Mehr Treibstoff für die Kohlenstoff-Fresser

Stadtwerke investieren 2,8 Millionen ins Großprojekt Kläranlage Wesel

Die Kapazitätserweiterung der Riesenbecken hat begonnen, weil die Wasserbelastung schneller als erwartet gestiegen ist. Die Stadtwerke investieren in den Ausbau des Klärwerks. Es geht um die Erhöhung der Aufbereitungskapazität auf 130.000 Einwohnerwerte, kurz EW.

Grund sind gestiegene Belastungen. Geplant ist die Optimierung von Betriebsabläufen mit dem Umbau des Zwischenpumpwerks, Aufgabe des Bio-Phosphat-Beckens und die Sanierung der Vorklärbecken.

Über 2,8 Millionen Euro fließen in die Anlagen. Die Arbeiten am Klärbecken vier mit 4,85 Metern Tiefe und einem Volumen von 2.900 Kubikmetern haben schon begonnen. Das Gesamtvorhaben erstreckt sich über mehrere Jahre.

Die Kläranlage Wesel hat derzeit die Erlaubnis, gereinigtes Abwasser in Höhe von 93.000 EW in den Rhein einzuleiten. Basis dafür sind Messwerte und die entsprechende Genehmigung der Bezirksregierung von 2004. In den Jahren 2009 und 2016 wurden weitere  Intensivmessungen durchgeführt, um die Auslastung der Kläranlage zu überprüfen.

Das Ergebnis: Die Wasserbelastung ist schneller als erwartet gestiegen. Das hat auch mit mehr Gewerbeansiedlungen und Neubaugebieten zu tun. Die Kläranlage wird nun auf eine Ausbaugröße von 130.000 EW erweitert. Dies verlangt die Bezirksregierung. Das Projekt lässt sich auf dem vorhandenen Gelände im Hafengebiet und ohne eine flächenmäßige Vergrößerung realisieren.

Um den gestiegenen biologischen Sauerstoffbedarf abzudecken muss mehr Sauerstoff in die Belebungsbecken eingeblasen werden. Dieser wird als „Treibstoff“ von den Bakterien benötigt, um die Kohlenstoffverbindungen „auszufressen“. Die Zufuhr erledigen 600 einzubauende Belüfterplatten – bis dato waren 288 installiert – in einer flächigeren Zuordnung als bisher in den Klärbecken.

Dadurch werden die Abläufe effizienter und energiesparender. Durch den Umbau der Kläranlage wer-den nicht nur die gesetzlichen Vorgaben eingehalten, sondern wird auch perspektivisch eine vierte Reinigungsstufe möglich. Sie solle Medikamente, Hormone und Röntgenkontrastmittel eliminieren, die immer mehr zu Problemstoffen im Abwasser werden.

Betriebsleiter Jens Kiel sagt: „Zunächst wird der Beton saniert. Schäden durch eindringende Stoffe oder korrodierter Baustahl sind zu finden. Da ist man vor Überraschungen nicht sicher. Neue Rohrleitungen und Zuleitungen werden auch installiert.“ Viele Ideen bringen Mitarbeiter aus ihrer Praxis ein.

„Änderungswünsche werden berücksichtigt. Es ist uns wichtig, dass die Mitarbeiter mitdenken und sich so wiederfinden“, sagt Henning Wagner, der Technikchef der Stadtwerke.
Untersucht und saniert wird im laufenden Betrieb. Vom Rand des leeren Beckens sieht man die Handwerker und bekommt eine Vorstellung von der gewaltigen Größe der insgesamt sechs Klärbecken. Bis November sollen die ersten drei Einheiten fertig sein, im November 2019 sollen dann alle sechs auf neuestem technischen Standard laufen.

INFO/FAKTEN
Wie die Wasserbelastung berechnet wird
Die nötige Größenordnung von Kläranlagen wird anhand der zufließenden Kohlenstofffracht bemessen. Dabei wird unterschieden zwischen biologisch und chemisch abbaubarem Kohlenstoff.

Aus den Werten wird die Belastung errechnet, die zur Veranschaulichung auf einen Einwohnerwerte umgerechnet wird. Daraus resultiert dann der Einwohnerwert. Auch Friedrichsfeld und Menzelen-Ost schicken ihr Abwasser nach Wesel.

Über die Stadtwerke:
Die Stadtwerke Wesel sind ein zuverlässiger Ver- und Entsorger in Wesel und Umgebung mit Erdgas, Ökostrom, Wärme, Trinkwasser, Energiedienstleistun-gen und Abwasserentsorgung. Sie stehen für Kundenzufriedenheit und Service. Die Stadtwerke Wesel sind Betriebsführer Abwasser für die Stadt Wesel und sind jetzt auch Betreiber eines zukunftweisenden Glasfasernetzes und eines innovativen Rechenzentrums.

Sie haben ihren Hauptsitz in der Emmericher Straße 11-29 in Wesel sowie ein Kunden-Center in der Hauptstelle der Nieder-rheinischen Sparkasse RheinLippe in der Bismarckstraße 1 in Wesel. 100 Mitarbeiter und Auszubildende einschließlich der Netztochter NSG – Netz-servicegesellschaft Niederrhein mbH arbeiten täglich für den Erfolg der Stadtwerke.

Geschäftsführer ist Franz Michelbrink, der Aufsichtsratsvorsitzende ist Wolfgang Lingk. Im Jahr 2016 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 42,5 Mio. €. Die Gesellschafter sind mit 78,1 % die Städtische Bäder GmbH, mit 20 % die Gelsenwasser AG und die Niederrheinische Sparkasse RheinLippe mit 1,9 %.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.