Schermbeck. Im Rahmen einer Fahrt durch den Kreis Wesel besuchte die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Begleitung des Landrats Dr. Ansgar Müller gestern 40 Minuten lang auch das Naturschutzgebiet (NSG) Loosenberge im Schermbecker Ortsteil Damm.
Dort wurde sie vom Landtagsabgeordneten Norbert Meesters, vom Schermbecker SPD-Vorsitzenden Jörg Juppien, vom SPD-Bürgermeisterkandidaten Ralph Brodel und vom SPD-Mitglied Michael Fastring empfangen, der in seiner Funktion als Fachdienstleiter Umwelt beim Kreis Wesel die Führung durch einen Teilbereich des etwa 13 Hektar großen NSG übernahm.
Zufällig wurde es ein Jubiläumsbesuch. Vor 75 Jahren, vier Jahre nach dem Erscheinen des Reichsnaturschutzgesetzes am 26. Juni 1935, erließ der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (heute RVR) im Jahre 1939 die Verordnung des NSG Loosenberge.
Es gehört landschaftlich zu einem fünf Kilometer langen Dünenzug, der sich von Obrighoven bis Damm erstreckt. Auf dem Sand der nacheiszeitlichen Lippeniederung entstand ein karger Boden, der allenfalls als Weidefläche für Schafe dienen konnte. Durch Viehverbiss, Schweinemast, Mahd, Beweidung, Abfuhr von Brennholz und Holzraubbau wurde ein Aufwachsen von Eichen und Birken verhindert.
Sandkuppen mit Wacholder
Die entstehende Heidelandschaft wurde im 19. Jahrhundert planmäßig aufgeforstet und droht nun den Heidecharakter zu verlieren. Die Bedeckung der Sandkuppen mit Wacholder ist in dieser Dichte einmalig am Niederrhein. Bekannt ist das Gebiet auch für seine mehr als 200 Schmetterlingsarten, für das Vorkommen von Silbergras, Sandseggen, Glockenheide und Sonnentau. Sandtrockenrasen und Feuchtheiden als vorkommende Lebensräume gehören laut Mitteilung der Biologischen Station Wesel zu den stark bedrohten Ökosystemtypen, von denen nur wenige, meist sehr kleinflächige Restbestände erhalten geblieben sind.
Diese schützenswerten Flächen zu erhalten ist eines der Ziele des Projektes „Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden“, das Michael Fastring vorstellte. Neben der Erweiterung des nahen FFH-Gebietes Lippeaue soll die Kiefer zurückgedrängt werden und auf einer Gesamtfläche von vier Hektar sollen die Kiefern durch Eichen ersetzt werden. Die nicht bodenständige Traubenkirsche soll zurückgedrängt werden. Bestimmte Leitarten wie Heidelerchen, Schlingelnatter und Zauneidechsen sollen gefördert werden. Zur Erhaltung der Heidelandschaft in den Loosenbergen soll, wie bereits vor zehn Jahren, eine Schafherde eingesetzt werden.
Projektträger sind das Landesumweltministerium, der Kreis Wesel, die Stadtwerke Wesel, der Regionalverband Ruhrgebiet, das in Mönchengladbach ansässige Regionalforstamt Niederrhein und die Biologische Station des Kreises Wesel in Wesel, deren Mitarbeiter das NSG Loosenberge seit vielen Jahren betreuen.
Zum Gesamtprojekt gehört auch ein Naturerlebnispfad, der den Besuchern an mehreren Stellen detaillierte Informationen über Flora, Fauna und Landschaftsentwicklung bieten soll.
Ministerin Hendricks begrüßte das Projekt. Es passe zu den Bemühungen ihres Ministeriums. „Naturschutzgebiete sind Gebiete, die des besonderen Schutzes bedürfen“, stellte sie fest und hob hervor, dass „die Natur ihr eigenes Recht“ habe. Die naturgeschützte Fläche Deutschlands soll von eins auf zwei Prozent vergrößert werden. Naturschutzgebiete trügen auch zum Klimaschutz und zur Förderung des Fremdenverkehrs bei.
Den Auffassungen der Ministerin stimmte auch Landrat Dr. Müller zu und hob die Bemühungen des Kreises Wesel hervor, im Ballungsrandbereich für ausreichende Erholungsmöglichkeiten zu sorgen. Den Einwand, dass es durch Schutzgebiete zu Beeinträchtigungen der Landwirtschaft kommen könne, wies Dr. Müller zurück mit dem Hinweis auf den Vertragsnaturschutz, der wirtschaftliche Beeinträchtigungen durch finanzielle Mittel ausgleiche. Es sei, so die Ministerin, für den Landwirt letztlich egal, wie er sein Geld verdiene, ob durch eine intensive Landwirtschaft oder durch Ausgleichsgelder für eine Landwirtschaft mit Auflagen. H.Scheffler