Offener Brief zum Umweltskandal „Verfüllung Mühlenberg“ in Gahlen

Offener Brief des Gahlener BürgerForums und des Gahlener Umweltschutzvereins an Landrat Brohl

Umweltskandal Verfüllung Mühlenberg – Zweiter Halbjahresbericht – Weitere geplante Tongrube im neuen Regionalplan

Der ehemaligen Umweltministerin Frau Heinen-Esser werden wir ewig dafür dankbar sein, dass sie damals ein drittes Gutachten in Auftrag gegeben hat. Durch die bereits erfolgten Untersuchungen sind viele neue Details ans Licht gekommen, die man anscheinend von Seiten des Kreises Wesel als Aufsichtsbehörde nicht gesehen hat oder nicht sehen konnte, weil man nicht mehr über die entsprechenden Dokumente verfügte.

Die Versäumnisse aus der Vergangenheit im Umgang mit der Firma Nottenkämper werden wir an dieser Stelle nicht noch einmal aufkochen. Für uns sind zwei neuere Erkenntnisse besorgniserregend:

1. Ca. 100m – 200m der Oberflächenabdichtung müssen erneuert werden.

Herr Czichy hatte in der Schermbecker Ratssitzung dazu bereits Fehler eingeräumt. Der Umstand ist bemerkenswert, weil erstmalig die Kreisverwaltung entsprechende Verantwortung übernommen hat. Natürlich kann man jetzt sagen, was blieb Herrn Czichy auch Anderes übrig, schließlich lag der Mangel auf der Hand. Richtig, aber auch in der Vergangenheit hat der Kreis Wesel trotz einer klaren Sachlage offensichtliche Versäumnisse nicht anerkannt, sondern die Verantwortung immer in andere Richtungen geschoben. Von daher: Sie befinden sich auf dem richtigen Weg, aber trotzdem erwartet man von einer Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde – gerade für die Zukunft – mehr Kompetenz und die eigenständige Umsetzung einer solchen.

2. Wasserführende Schicht wurde durch Ausgrabung durchtrennt

Bei Bohrarbeiten wurden zwei wasserführende Schichten ermittelt, wobei die erste (ca. 32-39m ü NHN) durch die Tongrube in der Fläche durchtrennt wurde.

Bisher wurde immer von Seiten der Kreisverwaltung und auch des früheren Gutachters AHU der Eindruck vermittelt, dass aus der Tongrube nichts aus- und nichts eintreten kann. Die Tonschicht sei ja so mächtig. Die Worte eines Kreismitarbeiters klingen bei uns noch in den Ohren, dass „ein Tropfen eine Million Jahre brauchen würde, bevor er….“ Jetzt reden wir von einer teilweisen Schicht mit Lehmqualität und einer Fließgeschwindigkeit von wenigen Dezimetern pro Jahr – was zugegeben immer noch wenig ist, aber eine andere Dimension als von Ihrem Haus anfangs suggeriert. Nichts desto trotz ist auch dies ein Umstand, der es notwendig macht, das Sickerwasser für die Ewigkeit zu kontrollieren.

Wie konnte die angeschnittene Lintforter Schicht von Ihrem Haus bei Ihren bisherigen Gefährdungsabschätzungen übersehen werden? Hat man sich zu sehr einfach auf die Expertisen von Dritten (auch aus dem Umfeld des Tongrubenbetreibers) verlassen?

Konsequenz

Die Konsequenz kann nur sein, dass Sie in Ihrer Kreisverwaltung entsprechende Personalressourcen aufbauen, um von „Dritten“ unabhängig zu werden. Wie sind hier Ihre konkreten Planungen?

Im Wahlkampf 2020 versprachen Sie uns, die verwaltungsinternen Vorgänge extern aufarbeiten zu lassen. Sie wurden wiederholt schon auf die Einlösung dieses Versprechens angesprochen. Wie weit sind Sie damit?

Weitere Abgrabungen

Die Firma Nottenkämper strebt die Genehmigung weiterer Abgrabungen an. Im Entwurf des neuen Regionalplans sind bereits entsprechende Flächen gekennzeichnet. Wie bereits in der Ratssitzung in Schermbeck vorgetragen, erwarten wir – wie bei der Diskussion um die Kiesabgrabungen – jetzt auch, dass sich der Kreis Wesel auf die Seite der Bürgerinnen und Bürger stellt und ggfs. juristisch gegen entsprechende Planungen im Regionalplan vorgeht.

Die Gemeinde Schermbeck hat sich schon geschlossen dazu positioniert. Tun Sie es bitte auch!