Jahresbericht für die Erziehungsberatungsstellen im Kreis Wesel

Erziehungsberatungsstellen: Gestiegene Fallzahlen und zunehmende Vernetzungsarbeit in 2017

Der Jahresbericht für die Erziehungsberatungsstellen im Kreis Wesel für das Jahr 2017 liegt nun vor.

Daraus geht hervor, dass die Fallzahlen in 2017 mit 3.237 Fällen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gestiegen sind. Trotz des damit verbundenen erhöhten Arbeitsaufkommens für die Mitarbeitenden konnten die Wartezeiten für Erstgespräche kurz gehalten werden. Etwa 90 Prozent (%) der Ratsuchenden erhielten innerhalb von vier Wochen einen Termin.

Erziehungsberatungsstellen
v.l.: Christian Weißenbruch (Fachdienstleiter für den Beratungsdienst des Kreises Wesel), Kreisdirektor Ralf Berensmeier, Rainer Moll (Caritas-Verband Moers-Xanten), Andreas Groß (Caritas-Verband Wesel-Dinslaken)

Die Erziehungsberatungsstellen des Kreises bieten kurze Einmalberatungen, testdiagnostische Untersuchungen und Kurzzeitinterventionen aber auch längerfristige therapeutische Behandlungen an. 72% aller Beratungen kamen im vergangenen Jahr auf maximal fünf Termine, sechs Prozent der Klienten versorgten die Beratungsstellen intensiver (mehr als 16 Termine).

Hauptgründe für eine Vorstellung bei den Erziehungsberatungsstellen waren wie in den vergangenen Jahren insbesondere Probleme in sozialen Beziehungen, Entwicklungsstörungen einschließlich emotionaler Probleme, Lern-/Schul- und Ausbildungsprobleme sowie Probleme im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung. Mit etwa zwei Drittel der Fälle lag der Schwerpunkt der Arbeit in 2017 weiterhin bei Familien mit Kindern im Schulalter. Seit einigen Jahren gibt es allerdings deutliche Steigerungsraten in der Beratung von Familien mit Kindern im Vorschulalter sowie älteren Jugendlichen und jungen Volljährigen.

„Der Anteil von sehr komplexen und teils dramatischen Beratungs- und Unterstützungsaufträgen nimmt kontinuierlich zu. Fälle, die mit zugespitzten zwischenmenschlichen Konfliktlagen zu tun haben, machen mittlerweile die Hälfte aller Fälle aus“, erklärte Kreisdirektor Ralf Berensmeier, „daher gewinnen die Beratungsstellen mit ihren Angeboten immer mehr an Wichtigkeit.“

Hierzu gehören die Beratungen bei aggressiven Verhaltensauffälligkeiten, bei akuten familiären Krisen, bei hochstrittig ausgetragenen Trennungs- oder Scheidungskonflikten und bei Gewalterfahrungen oder Mobbingsituationen. Hinzu kommen vereinzelte Fälle im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, latenter Suizidgefahr oder der Begleitung von Krankheits- und Trauerprozessen.

„Aufgrund dieser zunehmenden Komplexität der Fälle werden enge Vernetzungen und fallbezogene Kooperationen mit anderen Institutionen wie Schulen, Familienzentren, Einrichtungen des Gesundheitswesens, den Sozialen Diensten der Jugendämter und den Familiengerichten auch immer wichtiger, sodass hier zunehmend regelmäßiger Austausch und systematische Absprachen gepflegt werden“, betonte der Kreisdirektor.

Alle Beratungsstellen haben auch in 2017 wieder viele einzelfallübergreifende Vorträge und Kurse für Eltern oder Fachkräfte in anderen Einrichtungen angeboten, so z.B. zu folgenden Themen: Pubertät, Medienerziehung, Essstörungen, Depressionen im Jugendalter, Teilleistungsstörungen, Probleme von Kindern psychisch kranker Eltern, Umgang mit Aggressionen in der Kita oder mit Mobbing in der Schule. Besondere Unterstützungsangebote gab es auch für allein erziehende Eltern sowie für Kinder. Dazu zählen Trainings für Kinder mit sozialen Unsicherheiten, Konzentrationstrainings, Entspannungskurse und Trennungs-/Scheidungsgruppen.

Der Kreis Wesel unterhält Beratungsstellen für Eltern, Jugendliche und Kinder an den Standorten Moers, Kamp-Lintfort, Xanten und Dinslaken mit einer Außenstelle in Schermbeck. Ergänzt werden die kreiseigenen Beratungsstellen von der Stelle des Caritas-Verbandes Wesel-Dinslaken in Wesel und der des Caritas-Verbandes Moers-Xanten in Rheinberg. Alle Teams setzen sich aus Fachkräften verschiedener Fachrichtungen zusammen (Psychologie, Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Heilpädagogik, Psychotherapie), die über verschiedene Zusatzqualifikationen verfügen. Die Arbeit in den Beratungsstellen kann unmittelbar und direkt in Anspruch genommen werden und unterliegt den Grundprinzipien der Freiwilligkeit, der Vertraulichkeit und der Schweigepflicht. Die Angebote sind kostenfrei.

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.