Naturschutzprojekte zur Verbesserung der Biodiversität bewilligt

Kreis Wesel. Die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschuss des Kreises Wesel haben in der Sitzung am Dienstag, 15. September 2020, zwei Naturschutzprojekte zur Verbesserung der Biodiversität einvernehmlich begrüßt und einstimmig freigegeben. Die folgenden Projekte sollen von der Biologischen Station im Kreis Wesel bearbeitet und umgesetzt werden.

Artenvielfalt in urbanen Räumen des Kreises Wesel

Ziel des Projektes mit einer Laufzeit von insgesamt sechs Jahren ist es, die Qualität von Lebensräumen unter anderem in ausgewählten Gewerbe- und Siedlungsgebieten der Kommunen zu verbessern. Die hierfür zu erarbeitenden Maßnahmen sollen Insekten, Vögel und zahlreiche andere Tiere fördern. Naturschutzverbände, Gartenvereine und weitere gesellschaftliche Gruppen sollen in das Projekt einbezogen und die interkommunale Arbeit ausgebaut werden.

Ein besonderer Projektteil bezieht sich auf den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, einer landesweit äußerst seltenen Tagfalter-Art. Diese ist in NRW vom Aussterben bedroht und im Kreis Wesel schon seit langen Jahren ausgestorben. Sie soll hier auf geeigneten Flächen in den Bergbaufolgelandschaften des Südkreises wieder angesiedelt werden. Der recht unscheinbare Bläuling dient zugleich als „Schirmart“. Das bedeutet, dass die Maßnahmen zur Wiederansiedlung des Schmetterlings auch zahlreichen weiteren Insekten, Vögeln und anderen Tieren zu Gute kommen.

Naturschutzprojekte zur biologischen Vielfalt

Der Ameisenbläuling ist auf das Vorhandensein des Großen Wiesenknopfs, der ihrerseits eher seltenen Raupennahrungspflanze, angewiesen. Zudem muss die Raupe im „richtigen“ Entwicklungsstadium von Arbeiterinnen der „richtigen“ Ameisenart gefunden und als „Gast“ in deren Nest eingetragen werden. Die Raupe ernährt sich von den Eiern, Larven und Puppen der Ameisen, wird aber dennoch geduldet, weil sie den Ameisen als „Gegenleistung“ ein für diese hochattraktives Drüsensekret liefert.
Mit dem Beschluss des Umwelt- und Planungsausschusses wurde die finanzielle Unterstützung des Projektes im Rahmen des BfN-Förderprogrammes „Biologische Vielfalt“ für die gesamte Projektlaufzeit bis 2026 zugesichert. Damit gelingt es, ein herausragendes Projekt mit einem Finanzvolumen von ca. 590.000 Euro auf den Weg zu bringen und damit verbunden Fördermittel des Bundes aus dem „Aktionsprogramm Insektenschutz“ in den Kreis Wesel zu holen.
Endgültig entscheidet der Kreistag am 8. Oktober über das mehrjährige Projekt.

Schützenswerte Offenlandbiotope im Kreis Wesel
Vor knapp zehn Jahren hatte die Biologische Station im Kreis Wesel eine etwa 150 Einzelflächen umfassende Liste schützenswerter bzw. gesetzlich geschützter Biotope vorgelegt, mit einem entsprechenden Bewirtschaftungskonzept. Unter diesen befinden sich auch Kleinode wie artenreiche Orchideenwiesen und Heideflächen. Die Aufgabe, geschützte Biotope zu pflegen, ist in den Landschaftsplänen des Kreises Wesel festgesetzt.
Beispiele für die Umsetzung derartiger Pflegemaßnahmen sind die Beweidung von Heideflächen, die Beseitigung beschattender Gehölze in Reptilien-Biotopen, die Pflege der Orchideenwiesen und die Wiederherstellung des früheren ökologisch wertvollen Zustands einer ehemaligen Sandabgrabung.
Im Rahmen des Projektes wird nun bilanziert, wie sich die Flächen entwickelt haben. Zugleich werden die Bestandsliste und das seinerzeit festgelegte Pflegemanagement aktualisiert. Für die Umsetzung der Maßnahmen sollen Fördermittel beantragt werden, hierfür stehen verschiedene Förderinstrumente zur Verfügung.

Eva Richard

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.