René Schneider: „Bildungspolitik braucht einen Neustart!“

Die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag fordert einen Neustart in der Bildungspolitik.

Nicht erst die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen im deutschen Bildungssystem offengelegt, aber eine schwerwiegende Konsequenz wird seither immer offensichtlicher: „Noch immer entscheidet viel zu häufig Herkunft oder das Einkommen der Eltern über die Chancen eines Kindes. Kleiner Geldbeutel, kleine Chancen: Diese Rechnung darf nicht gelten“, findet der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider.

„Wir werben für einen echten Neustart in der Bildungspolitik von Nordrhein-Westfalen“, erklärt Schneider die Pläne seiner Partei. „Wir müssen das System neu aufstellen. Davon profitieren auch die Schülerinnen und Schüler im Kreis Wesel.“ Dazu gehört neben einer massiven Personaloffensive auch eine Überprüfung der Bildungsinhalte durch eine Expertenkommission sowie ein New Deal für eine zukunftssichere Finanzierung des Bildungssystems. „Wir brauchen neue Verabredungen darüber, welchen Beitrag die verschiedenen Ebenen – und auch der Bund – dauerhaft für die Bildung in unserem Land leisten sollen“, so der SPD-Landtagsabgeordnete. Ziel ist, dass jedes Kind einen Schulabschluss erhält, mit dem es anschließend eine qualifizierte Berufsausbildung machen kann.

Unterrichtsausfall

Anlass dieser Forderungen ist die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag. Eine flächendeckende Erhebung des Schulministeriums zeigt, wie massiv der Unterrichtsausfall an vielen Schulen in Nordrhein-Westfalen bereits vor der Corona-Pandemie gewesen ist. So fielen beispielsweise an der Grundschule Zum Wald in Alpen 6,1 Prozent des Unterrichts im Schuljahr 2018/2019 ersatzlos aus. An der UNESCO-Gesamtschule in Kamp-Lintfort waren es 6,2 Prozent der Stunden im Schuljahr 2018/19 und am Stiftsgymnasium Xanten lag die Unterrichtsausfallquote bei 3,6 Prozent.

Insgesamt sind in NRW im Schuljahr 2018/2019 etwa 3,3 Millionen Unterrichtsstunden ausgefallen. Der durchschnittliche Stundenausfall in NRW lag an Grundschulen bei 2,9 Prozent, an Gymnasien bei 3,5 Prozent, an Haupt- und Realschulen bei 4,9 Prozent und an Gesamtschulen bei 5,7 Prozent.

Ungleiche Belastung

„Die Zahlen zeigen: Die schwarz-gelbe Landesregierung ist mit dem Versprechen einer Unterrichtsgarantie kläglich gescheitert“, findet Schneider. „Es reicht nicht, den Unterrichtsausfall mit einem aufwendigen Verfahren, für das sogar zusätzliches Personal in den Schulen gebraucht wird, nur zu messen. Man muss auch was dagegen tun.“ Besonders auffällig sei in der Erhebung die ungleiche Belastung der Schulformen. Haupt-, Real- und Gesamtschulen hätten häufig einen weitaus höheren Ausfall an Schulstunden zu beklagen als die Gymnasien. Auch Schulen in benachteiligten Vierteln seien häufiger von Unterrichtsausfall betroffen, so Schneider.

Die SPD-Fraktion fordert daher unter anderem, die Schulen personell besser auszustatten, denn dies liegt allein in der Verantwortung des Landes. Zudem sei die Erhebung ein eindeutiges Indiz dafür, dass NRW umgehend einen echten schulscharfen Sozialindex benötigt. Dieser könnte anhand eindeutiger Indikatoren aufzeigen, wo Geld, Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams am dringendsten gebraucht werden, denn Kinder mit größeren Bildungsnachteilen brauchen mehr individuelle Förderung.

Anpassung der Gehälter

Darüber hinaus macht sich die SPD-Fraktion für die Einführung der Entgeltstufe A13 als gleiches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen stark. „Eine Grundschullehrerin verdient aktuell zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagt Schneider. Die Regierungsfraktionen in Düsseldorf lehnen den Vorstoß für eine Anpassung der Gehälter bislang allerdings ab.