Kommentar: Stromtrassenkelch ist an Schermbeck vorbeigegangen

Zeit für einen Paradigmenwechsel

Da ist der Stromtrassenkelch also nochmal an Schermbeck und Raesfeld vorbeigegangen. Nach der Entscheidung der Bundesnetzagentur steht fest, dass die Trasse von der Nordsee zum Umspannwerk Osterrath einen Bogen um die beiden Gemeinden macht.

Fast panisch wurde dort jüngst nochmal kräftig für die nun beschlossene Strecke geworben. Bloß weit weg von der eigenen Haustür. Umso lauter war nun die Erleichterung zu hören.
Doch viele Expertenstimmen warnen schon seit langem, dass diese „Superstromtrasse“ nur der Anfang sei. Das Problem: produziert wird der meiste Öko-Strom im Norden, verbraucht aber wird der meiste Strom in den großen Ballungsräumen, vor allen denen NRWs. Und irgendwie muss er da ja hin.

Diskussionen werden neu entbrennen

Die „Stromtrasse A-Nord“ werde auf Dauer nicht reichen, ist von den Experten zu hören. Mehr noch: In die Ballungsräume muss nicht nur der saubere Strom geliefert werden. Die Großindustrie braucht mittel- bis langfristig Wasserstoff, um ihren enormen Energiebedarf zu decken. Und auch der wird aller Voraussicht nach auch zum Großteil aus dem Norden kommen. Dann werden die Diskussionen wohl neu entbrennen. Wo sollen die Trassen her führen? Welche Gemeinden bleiben dann verschont? Und wenn ja, wie lange?
Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel. Die Energiewende werde viele Opfer fordern, wird oft gesagt. Stattdessen müsste es aber heißen: Die Energiewende bringt viele Chancen mit sich. Egal vor welcher Haustür und trotz des Sankt-Florian-Prinzips.