Delfine helfen bei der Heilung

Carolin Schulte-Loh arbeitet derzeit im „Curaçao Dolphin therapie center“
Schermbeck Nur die wenigsten Physiotherapeuten haben die Gelegenheit, an einer Delfintherapie teilzunehmen, um dadurch bei Menschen mit spezifischen Krankheitsbildern positive Veränderungen zu bewirken. Die 23-jährige Schermbecker Physiotherapeutin Carolin Schulte-Loh befindet sich seit sechs Wochen auf der karibischen Insel Curaçao, um als Praktikantin beim „Curaçao Dolphin therapie center“ zu arbeiten.
„Wir sind hier mit sechs Praktikanten und wohnen alle zusammen auf einem Boot“, berichtet Carolin Schulte-Loh und ergänzt, „wir sind alle ausgebildete Therapeuten in unterschiedlichen Bereichen und unterstützen somit die hier arbeitenden Therapeuten.“ Das weltweit führende Zentrum für Delfintherapie wurde im Jahre 2004 auf der Insel Curaçao gegründet. Ein Team speziell ausgebildeter und qualifizierter Fachkräfte aus den Berufsgruppen Psychologie, Physiotherapie, Sprach- und Beschäftigungstherapie setzt bei seinen Behandlungen fünf Delfine in einer einzigartigen Umgebung ein.

Die Schermbeckerin Carolin Schulte-Loh lernt derzeit im „Curaçao Dolphin therapie center“ die Arbeit mit Delfinen zur Therapie bestimmter Krankheiten kennen. Foto: privat
Die Schermbeckerin Carolin Schulte-Loh lernt derzeit im „Curaçao Dolphin therapie center“ die Arbeit mit Delfinen zur Therapie bestimmter Krankheiten kennen. Foto: privat

„Hier werden jährlich etwa 400 Kinder aus allen Teilen der Welt mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern behandelt“, berichtet Carolin Schulte-Loh. Typische Krankheitsbilder seien Zerebralparese, Autismus, Down Syndrom, Depression, PTSD (Post-traumatic stress disorder) oder Burnout.
„Die Kinder werden hier jeden Tag insgesamt zwei Stunden am Stück behandelt“, beschreibt Carolin Schulte-Loh die Arbeit mit den Patienten. Dabei werde eine auf die Bedürfnisse eines jeden Patienten individuell zugeschnittene Delfintherapie angewandt. Die Zweiwochenprogramme können in vier Sprachen durchgeführt werden: Deutsch, Englisch, Holländisch und Spanisch. Es wird Sorge für die Bedürfnisse der Eltern und Geschwister und die Familie als Ganzes als wichtiger Bestandteil des ganzheitlichen Therapiekonzepts getragen. „Das Therapiezentrum ist ständig bemüht“, so die Schermbeckerin, „neue Therapieformen einzugliedern und das Kompetenzspektrum zu erweitern. So sei auch die Brucker Biofeedback-Methode ins Programm aufgenommen worden.
Die zweistündige Behandlung beginnt zunächst in Räumen, bevor sie im Wasser der großzügig angelegten offenen Meereswasserlagunen mit den Delfinen fortgesetzt wird. Der Kontakt und die Interaktion mit Delfinen fördern bei den Patienten das Bedürfnis und den Willen Fortschritte zu machen. An einem Beispiel machte die Schermbeckerin klar, wie die Delfine eingesetzt werden. Der Therapeut bittet ein Kind mit motorischen Schwierigkeiten, seinen Arm zu heben. Sobald es das tut, reagiert der Delphin und so wird das Kind motiviert, die Übung zu wiederholen. Auf diese Art und Weise gewinnt das Kind schnell und einfach Kontrolle über die neue Situation und baut sein Selbstbewusstsein auf. Ein Delfin fesselt die Aufmerksamkeit der Kinder, er beruhigt sie und hat eine einzigartige Fähigkeit zu motivieren. „Kinder mit Behinderungen verbessern ihre körperlichen, sprachlichen und sozialen Kompetenzen und gewinnen Selbstvertrauen“, beschreibt Carolin Schulte-Loh ihre Beobachtungen. Traumatisierte Menschen erholten sich und diejenigen mit Burnout entspannten und lernten sich selbst neu zu strukturieren.
In der letzten halben Stunde der Therapie übt der Patient Fähigkeiten aus dem täglichen Leben und geht unter die Dusche. Danach wird die Sitzung mit dem Patienten, der Familie und den Pflegern bewertet. Wie war die Sitzung? Wie wird weiter vorgegangen?

Ein Großteil der zweistündigen Behandlung findet im Wasser der großzügig angelegten offenen Meereswasserlagunen der Karibik mit den Delfinen statt. Foto: privat
Ein Großteil der zweistündigen Behandlung findet im Wasser der großzügig angelegten offenen Meereswasserlagunen der Karibik mit den Delfinen statt. Foto: privat

Nach einem zweiwöchigen Programm zeigen die Patienten eindrucksvolle Therapieerfolge, die zu Hause als nicht möglich erachtet wurden. „Ich habe während meines Aufenthaltes schon einige Kinder kennen gelernt und es ist wirklich faszinierend zu sehen, welche Fortschritte die Kinder machen und wie super gut sie therapeutisch behandelt werden“, ist Carolin Schulte-Loh begeistert. Natürlich sei in jeder Therapie-Einheit das Schönste das Schwimmen mit den Delfinen. „Wenn die Kinder ins Wasser gehen, ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie sie mit den Delfinen agieren und welchen Spaß sie haben“, schildert die Schermbeckerin ihre Beobachtungen. Sie fügt hinzu: „Auch ich war schon bei den Delfinen im Wasser und durfte dieses unbeschreiblich schöne Gefühl erleben. Man geht danach mit einem Lächeln durch den Tag.“
Bis Ende August bleibt Carolin Schulte-Loh noch auf der Insel Curaçao. Ihre Zwischenbilanz: „Die Arbeit in dem Delfintherapie-Zentrum ist wirklich einmalig und wunderschön.“ H. Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.