Noch 10 Wochen bis zur Wahl des Bürgermeisters

Liebe Leser,

am Ende der 21. Kalenderwoche, am 25. Mai, finden – parallel zu den Kommunalwahlen – die Bürgermeisterwahlen statt. Das sind noch 10 Wochen. Wir haben den drei Bürgermeisterkandidaten Ralph Brodel (SPD), Mike Rexforth (CDU) und Klaus Roth (BfB) angeboten, sich zu einzelnen Fragen zu äußern, die die Gemeinde Schermbeck betreffen.

Unsere Vorgaben waren:

1) Innerhalb von sechs Tagen auf eine einzelne Frage zu antworten. Die Antworten werden jeweils am Dienstag bis 22 Uhr online gestellt. Sollte eine Antwort fehlen, so lag sie bis zum vorgegebenen Zeitpunkt (20 Uhr) nicht vor.

2) Es sollte nach Möglichkeit nicht mit Fehlern von Vorgängern gehadert werden, weil die Entwicklung Schermbecks in der Zukunft liegt.

3) Für diejenigen Leser, die Angriffe auf den politischen Gegner vermissen sollten, sei gesagt, dass die Redaktion daran Schuld ist. Wir haben nahe gelegt, davon Abstand zu nehmen, damit – ohne Ablenkung – die Sache absolut im Mittelpunkt steht.

4) Wir kürzen nicht ein einziges Wort.

Die siebte Frage steht bereits fest. Für die weiteren Fragen nimmt die Redaktion gerne Anregungen entgegen. Bitte teilen Sie unter [email protected] Themenfelder mit, auf die Sie ganz gerne Antworten von den Bürgermeister-Kandidaten hätten. Auf Wunsch wird absolute Verschwiegenheit garantiert.

Unser Online-Forum www.schermbeck-online.de bietet den Lesern die Möglichkeit, sich an der Diskussion aktiv zu beteiligen. Sie können dabei die einzelnen Kandidaten direkt ansprechen. Das war bislang noch bei keiner Bürgermeisterwahl möglich, weil es im Jahre 2009 noch kein größer angelegtes Online-Portal gab. Nutzen Sie das Kommentarfeld unter diesem Artikel. Veröffentlicht werden nur Kommentare, wenn der Name des Kommentators bekannt ist.

Frage 6: Mit den Herausforderungen des demografischen Wandels auf Kreis- und Kommunalebene befasste sich der gemeindliche Wirtschaftsförderungsausschuss am 26. Februar 2014. Dabei wurde deutlich, dass es bereits heute höchste Zeit ist, Vorbereitungen für das Jahr 2030 zu treffen, um für die dann hohe Zahl älterer Menschen in Schermbeck gerüstet zu sein. Welche Schritte hin zu diesem Ziel würden Sie beschreiten bzw. initiieren, wenn Sie zum Bürgermeister gewählt würden?

09.10.2013-099Bürgermeisterkandidat

Mike Rexforth (CDU)

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren als früher. Der Kindermangel schwächt die soziale Funktion der Familie. Unsere Gesellschaft altert. Dieser Umstand wird heute mit dem Begriff „Demographischer Wandel“ beschrieben.

 

Bislang lebt die große Mehrheit der Menschen bis ins hohe Alter SELBSTBESTIMMT in privaten Haushalten.

Ich denke, diesen Wunsch in ihren eigenen 4 Wänden alt werden zu dürfen, werden Sie für sich ebenfalls äußern.

Das Pflegeheim soll der letzte Ausweg sein und nicht zur Regel werden!

Wussten Sie, dass der durchschnittliche Kostenaufwand (Hilfe zur Pflege und Pflegewohngeld) für einen Heimfall in Schermbeck bei ca. 21.500 € pro Jahr liegt.

Wer soll das bezahlen, frage ich Sie ?

Heute gibt der Kreis Wesel neben den Leistungen der Pflegeversicherung allein 28,5 Mio. € für die Hilfen in Pflegeheimen aus. Im Jahr 2030 werden es ca. 85 Mio. € sein.

Und wer soll das dann noch bezahlen ?

Erstmal Sie und zwar mit Ihrem Einkommen und Vermögen. Dann, wenn nichts mehr da ist, der Staat – hoffen Sie zumindest!

Ist das so ?

Ich sage Ihnen, um den Bedarf an Heimplätzen im Jahr 2030 zu befriedigen, muss ab sofort im Kreis Wesel alle 7 Monate ein Pflegeheim mit 80 Plätzen gebaut werden.

Schockiert Sie diese Zahl?

Ein hoher Anteil der Pflegefälle in Heimen ist auf schwerwiegende Erkrankungen (Demenz, Schwerstpflegebedürftigkeit, etc.) zurück zu führen. Aber, wäre nicht auch eine hohe Zahl an Pflegefällen in Heimen zu verhindern gewesen, wenn andere Mechanismen gegriffen hätten ?

Und hier setze ich an:

Da wäre zuerst das eigene Wohnumfeld. Es muss überhaupt erst einmal geeignet sein, um im hohen Alter selbstbestimmt in den eigenen 4 Wänden leben zu können.

Schauen Sie sich ihre Wohnung heute mal etwas genauer an!

Wären ihre Türen breit genug, um mit Gehilfen (Rollator) oder Rollstuhl von einem Raum zum anderen zu kommen? Wie sieht Ihr Badezimmer aus? Haben Sie eine ebenerdige Dusche? Ist der Zugang zu Ihrer Wohnung barrierefrei möglich?

Viele von Ihnen werden diese Fragen, zumindest teilweise, mit nein beantworten.

Unser heutiger Wohnraum ist vielfach nicht senioren- und behindertengerecht ausgebaut.

Das muss sich ändern!

Als Bürgermeister würde ich zusammen mit der Politik darauf hinarbeiten:

1. Einen Sanierungstopf im Haushalt der Gemeinde Schermbeck vorzusehen, der Bürgern einen finanziellen Anreiz zur Sanierung ihrer eigengenutzten Immobilie hin zu senioren- und behindertengerechtem Wohnraum gibt

2. Kontakt mit den Hausverwaltungen und Großvermietern aufzunehmen, um für eine seniorengerechte Sanierung von Altbauwohnungen zu werben.

3. Den Ausbau einer lokalen, trägerunabhängigen Beratungsstelle zum Wohnen im Alter vorantreiben

Diese unterstützt Sie u.a.:

– seniorengerechte Wohnungen aufzufinden

– dabei Kontakte zu Fachleuten zu knüpfen, die bei der Umsetzung von senioren- und behindertengerechten Umbaumaßnahmen unabhängig beraten

– finanzielle Förderungen zur Wohnraumanpassung (z.B. durch die Pflege- und Krankenkassen oder unterschiedlichster Sozialhilfeträger) und weitere finanzielle Hilfeangebote der öffentlichen Hand zu erschließen.

In einem weiteren Schritt würde ich zusammen mit der Politik darauf hinarbeiten:

1. Bei der Ausweisung von neuen Baugebieten planungsrechtlich auch den Bau senioren- und behindertengerechter Wohnungen vorzusehen

2. Beim Neubau von Mehrfamilienhäusern ab einer bestimmten Wohnungsanzahl einen Aufzug vorzusehen

Dies sind Maßnahmen im Hinblick auf die Veränderung des Wohnraumes in unserem Schermbeck. Es wird allein nicht ausreichen !

Es herrscht heute schon Fachkräftemangel im Pflegesektor. Der Bau von zusätzlichen vollstationären Einrichtungen wird die Einstellung von ca. 500 Vollzeitkräften nur im Kreis Wesel bis 2030 notwendig machen.

Wo sollen diese Fachkräfte herkommen frage ich Sie?

Es ist an der Zeit umzudenken!

Oftmals ist es nur ein kleiner Unfall, der am Ende zu einer Aufnahme in einem Pflegeheim führt. Warum, weil notwendige Einkäufe selbst nicht mehr erledigt werden können, durch fehlende Mobilität die sozialen Kontakte zum Erliegen kommen und am Ende der Lebensmut schwindet. Auch persönliche Schicksalsschläge sind der Grund dafür, dass ein Mensch vereinsamt und am Ende die Aufnahme in einem Pflegeheim steht.

Daher wird es immer wichtiger soziale Netzwerke, die sich zum Ziel gesetzt haben sich untereinander Hilfestellung zu geben, auf-, bzw. vorhandene weiter auszubauen.

Vor einigen Jahren hat unser heutiger Bürgermeister mit der Unterstützung der CDU das Projekt Nachbarschaftsberatung für Schermbeck ins Leben gerufen.

Die ehrenamtlich tätigen Nachbarschaftsberater/-innen, so können Sie auch einem sehr interessanten Bericht „Nachbarschaftsberatung wird vorgestellt“ vom 07.März 2014 auf www.schermbeck-online.de entnehmen, sind lebenserfahrene, vielfältig ausgebildete und bodenständige Persönlichkeiten. Sie setzen sich mit Engagement und Herz für die Belange ihrer Mitmenschen ein. Sie kommen auch nach Hause und beraten vor Ort unter anderem zu Themen wie Sicherheit im Eigenheim, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, zu Pflegestufen und Barrierefreiheit.

 Zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen werden in Kooperation mit den örtlichen Trägern angeboten. Sie gehen auf die Bedürfnisse der Senioren nach Kontakten und Gemeinsinn ein und fördern dies durch Beratungs- und Hilfsangebote, durch Informationen zu lokalen Angeboten bei Kirchen, Vereinen und Initiativen.

Eine weitere wichtige Aufgabe der Nachbarschaftsberater besteht darin, sich in der Nachbarschaft und der Gemeinde zu vernetzen und als unbürokratischer Ansprechpartner für Hilfesuchende aller Altersgruppen zur Verfügung zu stehen.

Dieses Projekt werde ich weiter mit vollem Engagement unterstützen. Genauso wie die Arbeit des Seniorenbeirates der Gemeinde Schermbeck , der sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, die allgemeinen Lebensbedingungen der Senioren und Seniorinnen in unserem Schermbeck dauerhaft zu verbessern.

 

Erinnern sie sich an meine Aussage zu den Kosten eines Heimpflegefalles in Schermbeck? Ohne Leistungen der Pflegeversicherung belaufen sie sich auf ca. 21.500 €/Jahr. Das Projekt Nachbarschaftsberatung ermöglicht heute schon vielen Menschen länger selbstbestimmt in den eigenen 4 Wänden leben zu können und uns allen, finanzielle Mittel anders sinnvoll einzusetzen.

 Wir stehen gerade erst am Anfang, langsam wird uns bewusst, das ein Umdenken zum Wohle unserer gemeinsamen Zukunft notwendig ist.

Es kann uns alle treffen !

Daher lassen Sie uns dieser Herausforderung „Gemeinsam erfolgreich für Schermbeck“ stellen!

Ihr

Mike Rexforth

 

04.10.2013-105Bürgermeisterkandidat

Ralph Brodel (SPD)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

im Jahr 2030 werde ich 67 sein und hoffentlich fit. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. In meinem Wahlprogramm, welches der Presse seit längerer Zeit komplett vorliegt, habe ich folgende Zahlen zusammengetragen: Nach Studien der Bertelsmann-Stiftung wird sich unsere Bevölkerungszahl bis 2030 um 3,2 % verringern und von jetzt 13.740 auf 13.300 Einwohnern sinken.

Die am schnellsten wachsenden Altersgruppen werden die über 65-jährigen sein, die über 3000 Einwohner stellen werden, gefolgt von den über 80-jährigen, die knapp 1400 Einwohner stellen werden.

Der demografische Wandel wird also unsere Gemeinde mit voller Wucht treffen und er wird vor allem eine Herausforderung für die täglichen Dienstleistungen sein, wie Einkaufen, Arztbesuche, Behördengänge oder Gartenpflege sein. Also Bereiche, in denen keine häusliche Krankenpflege helfen kann, einfach deshalb, weil sie niemand bezahlt und weil diese mit den immer größer werdenden Fallzahlen in der Krankenpflege noch weniger Chancen haben werden, weitere Bereiche evtl. mit zu betreuen. Daneben wird es durch die finanziellen Engpässe bei staatlicher Seite, ob Land oder Bund, auch immer weniger bis keine Zuwendungen geben, und damit auch keine nennenswerten kommunalen Mittel. Alle bisherigen Pilotprojekte (Nachbarschaftshilfe) sehen immer eine Beteiligung der Kommunen vor, werden also, mit den steigenden Fallzahlen, immer teurer. Das werden die Haushalte auf Dauer nicht stemmen können.

Für mich ist die Lösung etwas, was es schon gibt, und hier verweise ich auch auf meine Internetseite (www.ich-brodel-für-schermbeck.de und meine Facebookseite: https://www.facebook.com/ich.brodel.fuer.schermbeck#): die Seniorengenossenschaft Riedlingen. Vor über 20 Jahren gegründet, helfen sich dort Menschen gegenseitig. Ohne staatliche Mittel. Das Modell ist einfach: Jeder der etwas tun kann, bietet seine Hilfe an. Sei es für Behördengänge, Kochen, Gartenpflege oder Vorlesen. Hierfür erhält man entsprechende Gutschriften auf seinem Helferkonto. Sollte man selber bedürftig werden, kann man diese ganz einfach eintauschen. Daneben können die Dienstleistungen auch auf Stundenbasis entlohnt werden, wenn man mit dem Helferkonto nichts anfangen kann oder will. Solange man also selber fit ist, und das ist ja Gott sei Dank immer länger der Fall, ist man mit etwas sehr Sinnvollem beschäftigt, hat eine Aufgabe und sorgt für sich selber vor. Eine eigenständige Altersversicherung also, aufgebaut mit dem, was man hat: Zeit, Fähigkeiten und Tatkraft. Nebenbei wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und ein gutes Gefühl vermittelt, für beide Seiten. Darüber hinaus bleiben ältere Menschen länger selbstständig und können dort bleiben, wo wir uns alle am besten fühlen: Zuhause, in den eigenen vier Wänden.

Damit habe ich aber nicht nur ein schönes Beispiel aufgezeigt, sondern ich arbeite zurzeit auch schon daran, dass wir in Schermbeck eine entsprechende Genossenschaft gründen. Erste ernste Gespräche mit einigen möglichen Mitstreitern und Mitstreiterinnen sind geführt und die Reaktionen waren überall dieselben: Gutes und einfaches Modell. Da mache ich gerne mit.

Wer am Aufbau der Schermbecker Seniorengenossenschaft auch mitarbeiten möchte, kann sich gerne bei uns melden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 

19.01.2014-004Bürgermeisterkandidat Klaus Roth (BfB)

Seit mehr als 30 Jahren wird in den Medien darüber berichtet, dass die Menschen immer älter werden. Gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren. Dadurch bedingt nehmen die sozialen Aufgaben und finanziellen Lasten zu. Bis 2030 werden sie dramatisch anwachsen, wenn nicht Bund, Länder und Kommunen endlich gegensteuern. Unter anderen wird der Bedarf an Heimen und Pflegeplätzen zunehmen, weil sich der Anteil der pflegenden Angehörigen verringern wird.

In Schermbeck haben wir im Jahre 1997 für 170.000 DM den Gemeindeentwicklungsplan überarbeitet. Dort wird ausgeführt: „Der Standort an der Erler Straße ist aufgrund der zentrumsnahen Lage und der räumlichen Nähe zum Altenheim – einem möglichen Kooperationspartner – als Baufläche für besondere Wohnformen, z. B. betreutes Wohnen älterer Menschen, besonders geeignet“. Entstanden sind allerdings Einfamilienhäuser und komfortable Eigentumswohnungen. Ohne entsprechendes Vermögen oder einer guten Versorgung besteht kaum die Möglichkeit, dort eine Wohnung zu mieten oder zu kaufen. Auf meine Nachfrage hin wurde mir im Jahre 2007 von der Verwaltung und einem Investor mitgeteilt, dass betreute Wohneinheiten einen höheren Investitionsaufwand verursachen und sich nicht vermarkten lassen. Eine von mir in 2008 durchgeführte Umfrage unter der älterwerdenden Generation in der Gemeinde Schermbeck hat andere Ergebnisse ergeben. 87 % der rund 100 Befragten wünschen mehr alten-/behindertengerechte Wohnungen und 73,9 % ein Angebot an betreute Wohnungen.

Als Bürgermeister würde ich zunächst alle Schermbecker Gruppen, die sich um die älter werdende Generation engagieren, und Pflegeeinrichtungen zu einem Gespräch einladen, um ein gemeinsames Konzept, wie dem demografischen Wandel in der Gemeinde Schermbeck begegnet werden kann, zu erstellen. Aus diesem Kreis sollte sich eine Gruppe bilden, die nach dem Pilotprojekt in Belgien alle älteren Mitbürger ab einem gewissen Alter, z. B. ab dem 75. Lebensjahr, aufsucht. Per Fragebogen sollen sie herausfinden, ob die Senioren sich einsam fühlen oder Hilfe, ggf. welche, brauchen. Außerdem sollen sie darauf achten, ob die Wohnung verwahrlost ist oder ihr Besitzer verwirrt wirkt. Nach den Ergebnissen der Auswertung muss überlegt werden, wie eventuelle Hilfe organisiert werden kann. Im Zuge meines Engagements in Schermbeck einen Seniorenbeirat zu gründen, haben die damaligen Mitstreiter bereits zahlreiche Projekte entwickelt. Der Nachbarschaftsberater sollte zu einem Nachbarschaftsbetreuer/-begleiter umfunktioniert werden.

Zu allen in Schermbeck ansässigen Ärzten, Apothekern und zu den umliegenden Krankenhäusern werde ich einen regelmäßigen Kontakt pflegen, damit die ärztliche Versorgung in Schermbeck erhalten, ggf. noch ausgebaut werden kann.

Nach Presseberichten wird der wöchentliche Senioren-Fahrdienst am Donnerstag nur unzureichend angenommen. Bezugnehmend auf § 55 SGB IX habe ich im Januar 2013 einen Antrag auf Freifahrten zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft für schwer behinderte Menschen gestellt. In Dinslaken, Hünxe, Moers, Voerde und Wesel wird unter bestimmten Anspruchsvoraussetzungen ohne Zuzahlung eine derartige Dienstleistung angeboten. Antwort der Verwaltung auf meinen Antrag: Es handelt sich um eine freiwillige Leistung, für die jede Kommune zunächst eigene Finanzmittel zur Verfügung stellen muss. Zurzeit können die Bürger der Gemeinde Schermbeck auf das Beförderungsangebot des DRK u. a. (gegen Entgelt) zurückgreifen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der zurzeit bestehende Senioren-Fahrdienst auch auf den Personenkreis des § 55 SGB IX ausgedehnt wird.

In meiner oben angeführten Umfrage haben 79,3 % der Befragten die Vorhaltung einer rollstuhlgerechten Behindertentoilette für erforderlich gehalten. Ich habe im Juli 2010 bei der Verwaltung angefragt: Inwieweit ist die Benutzung des EURO-Schlüssels in öffentlichen Gebäuden außerhalb der Öffnungszeiten möglich? Antwort der Verwaltung: Eine entsprechende Türanlage in der Bücherei würde Kosten von ca. 5.000 € verursachen. Auswärtige Besucher können die Toilette im Marienheim, Erler Straße, benutzen. Ich werde als Bürgermeister das Thema wieder aufgreifen und mich dafür einsetzen, dass in der Bücherei eine entsprechende Schließanlage eingebaut wird.

Behinderte im Rollstuhl oder mit Rollatoren haben es in Schermbeck schwer.  Darüber hinaus versperren Werbeschilder, Außenverkaufsstände oder auch Stehtische in Wahlveranstaltungen den Fußgängerweg. Auch hier sind die Fußgänger gezwungen, auf die Fahrbahn ausweichen. Ein unerträglicher Zustand. Ich werde als Bürgermeister die Politesse anweisen, auf solche Missstände zu achten. Zahlreiche Geschäfte auf der Mittelstraße haben Stufen oder hohe Kanten im Eingangsbereich. Auch hier ist es Behinderten mit Rollatoren und Rollstühlen oftmals nicht möglich, den Verkaufsraum zu erreichen. Ich werde die Eigentümer bzw. Ladenbetreiber zu einem Gespräch einladen. Darüber hinaus werde ich Informationen einholen, welche Fördermittel und bei welcher Organisation zur Verfügung stehen, um den Zustand baulich zu verbessern.

Ich werde als Bürgermeister eine spezielle, leicht zu merkende Telefonnummer für den älteren Menschen im Rathaus einrichten und einen Mitarbeiter als Koordinator einsetzen. Alle Anfragen auf Beratungsbedarf oder andere Anliegen sollen dann umgehend an den entsprechenden Fachbereich oder an die Beratungsstelle zur Bearbeitung weitergeleitet werden. Ich werde mich persönlich von Zeit zu Zeit davon überzeugen, dass ein reibungsloser Ablauf erfolgt. Bürger, die wegen ihrer Behinderung die Wohnung nicht verlassen können, sind von dem jeweiligen Mitarbeiter der Fachabteilung aufzusuchen und bei der Abfassung von Anträgen Hilfestellung zu leisten.

Jährlich werde ich die Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich im abgelaufenen Jahr um ältere Menschen eingesetzt haben, zu einem Gedankenaustausch bei Kaffee und Gebäck ins Rathaus einladen.

Sozialwohnungen sind knapp. 2001 wurde die Wohnraumförderung weiterentwickelt und bundesweit gesetzlich geregelt. Zuständig für die Durchführung sind die Länder. Das Land NRW will bis 2017 jährlich 800 Mill. Euro für den Wohnungsneubau zur Verfügung stellen. Die Hälfte davon in Mietwohnungen. Auch Hilfen zur Barrierefreiheit von Wohnungen sind vorgesehen. Was bereits in anderen Kommunen praktiziert wird, sollte auch für Schermbeck überprüft werden. 20 % des zukünftigen Baulandes sollte für Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden. Geprüft werden sollte auch, ob nicht ein Teilbetrag der beschlossenen Infrastrukturabgabe zur Förderung barrierefreier Sozialwohnungen verwendet werden sollte. Insbesondere ältere und behinderte Menschen mit geringem Einkommen sollten bei der Vermietung einer barrierefreien Wohnung vorrangig berücksichtigt werden. Als Bürgermeister werde ich Hauseigentümer, die mehr als drei Wohnungen vermieten, zu einem Meinungsaustausch einladen.

Auf dem Grundstück des Marienheims sind noch Freiflächen vorhanden. Ich werde als Bürgermeister das Gespräch mit dem Caritas-Verband Marl e. V. suchen, um herauszufinden, ob Erweiterungsmöglichkeiten bestehen bzw. beabsichtigt sind, auch für die betreute Wohnform.

Die wenigen Beispiele belegen, dass es genug zu tun gibt, sich auf die steigende Zahl älterer Bürger in Schermbeck einzustellen. Nur gemeinsam können wir es schaffen.

 

Vorheriger ArtikelGemeinde Schermbeck stellt ihr Bauhof-Konzept vor
Nächster ArtikelBrodelnde Stimmung und Bundesliga
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.