Rainer Kremer löst Eduard Kolkmann-Bohms ab

Führungswechsel bei der Interessengemeinschaft Schermbecker Landwirte

Schermbeck Bereits im Juni wurde Rainer Kremer zum neuen Sprecher der Interessengemeinschaft Schermbecker Landwirte (ISL) gewählt. Gestern gaben Kremer und sein Vorgänger Eduard Kolkmann-Bohms den Wechsel in der ISL-Führung bekannt.

„18 Jahre an der Spitze sind genug. Es wird Zeit zum Verjüngen“, begründete der 60-jährige Dammer Landwirt Kolkmann-Bohm seinen Rückzug aus einem Amt, das er im Februar 1996 von dem Brichter Landwirt Hubert Hüttemann übernahm.

Bei der ISL handelt es sich um einen Zusammenschluss Schermbecker Landwirte, der am 26. Juli 1978 bei Hecheltjen gegründet wurde. Drei Jahre nach der kommunalen Neuordnung schien es ratsam, die lange Zeit zu drei unterschiedlichen Kreisen gehörenden Bauernschaften zusammenzuführen. Auch der Druck, der durch die Öffnung des europäischen Binnenmarktes auf die Landwirte ausgeübt wurde, ließ eine enge Zusammenarbeit der sechs Ortsbauernschaften Altschermbeck, Bricht, Damm, Gahlen, Weselerwald, Dämmerwald und Bricht/Uefte/Overbeck mehr denn je als sinnvoll erscheinen.

In seiner 18-jährigen Dienstzeit hat Kolkmann-Bohms Änderungen in der Landwirtschaft registrieren können. „Es gibt immer weniger Leute, die einen Betrieb führen wollen“, stellt Kolkmann-Bohms fest. Die Konzentration der Landwirtschaft auf einzelnen Höfen habe zugenommen, obwohl die Gesamtanzahl der Tiere nicht zugenommen habe. Die Gülleausfuhr sei gegenüber der früher üblichen ganzjährigen Ausbringung zeitlich begrenzt. Der Anteil von Getreide und Mais sei in den letzten zwei jahrzehnten gleich geblieben. Die Preisentwicklung sei stets Schwankungen unterlegen gewesen. 2008 habe es einen absoluten Tiefstand gegeben. Der Milchpreis sei in den letzten zwei Jahren gut gewesen, jetzt bröckle er wieder ab.

Der Dämmerwalder Landwirt Rainer Kremer (r.) ist seit Juni 2014 Nachfolger des Dammer Landwirts Eduard Kolkmann-Bohms (l.), der das Amt des ISL-Sprechers 18 Jahre lang ausübte. Foto Scheffler
Der Dämmerwalder Landwirt Rainer Kremer (r.) ist seit Juni 2014 Nachfolger des Dammer Landwirts Eduard Kolkmann-Bohms (l.), der das Amt des ISL-Sprechers 18 Jahre lang ausübte. Foto Scheffler

Zu den Aufgaben des ISL-Sprechers gehören die Zusammenstellung des Programms und die Suche von Referenten für das jährlich stattfindende Winter-Vortragsprogramm ebenso wie die Planung der Feldspiele mit den Grundschulen. 2003 organisierte die ISL unter dem Motto „Lebensmittel sind mehr wert“ eine Protestaktion gegen Billigstpreise im Handel. Der ISL-Sprecher half mit bei der Organisation von Radtouren für Landwirte.

Die meisten Aktionen werden auch vom neuen ISL-Sprecher Rainer Kremer in der sechsjährigen Wahlperiode fortgesetzt. Der 53-Jährige Dämmerwalder Vollerwerbslandwirt ist seit 24 Jahren Vorsitzender der Ortsbauernschaft Dämmerwald. In seinem Heimatort betreibt er einen Milchviehbetrieb und Bullemast. „Wir wollen alle mitnehmen“, verspricht Kremer, auch im Hinblick darauf, dass längst nicht mehr alle Landwirte ihre Ländereien für die Produktion von Nahrungsmittel nutzen, sondern zur Erzeugung von Biomasse für Biogasanlagen.

Beibehalten möchte Kremer auch die Gespräche der Landwirte mit dem Bürgermeister. Bürgermeister Rexforth habe bereits sein Interesse an einem Gespräch bekundet. Wie sich die Zusammenarbeit mit dem neuen Bauernmarkt in Besten entwickelt, ist noch offen. Solange der Markt auf dem Hof Hegemann stattfand, kümmerten sich die Landwirte um den Getränkestand und informierten gleichzeitig über die Landwirtschaft.

Kremer setzt auf das Miteinander der Landwirte und Nicht-Landwirte. So bittet er höflich um Verständnis dafür, dass es nach den Regenfällen bei den herbstlichen Erntearbeiten zu Verschmutzungen der Straßen kommen kann, die aber zeitnah entfernt werden sollen. Zum Thema „Gülle“ hat Kremer eine eindeutige Auffassung: „Sie ist besser als Kali, den man aus der Erde holt.“ Über die vom Bundeslandwirtschaftsminister gegenwärtig geforderte freiwillige Verbesserung des Umgangs mit Tieren kann Kremer nur schmunzeln: „Das praktizieren wir ja längst.“ Und Medikamentenmissbrauch sieht Kremer bei den allermeisten Bauern nicht. Dafür seine Medikamente viel zu teuer. Landwirte gingen mit Medikamenten sorgfältiger um als Humanmediziner. H.Scheffler

Vorheriger ArtikelAuch Jörg Knüfken hilft Schülern
Nächster Artikel100 Porsche wurden zum Blickfang
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.