Offener Brief an den Ministerpräsidenten in Sachen Wolf

Offener Brief: Wir sind uns bewusst, dass wir mit den Wölfen leben müssen. Die Frage stellt sich aber, wo dies sinnvoll ist?

Das Gahlener BürgerForum Wolf richtet sich nun an den Ministerpräsiden von NRW Armin Laschet

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,

wir wenden uns heute insbesondere in Ihrer Eigenschaft als Landesvater an Sie. Ihre Ministerin, Frau Heinen-Esser, berichtete bei dem Schermbecker CDU-Neujahrsempfang 2019, dass sie im Jahre 2018 vier Schwerpunktthemen gehabt hätte und davon hätten zwei Schermbeck betroffen: der BP-Ölpelletskandal in der Tongrube der Fa. Nottenkämper und das erste NRW-Wolfsgebiet in Schermbeck.

Beim ersten Thema hat sie gerade noch die Kurve bekommen – nicht ganz ohne Blessuren (aus einer flächendeckend zugesagten Untersuchung der wiederverfüllten Tongrube wurde dann nur die Auswertung der bisherigen Unterlagen, aber auch dabei traten genug Mängel ans Tageslicht).

Beim zweiten Thema wirkt Ihr Umweltministerium aber alles andere als sattelfest. Anscheinend gibt es dort und beim LANUV Strömungen, die ein transparentes und zukunftsweisendes Wolfsmanagement verhindern. In einem Punkt hat die Ministerin recht, wenn sie sagt: Wir haben den Wolf nicht zu uns eingeladen.

Erste Hobbytierhalter haben aufgegeben

Aber dennoch war es die Politik, die die Wiederansiedlung des Wolfes beschlossen hat. Leittragende sind vor allem die Weidetierhalter und ihre Tiere. Die Kulturlandschaft bei uns am Niederrhein hat schon begonnen, sich zu verändern. Erste Hobbytierhalter haben nach Wolfsübergriffen bereits aufgegeben. Immer häufiger finden sich wolfsabweisende Zäune in der freien Natur.

Ställe für nächtliches Aufstallen sollen in den Außenbereichen gebaut werden. Die Fördermittel des Landes zum Schutz vor Wölfen verschlingen mittlerweile Millionen von Euros. Sie reichen bei weitem aber nicht aus.

Wir sind uns bewusst, dass wir mit den Wölfen leben müssen. Die Frage stellt sich aber, wo dies sinnvoll ist: In unseren Ballungsräumen? In Deichnähe? In Landschaften, wo durch Jahrhunderte entwickelte Weidetierhaltung oligotrophe Weiden mit wertvollen Ökosystemen und großer Biodiversität kultiviert worden sind?

Empfohlenen Herdenschutz überwunden

Ein anderes Kapitel ist das Verhalten der Problemwölfin GW 954f, die – mehrmals nachgewiesen – den auch von Ihrem Ministerium empfohlenen Herdenschutz überwunden und insgesamt über hundert Tiere gerissen hat. Hierzu sagte Frau Heinen-Esser bereits im WDR 5-Stadtgespräch im Juni 2019, ein Wolf sei verhaltensauffällig, sofern er einen Stromzaun von 120 Zentimetern überspringe. Passiert ist seitens Ihres Ministeriums seitdem nichts. Stattdessen wurden den Tierhaltern immer weitere Schutzmaßnahmen aufgebürdet.

Es geht nicht mehr darum festzustellen, dass GW954f verhaltensauffällig ist, sondern darum, dass den Tierhaltern jetzt zugemutet werden soll, sich Herdenschutzhunde zuzulegen und Ställe zu bauen, damit sie ihre Weidetiere nachts einstallen können. Wir ersparen Ihnen unsere Gegenargumente.

Es gibt keinen 100%igen Schutz

Gestern wurde wieder ein Shetland-Pony gerissen. Sollen jetzt auch alle Pferde- und dann Rinderwiesen wolfsabweisend eingezäunt werden? Dazu fehlen jegliche Empfehlungen und finanziellen Unterstützungen des Landes. Im Übrigen: Auch das LANUV spricht nie von wolfsschützenden Zäunen, sondern immer nur von wolfsabweisenden Zäunen. Es gibt keinen 100%igen Schutz vor Wölfen.

Andere Bundesländer sind insgesamt bei dem Thema sehr viel weiter. Selbst die EU-Kommission wies bereits 2019 anlässlich eines Treffens am 01.10.2020 mit Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht und Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies aus Niedersachsen darauf hin, dass eine Ausnahmegenehmigung zwar auf ein Individuum beschränkt sein muss, in der Praxis aber sogar ein möglicher Fehlabschluss trotz der erforderlichen Sorgfalt nie ganz ausgeschlossen werden kann. Die Rechtsprechung in Niedersachsen hat mehrmals die Rechtmäßigkeit von Entnahme-genehmigungen bestätigt.

Warum soll dies nicht auch in NRW möglich sein?

Natürlich lösen derartige Entscheidungen emotionale Reaktionen aus. Aber das darf die Politik nur bedingt beeinflussen. Auch hier merken wir, dass sich der Wind gedreht hat. Viele anfängliche Wolfsfreunde sehen mittlerweile auch das Verhalten der Problemwölfin kritisch. NABU und BUND in NRW argumentieren mittlerweile sehr unsachlich, weil ihnen die Argumente ausgegangen sind.

Resolution zur Entnahme von GW 954f

Der Rat der Gemeinde Schermbeck hat im Dezember fast einstimmig eine Resolution zur Entnahme von GW 954f beschlossen. Nur ein Ratsmitglied von DIE PARTEI hat mit der Begründung dagegen gestimmt, dass GW954f halt besonders clever sei.

Es geht nicht darum, dass ein Tier besonders clever ist, sondern darum, dass ein weitestgehend friedliches Miteinander möglich sein muss und (weitere) Schäden vermieden werden müssen. GW954f hatte bereits Nachwuchs und wird wahrscheinlich bald wieder Nachwuchs haben. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit ihr erlerntes Jagdverhalten an ihre Welpen weitergeben.

Es ist schon seit längerem ein schnelles, effektives und verantwortungsvolles Handeln gefragt.

Bitte helfen Sie uns, es endlich umzusetzen!

Gahlener BürgerForum, Arbeitsgruppe Wolf:
Jürgen Höchst 
Bernhard Steinmann
Margot Drinkmann