Nur weiches Holz ist für den Altschermbecker Vogel erlaubt

Der Uefter Werner Steinkamp hat den Vogel für die Altschermbecker Kiliangilde gebaut
Altschermbeck Der Vogel, den die Altschermbecker Kilianer am kommenden Montag auf der Vogelrute bei Große-Ruiken an der Erler Straße in seine Einzelteile zerlegen, um zum Schluss einen neuen König zu haben, wurde in Hinteruefte gebaut.
Für den gelernten Tischler Werner Steinkamp, der als Gebäudebewirtschafter bei der Essener Erdgastransportfirma „Open Grid Europe“ arbeitet, ist es in diesem Jahr der zwölfte Vogel, den er für die Kiliangilde Altschermbeck bislang hergestellt hat. Zuvor hatte er für die Uefte-Overbecker Trachtenschützengilde einen Vogel gebaut, den König Manfred Gaffke 1999 für die Gilde besorgen musste. Beim befreundeten Werner Steinkamp fand Gaffke offene Ohren für sein Anliegen.
Im benachbarten Königreich der Altschermbecker Kilianer sprach es sich schnell herum, dass die Uefter bald einen hauseigenen Vogel haben würden. Und da die Kilianer wiederholt Stress mit ihrem vorherigen Vogelbauer hatten, orderten sie ebenfalls einen Vogel für die 1877 gegründete Gilde.
Da Werner Steinkamp kein gelernter Vogelbauer ist, wurde ihm erst ein Probevogel abverlangt. Das war auch gut so. Denn der erste Vogel, den Steinkamp aus voll verleimten Platten hergestellt hatte, war so robust, dass er sich 2002 beim Probeschießen beider Gilden auf dem Hof von Josef Balke erst in der Dunkelheit geschlagen gab, nachdem er zuvor pausenlosen Dauerbeschuss aus zwei Flinten ausgehalten hatte.
„Beim nächsten Versuch habe ich etwa zwei Drittel der Leimholzplatten durch Massivholz ersetzt“, beschreibt Werner Steinkamp die Konsequenzen aus dem allzu kernigen Prototyp. Weymuthkiefer aus dem Sauerland diente zum Aufbau des neuen Vogels.

Der Hinteruefter Werner Steinkamp baut seit 2004 die Vögel für die Kiliangilde Altschermbeck. Foto: Helmut Scheffler
Der Hinteruefter Werner Steinkamp baut seit 2004 die Vögel für die Kiliangilde Altschermbeck. Foto: Helmut Scheffler

Als im Juli 2004 Martin Stroetzel um 16.07 Uhr auf Große-Ruikens Vogelrute den letzten Rest des Vogels von der Stange holte, hatte Werner Steinkamps erster Vogel ausgedient. Seither baut Steinkamp regelmäßig den Altschermbecker Vogel. Im Mai kommen Oberst und Major nach Hinteruefte, um den neuen Vogel offiziell zu bestellen. Danach besorgt Werner Steinkamp das erforderliche Holz.
Beim Bau des Vogels in der eigenen Werkstatt muss Werner Steinkamp einige Auflagen beachten. Es darf nur Weichholz von Pappeln, Weymuthkiefern, Fichten oder Tannen verwendet werden. Da nur astfreies Holz verarbeitet werden darf, entfällt Holz von Fichten und Tannen. Steinkamp entschied sich für die Weymuthkiefern. Die Verankerung der Einzelteile am Rumpf darf nur durch Holzdübel geschehen.
Viel Arbeit ist erforderlich, bis aus einem Holzrohling ein schmucker Vogel entstanden ist. Der fertige Vogel ist 70 cm hoch, besitzt ein Gewicht von etwa dreizehn Kilogramm und eine Spannweite von 1,25 Metern. Das schicke Aussehen des Vogels verleiht Werner Steinkamps Frau Monika mit einem Anstrich. In diesem Jahr weist der Vogel eine Neuerung auf. Auf der Rückseite der Flügel hat Steinkamp die Namen des Altschermbecker Königs Markus Fasselt und der Königin Martina Alberding-Steinkamp, seiner Schwägerin, eingraviert.
Als gestern Abend die Vogelstange hergerichtet wurde, hat Werner Steinkamp getestet, ob die Befestigungsöffnung am Vogel mit jener an der Vogelstange übereinstimmt. Danach wurde der Vogel in die Obhut der Familie Große-Ruiken übergeben. Von dort wird der Vogel um 9.15 Uhr am kommenden Montag von Vorstandsmitgliedern der Kiliangilde abgeholt und vor dem Eintreffen des Bataillons an der Vogelstange montiert. H.Sch.

 

Vorheriger ArtikelSchermbeck- Kilian Doppeltes Schützenfest
Nächster ArtikelKaiserschüppe für den Schüppen-Kaiser Günther Beck
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.