Vortrag Dr.Bert Schreiber im „Bürgertreff-Schermbeck“

Über die Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Sterbehilfe spricht Dr. Bert Schreiber, Arzt im Ruhestand und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Ambulanten Hospizdienstes Dorsten, am Dienstag (15. April) ab 17 Uhr im „Bürgertreff-Schermbeck“  im Dorfgemeinschaftshaus, Freudenbergstraße 1 (über dem Löschzug Altschermbeck)

Große Fortschritte in Hygiene, Medizin und Ernährungstechnik haben für viele Menschen neue zusätzliche Lebenszeit gebracht. Vor 100 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 35 Jahren, heute liegt sie bei über 70 Jahren.

Längeres Leben vergrößert das Risiko, an Krebs zu erkranken, dement zu werden und dahin zu vegetieren in einem Zustand, den die Mediziner als persistierenden vegetativen Status(PVS) bezeichnen. In diesem Zustand ist es zum Absterben großer Areale der Großhirnrinde mit verheerenden Folgen gekommen.

Die Angst vor Demenz und Alterspflegebedürftigkeit hat die Angst an Krebs zu erkranken überholt. Die Angst vor Kontrollverlust am Lebensende und möglicherweise „Ausgeliefertsein“ an eine als menschenfeindlich empfundene, einzig der biologischen Lebensverlängerung verschriebene „Apparatemedizin“ liefert genügend Anlass, sich Gedanken über das eigene Lebensende zu machen. Die Furcht, dass der Sterbeprozess zu einem monate- oder jahrelangen Dahinvegetieren pervertiert, facht die Diskussion für eine Legalisierung der Tötung auf Verlangen und der Beihilfe zur Selbsttötung an. Das Recht auf Leben meint nicht in jedem Fall eine Pflicht zum Leben. In Deutschland hat noch niemand ein Recht auf sein eigenes Sterben, wenn es keine Hoffnung mehr gibt, sein Leben lebenswert und sinnvoll zu erleben. In vielen westlichen Ländern, vor allem unseren Nachbarländern, aber auch in Deutschland ist ein wachsendes Verlangen zu beobachten, todkranken Menschen, die sterben wollen, dieses Sterben auch möglich zu machen. Laut einer Umfrage bejahen 67% der befragten deutschen Bürger, dass ein Todkranker das Recht haben sollte, seinen Tod zu wünschen und zu verlangen, dass ein Arzt ihm zu sterben hilft (Allensbach-Umfrage 2001). Aktuelle Umfragen bestätigen den Wunsch nach Sterbehilfe und die Politik beginnt zu reagieren. Der nationale Ethikrat und der Deutsche Juristentag 2006 haben eine ärztliche Hilfe bei der Selbsttötung nicht kategorisch ausgeschlossen. Der Hamburger Medizinethiker Wehkamp befragte deutsche Allgemeinmediziner, ob sie schon einmal auf Verlangen jemanden getötet hätten. 8% beantworteten die Frage mit Ja. Hochgerechnet auf die deutschen niedergelassenen Allgemeinmediziner darf man annehmen, dass ca. 5000 Ärzte aktive Sterbehilfe geleistet haben. Bei der gegenwärtigen Rechtslage wagt kaum ein Arzt öffentlich zu sagen, was er im Geheimen aus echter Barmherzigkeit an den Grenzen der Palliativmedizin tut. Eine andere, harmlosere Möglichkeit mit der Angst vor der Ungewissheit des Lebensendes umzugehen, vor allem für den Fall, dass man selbst nicht mehr entscheiden kann ist, Vorsorge zu treffen. Patienten verlieren ihr Selbstbestimmungsrecht nicht, wenn sie sich auf Grund von Demenz oder Koma nicht mehr äußern können. Gute Instrumente der Vorsorge sind Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.

Mit der Vorsorgevollmacht für Gesundheitsangelegenheiten kann man im Voraus bestimmen, wer für uns entscheiden darf, wenn wir selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Mit der Patientenverfügung geben wir Anweisungen an unseren zukünftigen Arzt für die Zeit, wenn wir mit ihm nicht mehr kommunizieren können.

 

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.