Anzeigespot_img
3.9 C
Schermbeck
Mittwoch, Dezember 11, 2024
spot_img
StartLokalesWDR 5 Diskussion um den Wolf: hat der Wolf sich bei uns...

WDR 5 Diskussion um den Wolf: hat der Wolf sich bei uns eingelebt?

Veröffentlicht am

WDR 5 Stadtgespräch: Die Diskussionsteilnehmer waren Claudia Bönninghausen (Abteilungsleiterin Naturschutz im Umweltministerium NRW), Tobias Schult (Vorstandsmitglied im Pferdestammbuch Bezirksverband NRW) und Nicole Kronauer (1. Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe).

Am Freitag, 26.1. war der WDR 5 mit seinem Format „Stadtgespräch“ zu Gast im Schützenhaus in Hünxe- Gartrop, im Gebiet des sogenannten „Schermbecker Rudels“.

Nach gut 2,5 Jahren lud der WDR 5 erneut zu einer Diskussionsrunde ein, bei der sich alles um das Thema Wolf drehte. Thema des Stadtgesprächs war die Frage „Der Wolf in NRW: Noch fremd oder schon heimisch?“

Voll besetzte Schützenhalle

Die Schützenhalle war mit rund 170 Besuchern gut gefüllt. Einige der Interessierten verweilten sogar draußen in der Kälte vor den Fenstern. Die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium waren Claudia Bönninghausen (Abteilungsleiterin Naturschutz im Umweltministerium NRW), Tobias Schult (Vorstandsmitglied im Pferdestammbuch Bezirksverband NRW) und Nicole Kronauer (1. Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe).

In-Artikel Anzeige
Anzeige
Anzeige

Die Moderatorin eröffnete die gut einstündige Veranstaltung mit der Feststellung, dass einige den Wolf am Niederrhein gut finden und dieser auch inzwischen heimisch geworden ist.

Jörg Reßing, der einen touristischen Kinderpferdebetrieb in Hünxe betreibt, unterstützt diese Meinung jedoch nicht. Sein Problem betrifft nicht nur die Tiere, sondern auch seine Ferienkinder. „Der Gedanke, dass ich morgens mit meinen Ferienkindern auf die Wiesen fahre und dort 2-3 tote Ponys finde, ist kein guter, sondern ein schrecklicher Gedanke“, so Reßing.

WDR-Stadtgespräch-Der-Wolf-in-Schermbeck

Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung

Der Schwerpunkt des Abends drehte sich fast ausschließlich um die Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung, insbesondere bei steigender Wolfspopulation in Deutschland. Aber trifft die Wolfspopulation auch den positiven Nerv der betroffenen Weidetierhalter, oder nur der Wolfsbefürworter?
Dazu Angelika Eckel von der BUND Kreisgruppe Wesel: „Mich erinnerte die Veranstaltung in großen Teilen an die Veranstaltung, die das LANUV zur Bekanntgabe der Einrichtung des Wolfsgebietes Schermbeck im Oktober 2018 durchführte, sowie an mehrere Diskussionen an runden Tischen, an denen ich teilnehmen durfte. Mir scheint, in den letzten fünf Jahren sind wir kein Stück in unserem Umgang mit der Rückkehr des Wolfes weitergekommen.“

Keinerlei Unterstützung vom Land

Das sah auch der Pferdezüchter Thomas Schult aus aus Hünxe so. „Das Problem ist doch, warum müssen wir Weidetierhalter den ganzen Druck und die Last tragen. Ich höre immer nur: Der Wolf ist toll hier, super. Ich aber habe zum Beispiel keinerlei finanzielle Unterstützung für meine 55 Hektar Weide mit Pferdezucht. Warum muss ich, warum bin ich verpflichtet, alleine das ganze Risiko zu tragen, um unsere Tiere zu 100-Prozent zu schützen?“, so Schult.

Eine simple Antwort aus den Reihen des Publikums Richtung NABU folgte prompt: „An alle Wolfsbefürworter und an alle, die gerne den Wolf hier haben, die möchten wir bitten, dass sie 50 Prozent ihres Einkommens für den Wolf in Schermbeck spenden, da sie ihn ja so lieben“.

Pferdehaltung braucht viel Fläche

Dazu Thomas Schult: „Pferdehaltung braucht viel Fläche. Mit welchem Recht sagen die Wolfsbefürworter, dass ich als Weidetierhalter alles in die Hand nehmen muss und die ganze Arbeit alleine machen muss? Und auch Rinder- und Schafhalter müssten viel zu viel Geld selber zahlen. Zwar sage die Regierung, es passiere etwas, aber was passiert sei „NICHTS“, so Schult. Außer, dass Wolfsbefürworter da sitzen und Anweisungen geben würden, wie wir am besten unsere Tiere schützen sollen oder können, ohne dass sie selber keine eine finanziellen Sorgen haben, oder selber auch nur einen Finger krumm machen. „Wo, soll ich aber jetzt mal so eben 100.000 Euro zum Schutz meiner Pferde hernehmen?“, war die berichtigte Frage von Tobias Schult an diesem Abend.

Was die Belastungen für Weidetierhalter anbelangt, stimmte selbst Nicole Kronauer, 1. Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, dem Pferdezüchter zu. „Da muss ich leider sagen, hat Tobias Schult gar nicht unrecht. Wir sagen auf EU-Ebene, wir wollen, dass der Wolf zurückkommt, aber es gibt auch andere Weidetierhalter, die es auf ihren Schultern stemmen müssen, und schon gar nicht so unterstützt werden, wie es eigentlich nötig ist“.

Und dann gab es noch einen wohlgemeinten Rat von einem Wolfsbefürworter für den Pferdezüchter Tobias Schult; Um weniger durch den Wolf belastet zu sein, sollte er sich doch besser eine andere Arbeit suchen und sein Pferdezucht aufgeben.

Prinzipiell also gab es an diesem Abend sowieso nicht viel Neues, weder vom LANUV, noch vom WDR oder von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. Selbst was die Anzahl der Wölfe in Deutschland und in NRW anbelangt, gab es, wie auch in jüngster Vergangenheit, keine überstimmenden Zahlen.

Wieviel Wölfe gibt es nun eigentlich?

Laut Bundesamt für Umwelt sollen 2022 in Deutschland 1175, in NRW 5 und im Kreis Borken einen Wolf leben. Die Zunahme und der Wachstum sei höher, als man erwartet habe, betonte Claudia Bönninghausen vom LANUV. Und sie versprach: Bald werden es viel mehr sein. „Wir haben tatsächlich eine 30-prozentige Wachstumssteigerung pro Jahr“, so Bönninghausen. Mit Blick auf den veröffentlichen Zahlen betonte Schult, dass er an der ganzen Diskussion eine gewisse Ehrlichkeit vermisse.

Thema der Diskussion und Sendung verfehlt?

Thema verfehlt? Nichts neues aus dem Wolfsgebiet und NRW? Zumindest nicht für den „Bund Kreisgruppe Wesel“. Schwerpunkt des Abends sei laut Angelika Eckel von der BUND Kreisgruppe Wesel fast ausschließlich die Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung, insbesondere bei steigender Wolfspopulation in Deutschland, gewesen.

Dazu sagt Angelika Eckel: „Mich erinnerte die Veranstaltung in großen Teilen an die Veranstaltung, die das LANUV zur Bekanntgabe der Einrichtung des Wolfsgebietes Schermbeck im Oktober 2018 durchführte, sowie an mehrere Diskussionen an runden Tischen, an denen ich teilnehmen durfte. Mir scheint, in den letzten 5 Jahren sind wir kein Stück in unserem Umgang mit der Rückkehr des Wolfes weitergekommen“.

Dabei sollte es bei dieser Diskussionsveranstaltung diesmal um die kürzlich veröffentlichte Resolution des EU Parlamentes zur Überprüfung des derzeitigen Schutzstatus für Wölfe, um eine Herabstufung der Art von „streng geschützt“ auf „geschützt“ in den EU-Ländern zu ermöglichen gehen.

Angelika Eckel: „Im Stadtgespräch zu kurz gekommen sind leider die ökologischen Vorteile, die die Rückkehr des Wolfes mit sich bringt. Im Hinblick auf die Ziele, die die Weltnaturschutzkonferenz im Dezember in Montreal vorgegeben hat, ist dies bedauerlich. Der Wolf hilft uns, den Verlust der Biologischen Vielfalt zu stoppen“.

Wölfe fördern biologische Vielfalt

Auch sei im WDR5 Stadtgespräch nicht angesprochen worden, dass der Wolf durchaus wichtig ist, um langfristig die biologische Vielfalt zu fördern, so Angelika Eckel. Wölfe jagen bevorzugt kranke und schwache Tiere und helfen so, den Tierbestand gesund zu halten. Außerdem verhindern Wölfe, indem sie kranke Tiere erlegen, dass infizierte Tiere weitere Artgenossen anstecken. Nach drei Jahren Corona-Pandemie sollten wir dies zu schätzen wissen, fügt Eckel hinzu. Und: Dort wo der Wolf im Wald anwesend ist, wird der Verbiss junger Bäumchen um ca. 10% reduziert. Insbesondere für seltenere Baumarten vergrößere sich die Chance heranzuwachsen. „Für die deutschen Wälder kann man zweifellos sagen, dass Baumarten umso seltener sind, je lieber das Reh sie frisst“, so Gregor Aas, Forstwissenschaftler an der Uni Bayreuth. Die kleinen Fichten lassen Rehe stehen.

Kontakt zur Redaktion

Haben Sie Fragen oder Anliegen? Kontaktieren Sie uns gerne E-Mail an [email protected] Unsere Redaktion freut sich auf Ihre Nachricht und ist immer interessiert an Kritik, Lob und neuen Ideen und Themen für unsere Berichterstattung.

NEUSTE ARTIKEL

Linke wählt Wagner und Bechert als Direktkandidaten zur Bundestagswahl

Die Linke im Wahlkreis Oberhausen-Dinslaken (Wesel III) nominierte Sascha H. Wagner und Manuela Bechert als Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2024. Wagner betont den Einsatz...

Unvergesslicher Abend im Ramirez: ROCKIN‘ XMAS rockte die Bühne

Zahlreiche Gänsehautmomente. Es war ein vorweihnachtlicher Konzertabend der Extraklasse. Go Music's ROCKIN' XMAS sorgte am Sonntagabend im voll besetzten Saal des Ramirez in Schermbeck...

Nikolauszug in Gahlen: Tradition und leuchtende Kinderaugen

Der 52. Nikolauszug in Gahlen begeisterte wieder Groß und Klein: Mit leuchtenden Laternen, musikalischer Begleitung und einem festlich geschmückten Platz am Törkentreck wurde die...

Blutbuche: Lebendiges Mahnmal gegen Missbrauch in der Kirche

Mahnung und Erinnerung auf dem katholischen Friedhof in Schermbeck Am 6. Dezember 2024 wurde auf dem katholischen Friedhof in Schermbeck eine Blutbuche gepflanzt, die als...

Klick mich!