Spuren der Römer: Eine Burg in Damm

„Unterwegs auf der Römer-Lippe-Route 2014“, heißt ein Buch, das die Kooperationsgemeinschaft Römer-Lippe-Route im Jahre 2014 herausgegeben hat. Beim Durchblättern war ich mächtig enttäuscht. Die Route führt zwar mitten durch ein römisches Bauwerk im Schermbecker Ortsteil Damm, aber es gibt auf den Seiten 96 und 97, die sich mit Schermbeck befassen, kein einziges Wort, das auf ein römisches Bauwerk hinweist. Schade. Wir wollen das an dieser Stelle nachholen, indem wir aus einem Buch zitieren, das im Jahre 1878 veröffentlicht wurde. Vielleicht dient die Veröffentlichung den Herausgebern des Buches über die Römer-Lippe-Route als Anregung, vor einer Neuauflage mit den Schermbecker Heimatforschern Kontakt aufzunehmen, damit die Radler künftig nicht mehr an einer römischen Burg vorbeiradeln, ohne es zu bemerken. Helmut Scheffler

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Quelle: Hölzermann, Ludwig: Lokaluntersuchungen die Kriege der Roemer und Franken sowie die Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen und des spaeteren Mittelalters betreffend. Nach dessen Tode herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde Westfalen. Münster: Druck und Verlag von Friedrich Regensberg, 1878. 124 S. + 50 Tafeln im Anhang.

[Eine Recherche in den Beständen der Deutschen Nationalbibliothek ergab im Jahre 2014 die Meldung, dass es keinen Bestandsnachweis für das Buch gibt. Mir selbst liegt eine Kopie vor, die von einem Exemplar gefertigt wurde, welches sich in der „Öffentlichen Bibliothek zu Detmold“ befindet. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich weitere Exemplare in niederrheinischen Archiven befinden.]

8. Die Steeger Burgwart, Tafel X

wird von den Landleuten der dortigen Gegend nach dem jetzigen Besitzer Terstegens`s „Burg“ genannt. Dieselbe wurde schon von Fiedler (Röm. Denkmäler etc. S. 172) in dem jetzigen Zustande angetroffen und vom Verfasser der „Römerstrassen“ wol mit Recht für einen römischen Brückenkopf gehalten. Das Werk besteht aus einer gegen die Lippeniederung vorspringenden Landzunge, welche durch einen Doppelwall und einen Vorwall vom Festlande abgeschnitten ist. Nach Profil und Bauart scheinen die Wälle römisch zu sein. Da der gegenüberliegende Uferrand gleichfalls befestigt ist, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass das Werk zur Deckung einer über die Lippe führenden stehenden Brücke angelegt worden ist. Zwischen dem Hauptwalle und dem etwa 35 Schritte davon entfernten Vorwalle befinden sich ganze Reihen kleiner Boden-Erhöhungen, welche beim Aufgraben Reste von Bivouakfeuern zeigen, ein Beweis, dass eine Truppe hinter dem Vorwalle gelagert hat.

Schermbeck-Damm, Römerburg
Das Werk wurde wahrscheinlich einst von der Lippe umflossen. Die Seiten der Landzunge zeigen nur schwache Spuren eines Walles, dagegen ist weiter abwärts der Böschung in der muthmasslichen Höhe des alten Wasserstandes ein Absatz deutlich erkennbar, welcher vielleicht einst einer Palisadierung oder einem Verhaue als Grundlage gedient hat.
Es ist daher nicht unbedingt erforderlich, dass, wie Fiedler annimmt, die Anlage ursprünglich ein allseitig von Wällen umschlossenes Viereck gebildet habe, dessen Seitenwälle abgespült oder abgetragen seien.
Bemerkenswerth ist, dass sich die Landzunge allmälig gegen die Lippeniederung herabsenkt und am nordwestlichen Uferrande ein Weg abgegraben worden ist, welcher jetzt nach einigen Hundert Schritten ohne erkennbares Ziel endet, einst aber ohne Zweifel von der alten Landstrasse her zur „Burg“ führte.
Augenblicklich wird das Werk als Hude benutzt und würde vielleicht noch lange erhalten bleiben, wenn der Eisenbahn-Ingenieur seine Linie nicht mitten durch die Wälle gelegt hätte. Unter den ersten Spatenstichen zur projectirten Bahn wird das interessante Bauwerk, das einzige in seiner Art noch vorhandene, wol bald gänzlich vom Erdboden verschwinden.

Anmerkung. Die im Jahre 1878 veröffentliche Beschreibung muss vor 1874 entstanden sein, denn damals wurde die durch Damm führende Eisenbahnlinie zwischen Hamburg und Paris eröffnet. Wegen ihrer Linienführung wurde zwar ein Teil der Burganlage zerstört, aber ein großer Restteil ist noch heute deutlich als Erhebung in der Lippeaue zu erkennen. Man erreicht die Stelle, wenn man von der B 58 nach Süden in die Straße „Auf dem Rahm“ abbiegt, an der Mühle vorbeifährt, bis man die ehemalige Bahnlinie (heute Fahrradweg) erreicht, dort nach links abbiegt, die Brücke über den Dellbach quert und dann nach etwa 400 Metern (links) die Einmündung der Straße (des Weges) „Vor der Burg“ erreicht. Auf der rechten Seite (Foto) sieht man hier die plateauartige Erhebung in der Lippeaue.

Die im linken bereich erkennbare plateauartige Erhebung befinedt sich dort, wo Ludwig Hölzermann berfeits vor etwa 140 Jahren eine zeichnung von der ehemaligen Römerburg anfertigte.  Die baumreihe im Hintergrund markiert den verlauf der ehemaligen Bahntrasse, Hamburg-Paris (heute Fahrradweg).Foto: Helmut Scheffler
Die im linken Bereich erkennbare plateauartige Erhebung befindet sich dort, wo Ludwig Hölzermann bereits vor etwa 140 Jahren eine Zeichnung von der ehemaligen Römerburg in Damm anfertigte. Die Baumreihe im Hintergrund markiert den Verlauf der ehemaligen Bahntrasse  Hamburg-Paris (heute Fahrradweg). Foto: Helmut Scheffler, 2014
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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.