Dämmerwalder Bürger wehren sich gegen die Gasleitung ZEELINK
Beeinträchtigungen für die Landschaft und die Bewirtschaftung der Felder
50 Bürger, die an einem Mittwochabend mit brennenden Fackeln durch die Gemarkung ziehen, hat man im ländlichen Schermbecker Ortsteil Dämmerwald seit der kommunalen Neuordnung des Jahres 1975 noch nie gesehen.
Nerv der Bürgerschaft
Wenn also jeder fünfte Bewohner sich daran beteiligt und den Fackelmarsch als Protestaktion betrachtet, dann muss es schon einen Anlass geben, der den Nerv der Bürgerschaft berührt.
Anlass für die spontane Zusammenkunft ist der nun feststehende Verlauf der Gasleitung ZEELINK. Die Zeelink GmbH & Co. KG beabsichtigt, eine kapazitätsstarke Erdgasfernleitung auf der Strecke von Lichtenbusch über Glehn, Sankt Hubert und durch den Kreis Wesel bis nach Legden zu errichten. Die geplante Trasse hat eine Gesamtlänge von zirka 215 Kilometer und soll bis Anfang 2021 fertig sein (wir berichteten).
Verlauf der geplanten Leitungstrasse
Während einer Versammlung in Hecheltjens Scheune im Februar 2017 zeichnete sich zwar schon ab, dass die Firma ZEELINK – unter Abwägung wichtiger Bewertungskriterien – eine von vier Trassen favorisierte, aber seit dem 18. September steht der genaue Verlauf der geplanten Leitungstrasse fest.
Im Schermbecker Gemeindegebiet verläuft die Leitung von der Schermbeck-Erler Grenze bei Nienhaus, Rathofer, Holloh, Eimers und Hitkamp vorbei in Richtung Ortsteil Weselerwald. Von dort biegt sie in südliche Richtung um und führt bei Westerhuis und östlich des Lühlerheims vorbei in Richtung Drevenack.
Die Offenlage der Planunterlagen erfolgte am 18. September. Bis zum 17. Oktober lagen die Planungsunterlagen aus, und zwar bei den Städten/Gemeinden Mönchengladbach, Jüchen, Korschenbroich, Kaarst, Willich, Krefeld, Tönisvorst, Kempen, Kerken, Rheurdt, Issum, Kamp-Lintfort, Alpen, Rheinberg, Voerde, Hünxe und Schermbeck.
Widerspruch
Zwar ist die Offenlage nun abgeschlossen, aber die Bürger haben noch bis zum 2. November die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. „Einwendungsberechtigt ist jeder, der sich von der Planung betroffen fühlt“, ermuntert Jutta Becker-Ufermann als Dämmerwalder Bürgerin nicht nur die Wohnbebauung ihres Ortsteils, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, Einwendungen an die Bezirksregierung zu senden.
Rechte sichern
Sie hat sich intensiv mit dem Projekt ZEELINK befasst und weiß, welch große Gefahren von der Leitung für die Menschen ausgehen und welche Beeinträchtigungen für die Landschaft und die Bewirtschaftung der Felder entlang der Leitungstrasse entstehen. Es sei, so Becker-Ufermann, zunächst unerheblich, ob eine Betroffenheit tatsächlich bestehe.
Es gehe nur darum, seine möglichen Rechte zu sichern. Anwohner (auch Mieter und Pächter von Grundstücken, künftige Erben, Vereine) und regelmäßige Benutzer von Straßen in der Nähe der Leitungstrasse können Einwendungen geltend machen. Es ist die letzte Möglichkeit, auf die Planung Einfluss zu nehmen. Einwendungen sollten auch alle Bürger machen, denen das Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe ein besonderes Anliegen ist.
Leitungstrasse so gut wie beschlossen
Der Ärger, der sich am Mittwochabend breitmachte, hatte mehrere Gründe. „Bevor die Einspruchsfrist abläuft, hat man uns schon mitgeteilt, dass die Vermesser unsere Grundstücke betreten müssen“, bewertete ein Landwirt das Vorgehen als Beleg dafür, „dass die Leitungstrasse so gut wie beschlossen ist.“
Ein weiterer Teilnehmer bemängelte, dass die Einspruchsfristen so kurz anberaumt worden seien, dass die Gemeinde Schermbeck keine Möglichkeit gehabt habe, im Planungs- und Umweltausschuss Einwendungen zu formulieren.
Eine Nachfrage bei der Gemeindeverwaltung ergab, dass die Gemeinde eine Verlängerungsfrist beantragt hat, um am 23. November eine Beratung im nächsten Planungs- und Umweltausschuss vornehmen zu können.
Kritik
Kritik gab es auch an den nicht erschienenen offiziellen Vertretern der Landwirtschaft, die im vergangenen Jahr noch bei den öffentlichen Versammlungen für eine Trassenführung durch den Dämmerwald votiert hatten.
Die Teilnehmer am Fackelzug bemängelten auch die am Dienstagabend stattgefundene Infoveranstaltung in Havelich. Dazu waren nur Bürger eingeladen worden, deren Grundstücke betroffen sind. Als völlig unverständlich und undemokratisch bezeichneten zwei Teilnehmer am Mittwochabend den in Havelich gegebenen Hinweis von Vertretern der Firma „Open Grid Europe GmbH“, dass die Bürger zwar klagen könnten, dass aber während der Klagezeit der Bau weiter durchgeführt werde.
ZEELINK, nein danke
Die Dämmerwalder Bürger lassen sich trotzdem nicht entmutigen. „ZEELINK, nein danke!“ soll ein großes Schild ab der nächsten Woche die Benutzer der Dämmerwalder Straße auf ein ungeliebtes und risikobehaftetes Projekt aufmerksam machen.
Auf der Internetseite www.zeelink.de findet man folgende Formulierung: „Das Planfeststellungsverfahren soll im Herbst 2018 mit dem Planfeststellungsbeschluss beendet sein. Auf seiner Basis kann dann mit den Bauarbeiten begonnen werden.“ H.Scheffler