Ursula Heinen-Esser: 1,20 Meter Schutzzaun reichen aus

Wie hoch muss ein wolfsicherer Zaun sein, um Weidetiere vor einem Wolfsangriff zu schützen? Laut Aussage von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser 1,20 Meter.

Es hat sich aber in den letzten Monaten im Wolfsgebiet Schermbeck gezeigt, dass diese Höhe bei weitem nicht ausreichte. Wie bei dem letzten Riss in Gahlen bei Christiane Rittmann, wo der Wolf einen Zaun von 1,42 Meter Höhe mit 7 Litzen überwunden hat!

Trotz der Zaunhöhe, die zwischen 1,40 und 1,60 Meter liegt und mit 10.000 V Spannung versehen ist, hat es Gloria geschafft, diesen in der letzten Nacht zu überwinden. Laut Umweltministerin Heinen-Esser (siehe Video-Zusammenschnitt von Juni 2019) sollte diese Höhe wolfssicher sein! Sie spricht sogar von einem ausreichenden Grundschutz von 0,90 Meter. Wie es sich aber immer wieder zeigte, reicht diese Höhe schon lange nicht mehr aus! Ist der Wolf jetzt verhaltensauffällig?

Wolfsriss-Gahlen-26.-8

Die Höhe des Zaunes war bereits im Juni 2019 Thema bei einer Podiumsdiskussion mit Umweltministerin NRW Ursula Heinen Esser sowie Landwirten und Schafszüchtern in Gahlen. Seit Schermbeck zum Wolfsgebiet erklärt wurde, fühlen sich bis heute die Schafhalter und Landwirte vom Land nicht ausreichend betreut und unterstützt.

Sie forderten seinerzeit schon eine praxisnahe Zusammenarbeit zwischen Regierung, Landwirten und Schafzüchtern, dass die Theorie nicht an die Praxis, sondern umgekehrt angepasst werde und, dass von Seiten der Regierung endlich mal „Butter bei die Fische“ gemacht werde. Seitdem hat sich nicht viel verändert.

Zaunhöhe-1,40-Schafriss-Gahlen

Ungebremste Ausbreitung der Wölfe in NRW

„Die Zahl der bei Wolfsangriffen getöteten und verletzten Weidetiere nimmt deutlich zu. So sind in mehreren Regionen Westfalens allein in diesem Jahr zahlreiche Nutztiere durch den Wolf verletzt oder gar gerissen worden“, sagt auch WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. „Die ungebremste Ausbreitung der Wölfe in NRW ist für die Weidetierhalter, verheerend.

Schutzmaßnahmen, etwa durch das Einzäunen von Weideflächen, sind weder bezahlbar noch wirkungsvoll, weil sie von den Wölfen regelmäßig überwunden werden“, weiß Hubertus Beringmeier aus Gesprächen mit betroffenen Berufskollegen. Nicht nur bei Schafen, sondern auch bei Rindern und Pferden sei laut Hubertus Beringmeier bis heute eine Einzäunung gegen den Wolf schlicht nicht durchführbar und praktikabel.

Schafriss-Gahlen-August-2020

Dass die von Heinen-Esser geforderten 1,20 Meter Schutzzaun bei weitem nicht ausreichen, zeigte sich jüngst in den unterschiedlichsten Fällen.

Und auch der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband bewertet vor dem Hintergrund der weiteren Ausbreitung des Wolfes das NRW-Wolfsmanagement weiterhin als unzureichend. Hier sei aus Sicht des Verbandes eine Bestandsregulierung erforderlich. „Der Wolf vermehrt sich stark, denn seine Beute ist den Attacken des anpassungs- und lernfreudigen Räubers trotz gutgemeinter Schutzvorrichtungen faktisch ausgeliefert. Wir müssen über zwei Dinge dringend reden: Das eine ist ein aktives Wolfsmanagement. Das andere ist für betroffene Tierhalter die Frage nach Entschädigungszahlungen und Haftungsfragen, wenn Tiere gerissen wurden bzw. ausgebrochen sind“, macht der WLV-Vizepräsident und Wolfsbeauftragte Wilhelm Brüggemeier deutlich.