geschirr und ein nostalgisches Telefon.
Es entstehen keine Gebühren. Musikgruppen werden nicht engagiert, um die happigen Gebühren der GEMA nicht zahlen zu müssen. Die Veranstalter gehen davon aus, dass fröhliche Menschen des „Vor-GEMA-Zeitalters“ in der Lage sind, spontan ein paar Lieder zu singen. Mitglieder der Midwinterhoorngroep Lievelde lassen an unterschiedlichen Stellen der Mittelstraße ihre Hörner erschallen. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.