Störenfriede mussten aus der Bibel abschreiben

In der Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen wurde Goldkonfirmation gefeiert

Gahlen 18 Jungen und Mädchen feierten am Sonntag Lätare, dem 8. März 1964, mit Pastor Friedrich August Borgards das Fest ihrer Konfirmation. 13 von ihnen kamen jetzt ins Lippedorf, um während eines festlichen Gottesdienstes mit Pfarrer Christian Hilbricht ihre Goldkonfirmation zu feiern. Der Gottesdienst wurde von der Organistin Annelie Twachtmann musikalisch untermalt.

Im nahen Gemeindehaus trafen sich anschließend die Goldkonfirmanden mit ihren Verwandten, mit dem Pfarrer und mit einigen Mitgliedern des Presbyteriums. Zu Beginn wurde das Lied „Lobe den Herren“ gesungen, mit dem auch die Konfirmation vor 50 Jahren begann. Während des gemeinsamen Kaffeetrinkens, das von Erna Hansen, Hanna Horstkamp, Christa Königsmann, Marga Hemmert und Marianne Schulte vorbereitet wurde, blieb Zeit für Plaudereien über die zweijährige Vorbereitung auf die Konfirmation. Sprechanlässe boten Fotos von der Einschulung im Jahre 1956, das Gottesdienstprogramm, das Pfarrer Hilbricht aus dem Kirchenarchiv mitgebracht hatte, und das Bild von der Konfirmation, das Doris Czymay (-Kudella) präsentierte.

Während des zweijährigen Unterrichtes trafen sich die Konfirmanden dienstags und freitags in der ersten Etage des Gemeindehauses (heute Gerätehaus des Gahlener Löschzuges). Es musste viel auswendig gelernt werden. Alle Texte mussten die Kinder in eine Art Vokabelheft eintragen. Wer zu faul war oder den Versuch startete zu stören, der musste Teile der Bibel abschreiben. Es war übrigens der erste Konfirmandenjahrgang ohne die Hardter Kinder, die 1964 in der neuen Friedenskirche konfirmiert wurden.

Mit Pfarrer Christian Hilbricht (hinten, 3.v.r.) feierten die Konfirmanden des Jahres 1964 in der Gahlener Dorfkirche das Fest ihrer Goldkonfirmation. Foto Scheffler
Mit Pfarrer Christian Hilbricht (hinten, 3.v.r.) feierten die Konfirmanden des Jahres 1964 in der Gahlener Dorfkirche das Fest ihrer Goldkonfirmation. Foto Scheffler

Am Sonntag vor der eigentlichen Konfirmation fand in der Dorfkirche eine öffentliche Prüfung statt. Die Angst, sich vor den Verwandten zu blamieren, klang noch in den jetzigen Erzählungen nach. Umso mehr freuten sich die Jungen und Mädchen über die Geschenke zur Konfirmation. Das Wirtschaftswunder hatte in den 1960er-Jahren auch in Gahlen Einzug gehalten. Die Zeiten, in denen Hortensien das Hauptgeschenk darstellten, waren vorüber. Margit Menser (-Gilhaus) zeigte bei der Goldkonfirmation stolz jene Uhr, die sie von den Eltern zur Konfirmation bekam. Ein Mädchen bekam einen Fotoapparat. Sammeltassen waren in und für einige Mädchen gab es die ersten Teile für die Aussteuer.

Die Konfirmanden des Jahres 1954. Repro Scheffler
Die Konfirmanden des Jahres 1954. Repro Scheffler

Pfarrer Hilbricht erinnerte nicht nur an die weltpolitisch bedeutsamen Ereignisse des Jahres 1964, sondern auch an Ereignisse aus dem Lippedorf. Fritz Scholt und Christel Holloh regierten das Gahlener Schützenvolk.

Zum Abschied überreichten die Presbyter und die beiden Pfarrer den Goldkonfirmanden ein gerahmtes farbiges Foto von der Gahlener Dorfkirche. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.