Schermbeck Es war mucksmäuschenstill im Kreis der jungen Zuhörer, als Freitagmorgen im multifunktionalem Raum der Maximilian-Kolbe-Schule Jürgen Banscherus aus seinem Buch „Rache ist Schokotorte“ vorlas.
Der 64-Jährige Autor ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in 22 Sprachen übersetzt. 2010 erhielt er als erster Kinderbuchautor den renommierten Annette-von-Hülshoff-Preis.
Die Drittklässler der Maximilian-Kolbe-Schule verstand Jürgen Banscherus mit seiner Geschichte vom gemobbten neuen Schüler Wendelin zu fesseln, zumal er buchstäblich mit dem gesamten Körper die vorgelesenen Passagen förmlich inszenierte. Nach dem Vorlesen blieb Zeit für einen Dialog zwischen Autor und Schülern. Die Kinder erkundigten sich nach Einzelheiten des Entstehungsprozesses eines Buches. Der Autor wollte im Gegenzug wissen, wer ein eigenes Fernsehen auf dem Zimmer hat und schon vor dem Gang zur Schule Fernsehen guckt. Dass weit mehr als die Hälfte der Kinder bei beiden Fragen bejahend die Hände in die Höhe reckte, schien den Autor wenig zu überraschen.
Die Schule weiß ebenfalls seit langem, dass die Bereitschaft zum Lesen deutlich abgenommen hat. Und deshalb wird seit ein paar Jahren eine systematische Leseförderung in allen vier Jahrgängen betrieben. Im ersten Schuljahr wird das Lesen dabei sogar durch einen Computer unterstützt. Ein- bis zweimal wöchentlich kommen vier bis fünf Lesemütter in die ersten beiden Grundschulklassen, um Kindern vorzulesen und ihnen Fragen zum Text zu beantworten.
Im dritten Schuljahr hat man im letzten Jahr begonnen, die Leseförderung durch die Einladung eines Autors zu unterstützen. Der schuleigene Förderverein hat die benötigten finanziellen Mittel bereitgestellt. Der Einsatz eines externen Autors wurde absichtlich ins dritte Schuljahr gelegt. Erfahrungsgemäß nimmt die in den ersten beiden Schuljahren noch stärker vorhandene Lesebegeisterung der Kinder im dritten Schuljahr ab. Hier bewirkt
die originale Begegnung mit einem Schriftsteller wahre Wunder.
Im vierten Schuljahr wird das Online-Portal „Antolin“ zur Leseförderung eingesetzt, wobei Eltern organisatorische Hilfestellungen im PC-Raum leisten. Das Programm ermöglicht nicht nur die Beantwortung von Quizfragen zu Kinder- und Jugendbüchern. „Es fördert die Schüler auf ihrem Weg zum eigenständigen Lesen“, stellt Schulleiter Willi Schmidt fest. Insgesamt werde die Entwicklung der eigenen Leseidentität gefördert. „Antolin“ eignet sich außerdem zur sinnvollen Differenzierung im Unterricht. H.Sch.