San Cristóbal: Eine enge Freundschaft ist entstanden

Schermbecker Ludgerus-Gemeinde feiert das Jubiläum ihrer Partnerschaft mit San Cristóbal
Schermbeck Das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen der Pfarrgemeinde St. Ludgerus und der Kirchengemeinde „Nuestra Senora de la Paz“ im mittelamerikanischen San Cristóbal wird am Sonntag in Schermbeck gefeiert.
Um 10:30 Uhr beginnt eine Festmesse in der Ludgeruskirche. An dieser Messe nehmen auch vier junge Erwachsene aus San Cristóbal und Pater José Luis Lugo Dipré, der jetzige Pfarrer der Partnergemeinde, teil. Der Festakt beginnt am Sonntag um 16 Uhr in der Kolping-Begegnungsstätte in der Widau. Diakon Ekkehard Liesmann berichtet über die Anfänge und die künftige Gestaltung der Partnerschaft. Dr. Maria Leßmann stellt das Gesundheitsprojekt vor, Johannes Foitzik das Schulprojekt und Christina Geurts den Jugendaustausch.

In der Dominikanischen Republik halfen 1994 die Schermbecker Jugendlichen Sandra Punsmann, Mechthild Wein, Jonas Werner, Juliane Berger, Tobias Schwanewilm, Silke Cappell, Andreas Eifert und Carsten Foitzik beim Bau einer kleinen Kirche. Das Erinnerungsfoto zeigt die Schermbecker Jugendlichen im Kreis ihrer mittelamerikanischen Freunde. Archivfoto: Ekkehard Liesmann
In der Dominikanischen Republik halfen 1994 die Schermbecker Jugendlichen Sandra Punsmann, Mechthild Wein, Jonas Werner, Juliane Berger, Tobias Schwanewilm, Silke Cappell, Andreas Eifert und Carsten Foitzik beim Bau einer kleinen Kirche. Das Erinnerungsfoto zeigt die Schermbecker Jugendlichen im Kreis ihrer mittelamerikanischen Freunde. Archivfoto: Ekkehard Liesmann

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Neubaus der Schermbecker Ludgeruskirche im Jahre 1990 wollte die Pfarrgemeinde irgendeiner Gemeinde in der weniger begünstigten Welt finanzielle Hilfe beim Bau einer Kirche geben. „Über ADVENIAT kam der Kontakt zu unserer Partnergemeinde `Nuestra Señora de la Paz` in San Cristóbal, Bistum Bani, in der Dominikanischen Republik zustande“, erinnert Diakon Liesmann an die Anfänge in den Jahren 1989/90. Die Pfarrei in San Cristóbal war 1988 gegründet worden.
„Mit Brief vom 18. Juli 1989“, so Liesmann, „haben wir uns verpflichtet, beim Bau der Pfarrkirche mit einem Betrag von 50 000 DM zu helfen.“ Seit 1991 finden gegenseitige Besuche von zumeist Jugendlichen im Zweijahres-Turnus statt. Bisher waren im Rahmen dieses Jugendaustausches etwa 60 junge Erwachsene aus Schermbeck zu einem jeweils vierwöchigen Arbeitseinsatz dort. Sie halfen vorwiegend beim Bau kleiner ländlicher Kapellen, die gleichzeitig als Schutzräume für Wetterkatastrophen dienen. „Beim Wirbelsturm `George` im Herbst 1998 waren diese in Eigeninitiative der Gemeinde errichteten kleinen Bauten Lebensretter für viele Menschen“, freut sich Liesmann.
Etwa 60 junge Erwachsene aus San Cristóbal waren inzwischen in Schermbeck zu Gast. „Sie haben hier erfahren, dass nicht alle Deutschen fremdenfeindlich sind, wie im Ausland oft dargestellt wird“, stellt Liesmann fest und ergänzt, „zum Weltjugendtag 2005 in Köln hatten wir neun junge Menschen aus San Cristóbal zu uns eingeladen. Gemeinsam mit Jugendlichen aus Schermbeck besuchten sie den Weltjugendtag.“

Im August 2011 überreichten die von Pater Ismael begleiteten Gäste aus San Cristóbal im Schermbecker Marienheim ein Kreuz als Geschenk für die Gastfreundschaft der Schermbecker und zugleich als Beitrag für die Neueinrichtung der Ludgeruskirche, deren Innenraum damals grundlegend saniert wurde. Archivfoto: Scheffler
Im August 2011 überreichten die von Pater Ismael begleiteten Gäste aus San Cristóbal im Schermbecker Marienheim ein Kreuz als Geschenk für die Gastfreundschaft der Schermbecker und zugleich als Beitrag für die Neueinrichtung der Ludgeruskirche, deren Innenraum damals grundlegend saniert wurde. Archivfoto: Scheffler

Unabhängig von diesen organisierten Begegnungen haben viele Schermbecker privat die Partnergemeinde besucht. Alle waren beeindruckt von der Herzlichkeit, mit der sie dort aufgenommen wurden. Umgekehrt waren auch Gäste aus der Partnergemeinde auf eigene Initiative (und Kosten) in Schermbeck. Finanziert wird dieser Austausch aus Eigenmittel der Reisenden und vorwiegend vom Land NRW aus Mittel des „Konkreten Friedensdienstes“. Allgemeine Spendengelder werden nicht in Anspruch genommen.
Ebenfalls seit 1992 haben sich mehr als 30 Schermbecker, Einzelpersonen und Gruppen, zu monatlichen Beiträgen verpflichtet, mit deren Hilfe zurzeit etwa 45 Kindern und Jugendlichen aus unserer Partnergemeinde der Besuch der kirchlichen Grund- und weiterführenden Schule „Santa Rita“ in San Cristóbal ermöglicht wird. Der jährliche Beitrag aus Schermbeck hierfür beträgt aktuell 6000 Euro. In einer landesweit durchgeführten Bewertung von privaten Schulen erhielt die Schule „Santa Rita“ den fünften Platz unter mehr als 1000 Schulen.

Angesichts der schlechten staatlichen Gesundheitsfürsorge in San Cristóbal leistet die mit Schermbecker Spenden mitfinanzierte Gesundheitsstation für die Bevölkerung unschätzbare Dienste. 1996 entstand diese Aufnahme. Archivfoto: Maria Lessmann
Angesichts der schlechten staatlichen Gesundheitsfürsorge in San Cristóbal leistet die mit Schermbecker Spenden mitfinanzierte Gesundheitsstation für die Bevölkerung unschätzbare Dienste. 1996 entstand diese Aufnahme. Archivfoto: Maria Lessmann

Die Partnergemeinde unterhält im Gebäude ihrer Pfarrkirche ein großes Gesundheitszentrum, mit fest angestellten und auch mehreren zeitweise und ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und medizinischem Fachpersonal. Die Praxis verfügt auch über moderne Diagnose-Einrichtungen, ein Speziallabor zur Aids-Diagnose, ein allgemeines Labor, eine Apotheke – sowie eine stark frequentierte Zahnarztpraxis. Die Gesundheitsstation ist inzwischen auch staatlich anerkannt und in gewissen Umfang unterstützt. Aus Schermbeck konnten bisher mit Hilfe eines festen Spenderstammes jährlich Medikamente im Wert von ebenfalls etwa 9000 Euro nach San Cristóbal versandt werden. H.Sch.

Die Stadt San Cristóbal, die etwa 30 km von der Hauptstadt Santo Domingo entfernt liegt, ist mit ca. 170 000 Einwohnern eine der größten Städte des Landes. Zur Pfarrgemeinde „Nuestra Señora de la Paz” („Unsere Frau vom Frieden”) gehören zirka 50 000 Menschen in zwei städtischen und etwa 20 ländlichen Bezirken. Die Armut ist groß. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 50%. Das „Credo” der Augustiner-Patres (OAR), die die Pfarrgemeinde betreuen, lautet: Die Kirche darf den Menschen nicht auf das Jenseits vertrösten, sie muss hier und heute tätige Hilfe leisten. Die mit Schermbecker Hilfe zusamen mit ADVENIAT finanzierte Pfarrkirche mit dem Gesundheitszentrum wurde im Frühjahr 1992 eingeweiht.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.