Motte im Baugebiet kommt so langsam ans Licht

Essener Unternehmen legt einen archäologischen Schatz frei

Schermbeck Schneller kann es eigentlich kaum gehen. Bereits wenige Tage nach dem Gespräch zwischen Vertretern der „Schermbecker Boden GmbH“ und Mitarbeitern der Bodendenkmal-Behörden (wir berichteten) hat das Essener Unternehmen für archäologische Ausgrabungen im Rheinland „Ocklenburg Archäologie“ mit der Freilegung der ehemaligen Motte im Baugebiet am Mühlenbach begonnen.

Nachdem die Firma Fasselt mit großen Geräten die obere Schicht freigelegt hatte, begann Ulrich Ocklenburg mit zwei weiteren Mitarbeitern, dünne Schichten abzukratzen.

Die Firma Ocklenburg hat am Niederrhein an zahlreichen Stellen zur Erhellung archäologischer Tatbestände beigetragen, unter anderem am Wassertor in Rees und im Bereich der Weseler Festung. In Schermbeck hat das Unternehmen die ehemalige Stadtmauer untersucht und das Ergebnis in den „Bonner Jahrbüchern“ des Jahres 2006 veröffentlicht.

Drei Mitarbeiter der Essener Firma „Ocklenburg Archäologie" haben damit begonnen, eine ehemalige Motte im Baugebiet am Mühlenbach schichtweise freizulegen. Schon jetzt erkennt man deutlich Teile der runden Motte und eines angrenzenden Wassergrabens. Foto Scheffler
Drei Mitarbeiter der Essener Firma „Ocklenburg Archäologie“ haben damit begonnen, eine ehemalige Motte im Baugebiet am Mühlenbach schichtweise freizulegen. Schon jetzt erkennt man deutlich Teile der runden Motte und eines angrenzenden Wassergrabens. Foto Scheffler

Eine genaue Auswertung der jetzigen Ausgrabungsbefunde ist erst nach Abschluss der Arbeiten möglich. Dann wird auch feststehen, wie der Wassergraben gefüllt wurde. Anhand eines Luftbildes konnte man bereits erkennen, dass es wahrscheinlich einen Bachlauf aus nördlicher Richtung gab, wohl eine ehemalige Führung des Mühlenbaches, der heute durch ein kanalartiges Bachbett am Ostrand des Baugebietes vorbeiführt.

Ulrich Ocklenburg sprach von einer „bedeutenden Anlage“, wollte aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine genauere Bewertung abgeben, da er von den Auftraggebern um eine Zurückhaltung der Informationen gebeten wurde.

Ulrich Ocklenburg geht bei seinen Arbeiten äußerst akribisch vor. Foto Scheffler
Ulrich Ocklenburg geht bei seinen Arbeiten äußerst akribisch vor. Foto Scheffler

Wer die archäologische Literatur des Niederrheins kennt, weiß jedoch schon jetzt einzuschätzen, dass es eine solche noch großflächig zugängliche Anlage eine Motte nur an äußerst wenigen Stellen gibt. Die lokalen Heimatforscher dürfen sich also schon darauf freuen, wenn ihnen in ein paar Jahren die schriftliche Dokumentation in der Zeitschrift „Archäologie im Rheinland“ vorgelegt wird.

Für die künftigen Bauherren bringt die Grabung einen wesentlichen Vorteil mit sich. Die üblicherweise vorzunehmende Bodenanalyse wird ihnen teilweise abgenommen durch die jetzige Grabung. Am Ende der Grabung werden die Käufer einzelner Grundstücke exakt wissen, ob ihr Haus auf gewachsenem Boden stehen wird oder auf einem anthropogen überformten Boden errichtet werden soll. H.Sch.

So frei zugänglich wie im geplanten Schermbecker baugebiet am Mühlenbach findet man am Niederrhein nur ganz wenige Motten. Insofern haben die Archäologen hier einen besonderen Schatz für ihre Forschungen vorliegen. Foto Scheffler
So frei zugänglich wie im geplanten Schermbecker Baugebiet am Mühlenbach findet man am Niederrhein nur ganz wenige Motten. Insofern haben die Archäologen hier einen besonderen Schatz für ihre Forschungen vorliegen. Foto Scheffler
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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.