Luftbild (32): Flug über den Ortskern

Ob`s gut war oder weniger gut, werden die Kinder und Enkelkinder in den Geschichtsdarstellungen für die Nachwelt festhalten. Dabei braucht man nicht einmal eine Wertung abzugeben. Die pure Beschreibung genügt, und die dürfte in etwa so aussehen: Die für kommunale Planung Verantwortlichen in der Gemeinde Schermbeck haben es verstanden, ein ehemals von Feldern und Wiesen umgebenes Kleinstädtchen so zu bebauen, dass daraus ein ungeordnetes Konglomerat von Siedlungsansätzen entstanden ist.

Das Luftbild zeigt eine ungewöhnliche enge multifunktionale Nutzung des Ortskerns. Hier treffen Wohn- und Arbeitstätten auf Kindergärten und Schulen, Festplätze auf Friedhöfe, Supermärkte auf Sporthallen. Da blieb für Parkanlagen oder Ruhezonen kein Platz mehr. Kein Wunder, dass eine solche baulich belastete Einheit nicht noch zusätzlich die Belästigungen ertragen möchte, die sich aus der Planungspolitik der innerörtlichen Komprimierung aus den Verkehrsproblemen ergeben.

Schermbeck LuftbildDer Platz reicht nicht aus, um bei einer solch vielfältigen Nutzung jedem einzelnen Bereich jene detaillierte Beschreibung zukommen zu lassen, die bei den bisherigen Luftbildern möglich war. Ein kurzer Streifzug mag deshalb genügen. Die breite Straße im unteren linken Bildbereich ist die Marellenkämpe. Sie kann keinen innerörtlichen Verkehr aufnehmen, weil sie (in der Bildmitte unten) nahe Aldi für den Durchgangsverkehr gesperrt wurde. So fließt der Verkehr über den Kapellenweg und die Landwehr (links oben) schnurgerade auf die Mittelstraße zu, deren Anlieger in steter Regelmäßigkeit zum Protest gegen die Verkehrsbelastungen antreten.

Die trapezförmige große Fläche unterhalb der Bildmitte ist der Friedhof der Ludgerusgemeinde. Im August 2004 erteilte die Bezirksregierung in Düsseldorf die Genehmigung zur Friedhofserweiterung im südlichen (linken) Teil. Die vorgeschriebene Geländeauffüllung erfolgte im August 2005 durch die beiden Schermbecker Tiefbauunternehmen Besten und Sligchers. Die Genehmigung beinhaltete die Auflage, das Gelände zweieinhalb bis drei Jahre lang setzen zu lassen. Am 5. April 2010 wurde die Erweiterungsfläche eingesegnet. Auf 4800 Quadratmetern der Erweiterungsfläche gibt es Platz für 428 Einzelgräber.

Am rechten Bildrand folgen von unten nach oben mehrere Bereiche mit Bedarfsflächen für die Allgemeinheit aufeinander. Untern rechts ragen die äußersten Zipfel des Festplatzes der Kiliangilde Altschermbeck ins Bild. Darüber erkennt man jenseits des Kreisverkehrs an der Freudenbergstraße inmitten eines bewaldeten Areals die Kindertageseinrichtung am Heggenkamp, die derzeit baulich erweitert wird, die Kindertageseinrichtung „Hand in Hand, den Gebäudekomplex der 1989 eröffneten Gesamtschule Schermbeck, die Dreifachtunhalle (mit großem, hellen Dach) und das Marienheim (oben rechts), das Ende 1987 aus dem ehemaligen Marien-Hospital entstand.

Dass in der oberen Bildhälfte die Nahtstelle zwischen dem rheinischen Schermbeck und dem westfälischen Altschermbeck verläuft, wurde bereits bei einem früheren Luftbild ausführlich besprochen. H.Sch./Luftbild Scheffler, 5. August 2010

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.