Mit dem fliegenden Teppich durch den Orient

200 Schüler der Maximilian-Kolbe-Schule wurde ein Musikmärchen geboten

Anja Heix strahlte. Die Schermbeckerin hatte selten so viel aufmerksame und zugleich begeisterte Kinder erlebt wie in der Turnhalle der Maximilian-Kolbe-Schule.

Dort sorgte die Musikerin der Gruppe „Pindakaas Saxophon Quartett“ am Dienstag gemeinsam mit ihren Quartett-Kollegen Thorsten Floth, Guido Grospietsch und Matthias Schröder für die musikalische Begleitung des orientalischen Musikmärchens „Alla Turca oder Der Dirigent und seine Flaschenpost“.

Musik ist das heimliche Hauptfach an der Maximilian-Kolbe-Schule.

Mit einem fliegenden Teppich machten sich Dirigent Franz von Stock und der Flaschengeist Flitzmed auf die Reise in den Orient, um einen gestohlenen Wunschring wiederzufinden. Foto: Helmut Scheffler

Dazu gehört auch einmal jährlich eine größere musikalische Darbietung. Während die Schüler im vergangenen Jahr zu einer Aufführung nach Gelsenkirchen fuhren, ermöglichte ihnen in diesem Jahr der von Hildegard Franke geleitete Förderverein der Schule ein musikalisches Highlight in der eigenen Schule. 200 Kinder erlebten ein Musikmärchen mit, das Matthias Schröder und Bart Hogenboom nach einer Geschichte von Thomas Philipzen dramaturgisch gestalteten.

200 Kinder der Maximilian-Kolbe-Schule erlebten am Dienstag in der Turnhalle mit, wie das „Pindakaas Saxophon Quartett“ die abenteuerliche Reise des schwarz befrackten Dirigenten Franz von Stock und des Flaschengeistes Flitzmed musikalisch begleiteten. Foto: Helmut Scheffler

Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviersonate

Während der mehr als einstündigen Aufführung wurde den Kindern ein Querschnitt durch die orientalisch geprägte Musik geboten. Den Einstieg gab das Quartett mit dem dritten Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviersonate Nr. 11 A-Dur (Alla Turca), einer Komposition, die Zeugnis ablegt für die österreichische Turkomanie des 18. Jahrhunderts.

Ein weiteres Dutzend Musikstücke erklangen in der Turnhalle. Das reichte von Robert Schumanns „Von fremden Liedern“ und Franz Schuberts „Militärmarsch“ über Beethovens „Türkischen Marsch“ und Arama Khachaturians „Säbeltanz“ und das orientalische Traditional „Sherele“ bis hin zu Jacques Iberts „Bajo la mesa“ und dem „Arabian Waltz“ des zeitgenössischen Komponisten Rabih Abou-Khalil.

Die Musikstücke wurden nicht erläutert, sondern der äußeren Handlung unterlegt, der Geschichte des Musikers Franz von Stock, der gerade dabei ist, penibel ein großes Konzert vorzubereiten. Die Rolle schien dem Schauspieler Frank Dukowski auf den Leib geschrieben zu sein. Während der schwarz befrackte Dirigent sich sehr bemüht, mit den Musikern den Auftritt vor einer Gruppe internationaler Diplomaten vorzubereiten, tritt völlig unerwartet der quirlige Flaschengeist Flitzmed auf, in dessen Rolle Marcell Kaiser geschlüpft war.

Franz von Stocks Wohnzimmerteppich

Eigentlich ist Flitzmed kein richtiger Flaschengeist mehr, da er keine Wünsche mehr erfüllen kann. Denn der Räuberkönig Klaumoud hat ihm in seiner eigentlichen Heimat irgendwo im Orient den dazu nötigen Wunschring gestohlen. Getragen durch tausendundeine Musik, startet das ungleiche Paar gemeinsam auf Franz von Stocks Wohnzimmerteppich eine rasante Verfolgungsjagd durch den Orient, wobei den zuhörenden Kindern eher beiläufig die den einzelnen Musikstücken innewohnende Ausdruckskraft verdeutlicht wird.

Die Reise auf dem fliegenden Teppich führt den Dirigenten und den Flaschengeist in eine Wüstenlandschaft, wo sie mitten in einen fürchterlichen Sandsturm geraten und verzweifelt nach Wasser in einer Oase Ausschau halten.

Wunschring

Die zuschauenden Kinder fieberten mit den beiden Akteuren und freuten sich riesig, als das ulkige Reise-Pärchen schließlich doch noch den Räuberkönig fand und diesem den Wunschring heimlich entführen konnte. Pech für den Dirigenten: Der Wunschring kann ihm nicht mehr helfen, die passende Musik für sein großes Konzert herbeizuwünschen, da schon drei seiner Wünsche erfüllt wurden. So hilft ihm nur der Rat des Flaschengeistes, einfach die Erlebnisse der gemeinsamen Flugreise zu verarbeiten, eine Idee, die der einst biedere Dirigent in die Tat umsetzt und so der Aufführung zu einem glanzvollen Finale verhilft.

Den mehrmaligen Kinderrufen „Zugabe“ am Ende des Konzertes kam das „Pindakaas Saxophon Quartett“ sehr gerne nach, bewiesen doch die Schermbecker Kids, dass man – richtig verpackt und mit Spielwitz vermittelt– Kindern klassische Musik ebenso wie Jazzmusik und Welterfolge zeitgenössischer Musiker nahe bringen kann, ohne Langeweile zu erzeugen. Helmut Scheffler.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.