Schafzuchtverband warnt vor Existenznot durch Wolfsübergriffe und fordert Bestandsregulierung – Schäfer und Helfer fordern gemäßigten Umgang und Solidarität
In einer aktuellen Pressemitteilung warnt der Schafzuchtverband vor den Auswirkungen von Wolfsübergriffen auf die Existenz von Schäfereien. Ein einzelner Übergriff kann bereits ausreichen, um die Betriebe in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Auch die Wirksamkeit von Herdenschutzmaßnahmen werde durch das Verhalten des ansässigen Wolfrudels in Frage gestellt.
Wolfsübergriff im Wolfsgebiet Schermbeck: Bilanz und Betroffenheit
Am 28.02. ereignete sich an der Grenze von Oberhausen ein Wolfsübergriff, der in den letzten Tagen für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat. Insgesamt wurden dabei 18 Tiere getötet – 17 Schafe und 1 Ziege. Drei Tiere werden weiterhin vermisst. 36 Tiere wurden verletzt und befinden sich in intensiver Behandlung.
Die Tiere standen auf einer großzügigen Winterweide, der Zaun war ordnungsgemäß mit einer Höhe von 1,10 Meter aufgebaut und ausreichend bestromt. Darüber hinaus hatte der Schäfer sich zuvor schon aktiv mit dem Thema Wolf und dem Schutz seiner Herde auseinandergesetzt.
Absurder Rissdokumentation und Bürokratieaufwand für den betroffenen Schäfer
Nachdem der Schäfer von der Polizei informiert wurde, dass seine Schafe ausgebrochen seien, zeigte sich vor Ort ein furchtbares Bild. Weit verstreut lagen tote Tiere, zum Teil aufgerissen, die Gedärme und ungeborene Lämmer herausgerissen
Berufskollegen und engagierte Jäger halfen vor Ort mit. Das LANUV, zuständig für die Rissdokumentation, schickte sofort drei Wolfsberater zur Aufnahme des Falls. Dabei wurden Proben genommen, die toten Tiere erfasst und die Zäune begutachtet.
Doch was für den Schäfer ohnehin schwer zu ertragen war, wurde zusätzlich absurd, als auffiel, dass das LANUV das offizielle Rissprotokoll mit Bleistift schrieb. Eine transparente Dokumentation für Tierhalter wurde hier nicht erneut gewährleistet.
LANUV und Bürokratieaufwand für betroffene Schäfer im Fall von Wolfsrissen: Entschädigung durch Wertermittlung
Im Falle von Wolfsrissen, bei denen Schafe oder andere Nutztiere von Wölfen getötet wurden, müssen betroffene Schäfer oft mit einem erheblichen Bürokratieaufwand rechnen. Neben der Versorgung der verletzten oder gerissenen Tiere und der Absicherung der restlichen Herde müssen sie auch einen Antrag auf Entschädigung stellen. Doch auch hierbei kommt es zu Verzögerungen und bürokratischen Hürden.
Wie aktuell im Fall eines Schafhalters aus dem Münsterland geschehen, muss das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen) zunächst durch das Senckenberg Institut geklärt werden, ob tatsächlich Wölfe für den Riss verantwortlich waren. Erst danach kann der Schäfer eine Entschädigung beantragen.
Schwierigkeiten bei der Wertermittlung der getöteten Tiere
Doch auch bei der Wertermittlung der verlorenen Tiere kommt es zu Schwierigkeiten. Zwar berücksichtigt die Tierseuchenkasse den Wert der getöteten Tiere und auch der ungeborenen Lämmer. Nicht enthalten jedoch ist der Verlust durch entgangene Lämmer im Jahresverlauf oder den emotionalen Schmerz durch den Verlust der Mutterschafe.
Obwohl das LANUV bemüht sei, den Schäfern eine Entschädigung zu ermöglichen, müssen betroffene Schäfer oft Wochen oder sogar Monate warten, bis alle Formalitäten erledigt sind. Dies kann für viele Schäfer eine enorme Belastung darstellen, insbesondere wenn sie auf die Einnahmen aus der Schafhaltung angewiesen sind.
Es bleibt abzuwarten, ob in Zukunft Lösungen gefunden werden, um den bürokratischen Aufwand und die Wartezeit für betroffene Schäfer zu reduzieren und eine gerechte zu gewährleisten.
Anfeindungen im Internet
Gleichzeitig sehen sich der Schäfer und auch einige Helfer nach einem erneuten Wolfsangriff massiven Anfeindungen im Internet ausgesetzt. Die Situation ist für alle Fälle sehr belastend und wir würden uns einen gemäßigteren Umgang miteinander wünschen. Der Schäfer ist seiner Fürsorgepflicht nachgekommen, er hat Herdenschutzmaßnahmen und sollte sich nun nicht zusätzlich noch mit Anfeindungen auseinander setzen müssen! Im Gegenteil wir wünschen uns die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme, die wir zum Teil auch erlebt haben, von allen Beteiligten und auch von der „unbeteiligten“
Forderungen des Schafzuchtverbands: Bestandsregulierung und Förderung
Der Fall wirft erneut Fragen nach der Machbarkeit einer Weidetierhaltung im Wolfsgebiet Schermbeck auf. Der Schafzuchtverband warnt vor den Auswirkungen von Wolfsübergriffen auf die Existenz von Schäfereien und fordert das Umweltministerium auf, sich mit einer Bestandsregulierung auseinanderzusetzen. Gleichzeitig müssen auch die Fördermöglichkeiten für den Arbeitsaufwand im Zusammenhang mit dem Herdenschutz überarbeitet werden, um die Existenz der Schäfereien in der Region zu sichern.
Der Verband fordert daher das Umweltministerium auf, sich ernsthaft mit einer Bestandsregulierung auseinanderzusetzen, um die Schäfereien zu schützen. Gleichzeitig müssten auch die Fördermöglichkeiten überarbeitet werden, um den Arbeitsaufwand im Zusammenhang mit dem Herdenschutz angemessen zu unterstützen.