Schallendes Gelächter im Café Holtkamp

Wenn der Gahlener Heimatverein mit seinem plattdeutschen Nachmittag lockt, dann kann Petrus nicht einmal mit dem wärmsten Tag des Jahres gegenhalten. Sonntagnachmittag belohnte der Heimatverein mehr als 100 Besucher im Café Holtkamp für ihren Verzicht auf das Liegen in der warmen Frühlingssonne mit einem Feuerwerk der guten Laune. Die Moderation des zweieinhalbstündigen Programms „Dütt un datt op Platt“ übernahm Gustav Ruloff als Ehrenvorsitzender des Heimatvereins.

Schon vor dem offiziellen Beginn des Programm erwies sich der Akkordeonspieler Manfred Franke als ein rechter Muntermacher, während auf dem Bildschirm zahllose Bilder aus dem alten und neuen Gahlen einen eindrucksvollen Einblick in das dörfliche Leben von Schermbecks südlichstem Ortsteil vermittelten.

 

Manfred Franke unterhielt die Gäste mit beschwingten Akkordeonklängen. Foto Scheffler
Manfred Franke unterhielt die Gäste mit beschwingten Akkordeonklängen. Foto Scheffler

Nach dem Kaffeetrinken erwiesen sich 16 Grundschulkinder der Plattdeutsch-AG der Gemeinschaftsgrundschule als ausgezeichnete Nachwuchsschauspieler. Mit Annemarie Unterberg und Gerhard Becks hatten die Kinder in den letzten Wochen das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ einstudiert. Nach „Rotkäppchen“, „Schneewittchen“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ und dem „Tischlein deck dich“ präsentierten die Kinder diesmal als fünftes Märchen den Gang von Esel (Jasmin Cappell), Hund (Tom Porsche), Katze (Julie Wegjan) und Hahn (Lars Schult) nach Bremen, um dort Musikanten zu werden. Die verbindenden Worte zwischen einzelnen Erzählabschnitten sprachen Luna Zöberer, Leonie Heidenreich und Helen Zens.

Gustav Ruloff moderierte das zweieinhalbstündige Programm. Foto Scheffler
Gustav Ruloff moderierte das zweieinhalbstündige Programm. Foto Scheffler

Mit einer Serie von Sketchen sorgten die Kinder anschließend für schallendes Gelächter im Saal. Ein billiges Essen und einen Streit um eine Pfeife setzten die Kinder ebenso gekonnt in Szene wie die nervenden Fragen eines Sohnes an seinen Vater und den Nachteil kurzer Haare, die das Waschen des Halses erforderlich machen.

Die fürs Umbauen der Bühne erforderliche Zeit nutzten die Zuschauer zu gemeinsamen Gesängen. Die Generation 60 plus benötigte selbst beim Singen mehrerer Strophen von „Kein schöner Land in dieser Zeit“, von „Hohe Tannen“ und von „Ade zur guten Nacht“ nicht einmal die ausgelegten Textblätter.

Mit der Mundart-Varianten des Märchens „Die vier Bremer Stadtmusikanten“ erfreuten Kinder der Plattdeutsch-AG am Sonntag die Besucher des plattdeutschen Nachmittags im Café Holtkamp. Foto Scheffler
Mit der Mundart-Varianten des Märchens „Die vier Bremer Stadtmusikanten“ erfreuten Kinder der Plattdeutsch-AG am Sonntag die Besucher des plattdeutschen Nachmittags im Café Holtkamp. Foto Scheffler

Mit drei Einaktern erfreuten die zum Heimatverein gehörende Laienspielschar die Zuschauer. Die Begegnung mit dem Rentner Pieper (Gerhard Becks), der seinen Dienst als Babysitter mit einer Tüte voller Bier antritt und sich bei einem ersten Rundgang durch die Wohnung mit weiterer hochprozentiger Kost versorgt, wird das Ehepaar Lorenz (Karsten Ruloff und Edith Hülsemann) so schnell nicht vergessen, zumal der eigenmächtige Rentner auch den Hausherrn noch mächtig bei seinem Chef bloßstellt.

Im Einakter „Dat Corpus delicti“ sorgte die Nachbarin Meinecke (Renate Eschenröder) für einen verpatzten Urlaub und beinahe für eine Ehescheidung, weil sie vorgab, ein schwarzer BH sei vom Balkon des Ehepaares in Abwesenheit der Frau auf ihre Terrasse gefallen. „Irren ist menschlich“, musste sie wenig später bei ihrer Flucht gestehen, nachdem sich ihre Beobachtung als technisch unmöglich erwiesen hatte.

Mit ihrem Einakter „Dat is unser Füer“ sorgten Markus Walbrodt, Renate Eschenröder und Gerhard Becks (v.l.) beim plattdeutschen Nachmittag im Café Holtkamp für schallendes Gelächter. Foto Scheffler
Mit ihrem Einakter „Dat is unser Füer“ sorgten Markus Walbrodt, Renate Eschenröder und Gerhard Becks (v.l.) beim plattdeutschen Nachmittag im Café Holtkamp für schallendes Gelächter. Foto Scheffler

Zur anstehenden 100-Jahrfeier des Löschzuges Gahlen passte der Einakter „Dat is unser Füer“, in dem sich zwei Feuerwehrleute aus Gahlen und Schermbecker (Gerhard Becks und Markus Walbrodt) darum stritten, wer das Recht hat, Elses brennenden Schuppen zu löschen. Die beiden Zankhähne bemerkten nicht, dass in der Zwischenzeit Else selbst das Löschen übernahm.

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Gohlen, minne Heimat“, das der Gahlener Heimatdichter Paul Heckermann schon vor dem Zweiten Weltkrieg dichtete, endete der plattdeutsche Nachmittag. H.Sch.

 

Mit einer Serie von Sketchen sorgten die Kinder für schallendes Gelächter im Saal. Foto Scheffler
Mit einer Serie von Sketchen sorgten die Kinder für schallendes Gelächter im Saal. Foto Scheffler
Mehr als 100 Gäste kamen zum plattdeutschen Nachmittag ins Gahlener Café Holtkamp. Foto Scheffler
Mehr als 100 Gäste kamen zum plattdeutschen Nachmittag ins Gahlener Café Holtkamp. Foto Scheffler

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.