Krönender Abschluss des Weihnachtsfestes

Schermbecker Kirchenchor „Cäcilia“ sang Mozarts „Krönungsmesse“

Schermbeck Welch ein schöner Abschluss des Weihnachtsfestes! Feierlicher hätte das Weihnachtsfest in der Ludgeruskirche kaum ausfallen können. Mit Camille Saint Saens` Weihnachtsoratorium „Tollite hostias“, das Weihnachten 1858 in der Église de la Madeleine uraufgeführt wurde, begann das Kirchenmusikprogramm in St. Ludgerus. Chor und Orchester standen im weiten Halbrund des Altarraumes, ein paar Meter von der riesigen Krippenlandschaft im Seitenschiff entfernt.

Im Mittelpunkt der chorischen Darbietung stand am Stephanus-Tag die „Krönungsmesse in C-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Am 1. Oktober hatte der Kirchenmusiker Josef Breuer mit den Proben für die anspruchsvolle Messe begonnen. 15 Gastsänger aus Schermbeck, Dorsten und Wesel verstärkten den Kirchenchor „Cäcilia“. Es zahlte sich aus, weil durch die große Sängerschar Mozarts Werk noch prächtiger und beeindruckender auf die Zuhörer in der proppenvollen Ludgeruskirche wirkte.

Der vom Kirchenmusiker Josef Breuer geleitete gemischte Kirchenchor „Cäcilia“ am gestrigen zweiten Weihnachtstag Mozarts „Krönungsmesse in C-Dur“, unterstützt vor vier Solisten, vom Organisten Eugen Kayser und vom Philharmonischen Orchester Essen. Foto Scheffler
Der vom Kirchenmusiker Josef Breuer geleitete gemischte Kirchenchor „Cäcilia“ am gestrigen zweiten Weihnachtstag Mozarts „Krönungsmesse in C-Dur“, unterstützt vor vier Solisten, vom Organisten Eugen Kayser und vom Philharmonischen Orchester Essen. Foto Scheffler

Woher die Krönungsmesse ihren Namen hat, ist nicht ganz klar. Es gibt unterschiedliche Deutungen über die Entstehung. Fest steht das Datum. Mozart hat als Entstehungsdatum eigenhändig auf der ersten Seite der Niederschrift den 23. März 1779 datiert. So gehen Forscher davon aus, dass die Messe für die Osterfeierlichkeiten des Jahres 1779 komponiert wurde. Damit ist die „Krönungsmesse“ die erste Kirchenkomposition, die Mozart nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Mannheim und Paris schuf. Die Messe ist demnach während Mozarts erneuter Anstellung am Salzburger Hof entstanden.

Schwieriger ist die Zuordnung des Namens „Krönungsmesse“. Eine heute als Legende bewertete Darstellung geht davon aus, dass der Zusatz „Krönungsmesse“ etwas mit der Krönung des Gnadenbildes von Maria Plain im Jahre 1779 zu tun hat. Maria Plain ist ein Wallfahrtsort in der Nähe von Salzburg. Der Musikhistoriker Karl Pfannhauer geht davon aus, dass die Messe bei einer von zwei Krönungsfeierlichkeiten aufgeführt wurde, entweder 1791 für Leopold II. oder 1792 für Franz II.

Gestern fand Pastor Klaus Hönermann eine weitere Deutung, die unwidersprochen blieb. An diesem Tag wurde des Märtyrers Stephanus gedacht. Märtyrer werden mit einer Kone dargestellt. Die Krönung des Stephanus sei es gewesen, so Honermann, durch die offene Himmelstür zu schauen.

Der Kirchenchor „Cäcilia“ wurde vom Philharmonischen Orchester Essen ebenso unterstützt wie von den Solisten Katja Müller (Sopran), Christina Hackelöer (Alt), Christian Polus (Tenor) und Michael Haag (Haag) sowie vom Organisten Eugen Kaysers.

Der lange anhaltende Applaus, mit dem die Gottesdienstbesucher die feinfühlige Interpretation der Messe durch die „Cäcilianer“ quittierten, galt in ganz besonderer Weise dem Gesamtleiter Josef Breuer, der mehrfach zwischen Altar und Orgelempore pendeln musste, um die Gesänge der Gottesdienstteilnehmer mit der Orgel begleiten zu können. In den letzten zweieinhalb Jahrzehnten hat Breuer die Ludgeruskirche zu einem Forum anspruchsvoller Kirchenmusik werden lassen. Inzwischen sind wegen brillanter Aufführungen hochkarätiger Werke der Kirchenmusik die Plätze im Gotteshaus am zweiten Weihnachtstag rarer als an Heiligabend. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.