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Stellungnahme der Schermbecker Werbegemeinschaft zur Erprobung eines Verkehrsführungsszenarios

Veröffentlicht am

Verkehrs- und Mobilitätskonzept für die Gemeinde Schermbeck – Erprobung eines Verkehrsführungsszenarios. Das Mobilitätskonzept wird Thema im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am 07.02.23 sein

Favorisiert wird hier durch die Verwaltung eine Netztrennung im Szenario 2b, d.h. die Verbindungsstraßen von Nord nach Süd (Mittelstraße, Kapellenweg und Landwehr) werden blockiert. Umfassende Informationen hierzu finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde
Schermbeck unter https://www.schermbeck.de/rathaus-buerger/wirtschaft/staedtebauliches-rahmenkonzept/erweitertes-verkehrskonzept.

Die große Sorge: Kunden, Patienten, Mandanten kommen so nicht mehr zu uns. Der Umstieg vom bequemen PKW auf das Rad oder die Füße wird nicht stattfinden, dafür fahren die Menschen in umliegende Orte, die einfach und direkt erreichbar sind.
Umsatzverluste, mangelnde Wirtschaftlichkeit, Firmenschließungen und Leerstände können die Folgen sein.

Die Schermbecker Werbegemeinschaft nimmt nun in einem Schreiben an Bürgermeister Mike Rexforth Stellung zum geplanten Verkehrs- und Mobilitätskonzept:

Die Vorlage der Verwaltung, einen sechsmonatigen Verkehrsversuch im Schermbecker Ortskern durchzuführen, beschäftigt unsere Mitglieder – rund einhundert Händler, Dienstleister und Gewerbetreibende – gerade intensiv.

Sie sind entsetzt, dass hier ein existenzbedrohendes Verkehrsexperiment zu ihren Lasten durchgeführt werden soll, bei dem die Interessen der Kaufleute wenig Berücksichtigung finden.

Wir rechnen durch dieses Experiment mit deutlich sinkenden Kundenzahlen im Handel, bei den Dienstleistern, Arztpraxen und Apotheken. Speziell die Schermbecker aus den Ortsteilen Bricht, Damm, Weselerwald und Üfte, Altschermbeck und Rüste werden durch die Netztrennung gezwungen, weite Umwege zu fahren.

Dies führte in der Vergangenheit, z.B. in der Phase des Glasfaserausbaues, dazu, dass zahlreiche Kunden ihr Einkaufsverhalten änderten und lieber in umliegenden Orten eingekauft wurde, die direkt angefahren werden können.

Zusätzliche Kilometer

Dass durch dieses Szenario 2b immense zusätzliche Kilometer für Anwohner, Kunden und für den Anlieferverkehr mit entsprechenden Emissionen entstehen, sind weitere wichtige wirtschaftliche und ökologische Faktoren.

Wir bitten Sie, die Mitglieder des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses darum, den Beschluss zu TOP 7 in Ihrer Sitzung am 07.02.23 noch nicht zu treffen und erstmals in einen – gerne auch extern moderierten – exklusiven und konstruktiven Austausch mit den betroffenen Geschäftsleuten im Ortskern zu gehen.

Weniger Kunden

Unser Ort verändert sich. Es kommen weniger Kunden, die Anzahl der inhabergeführten Handelsbetriebe verringert sich und insbesondere die großen Discounter greifen mit ihren Vollsortimenten die Fachgeschäfte an. Die Coronakrise hat diese Entwicklungen nochmals beschleunigt. Viele Einzelhändler hatten mit existenzbedrohenden Umsatzverlusten zu kämpfen.

Und auch wenn wir bei unseren Mitgliedsfirmen keine rein coronabedingte Insolvenz verzeichnen konnten, sind doch die Reserven erschöpft und die Nerven liegen blank. Erschwerend kommen die zusätzlichen aktuellen Herausforderungen dazu: massiv steigende Einkaufspreise, explodierende Energiekosten, fehlende Fachkräfte. Einige unserer Geschäfte sind nicht mehr in der Lage, durchgängige Öffnungszeiten darzustellen.

Sinkende Besucherzahlen

Wenn Schermbeck dann durch mangelnde Anfahrbarkeit – und wir sprechen hier über den emotionalen Aspekt – weniger attraktiv wird, sinken die Besucherzahlen.

Händler schließen, Leerstände nehmen zu, es kommt zu beschleunigten Trading-Down-Effekten. Mieter brechen weg, der Ortskern verödet. Somit fehlt ein Grund zum Besuch unserer Innenstadt. In der Folge leiden auch weitere Branchen wie Dienstleister, Kultureinrichtungen oder Sportstätten. Zuletzt verliert Schermbeck seine Funktion als Ort der Begegnung für seine Bürgerinnen und Bürger. Die Mietpreise verfallen, der Standort Schermbeck verliert gegenüber den Nachbarkommunen, neue Unternehmen siedeln sich nicht hier an, Arbeitsplätze gehen verloren.

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer formuliert es so: „Unsere Zentren leben von einer guten Erreichbarkeit. (…) Es gilt daher, die lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse in die Verkehrskonzepte einzubeziehen. Kunden werden auch zukünftig mit dem PKW in die Innenstädte kommen.“ Gerade in einer Gemeinde mit einer der höchsten PKW-Dichten in Deutschland ist es doch illusorisch anzunehmen, dass die Menschen in der Breite durch Zwangsmaßnahmen auf ihre Bequemlichkeiten verzichten. Stattdessen weichen sie h in umliegende Städte aus, um dort ihre Einkäufe zu tätigen.

Liebe Mitglieder des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses,

alles zu kritisieren ist einfach. Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, diskutieren und gemeinsam die beste Lösung für alle finden. Das wir hier Zielkonflikte haben, das ist uns klar. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, an einem Tisch einen tragfähigen Kompromiss zu schmieden, welcher die Belange von Einwohnern, Umwelt, Kaufleuten und touristischen Zielen vereint. Daten und Modelle haben wir genug. Lassen Sie uns jetzt gemeinsam den besten Weg für Schermbeck finden.

Hier exemplarisch einige Ideen (die teilweise in den Beteiligungsprozess eingebracht wurden, aber jetzt nicht mehr zu finden sind):

  • Ein wirkliches Meinungs- und Stimmungsbild der Einwohner der umliegenden Ortsteile einholen. Es scheint schon wieder und immer noch als reines Ortskernproblem wahrgenommen zu werden. Die Auswirkungen der geplanten Änderungen sind jedoch weitreichender. Wie verändert die Netztrennung das Einkaufsverhalten dieser Menschen? Hier unterstützen wir gerne, z.B. mit einer Kundenbefragung in unseren Mitgliedsfirmen
  • Alle Umfragen der Vergangenheit ergaben, dass die Schermbecker bereit seien, vom PKW zum Rad oder Fuß zu wechseln. Alle Verkehrszählungen der Vergangenheit ergaben, dass selbst kurze Strecken mit dem vorhandenen PKW gefahren wurden.

Unabhängig von Zwangsmaßnahmen könnten Verkehrserziehung oder Bewusstseinskampagnen dazu führen, dass der freiwillige Verzicht auf das Auto als attraktiv und zielführend wahrgenommen wird (über die positiven Effekte für die eigene Gesundheit, die Aufenthaltsqualität und die Umwelt). Anreizsysteme können dies unterstützen, z.B. eine Belohnung für das Anfahren der Geschäfte mit dem Rad.

  • Verdrängung der Mitarbeiter und Anwohner von den Parkplätzen im zentralen Ortskern (Bösenberg, Overkämping, Landwehr, Volksbank, nördlicher Rewe), um hier ausreichend gut erreichbaren Parkraum für Kunden und Besucher vorzuhalten. Kombiniert mit einem sehr guten Parkleitsystem reduziert sich so der Parkplatzsuchverkehr nochmals.
  • Der möglichst barrierefreie Zugang zu allen Angeboten der Mittelstraße muss erhalten bleiben. Gerade mit Blick auf die erwartete Altersentwicklung in Schermbeck müssen wir hier besonders Acht geben und allen Bevölkerungsgruppen die Teilnahme am Leben ermöglichen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben in Schermbeck noch gute Strukturen, um die uns viele Nachbardörfer beneiden. Wir haben viel zu verteidigen, aber auch eine Menge zu verlieren. Bitte lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dieses Gute für die Zukunft zu erhalten.

Als Vertretung der Unternehmer in Schermbeck sind wir für Sie ein starker Partner. Wir sind uns sicher, dass wir gemeinsam ein tragfähiges Konzept entwickeln können, dass in der Breite der Bevölkerung eine Akzeptanz erreicht.

Mit freundlichen Grüßen für die Schermbecker Kaufleute und Unternehmer

Wolfgang Lensing 1. Vorsitzender
Heinz-Günther Dräger 2. Vorsitzender
Frank Herbrechter Geschäftsführer

Sinkende Besucherzahlhen = Händler schließen, Leerstände nehmen zu, es kommt zu beschleunigten Trading-Down-Effekten. Mieter brechen weg, der Ortskern verödet.

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