Internationale Kreativität für münsterländische Wohngebiete

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Die EUROPAN-Gruppe vor dem Schloss Nordkirchen (Foto: Regionale 2016 Agentur)

Ahaus, Dorsten, Nordkirchen (pd). Bis vor wenigen Monaten hätte Juan Marcos Rodriguez Diaz mit den Schultern gezuckt, wäre er auf Nordkirchen angesprochen worden. Dem jungen Architekten aus Spanien hätte der Name dieser Gemeinde im Münsterland nichts gesagt. Ebenso wäre es der Französin Alice Hallynck oder Michal Czerwinski aus Polen mit Dorsten oder Ahaus ergangen. Der Ideenwettbewerb EUROPAN hat jetzt Nachwuchsarchitekten aus mehreren europäischen Ländern und das westliche Münsterland zusammengebracht – mit spannenden Ergebnissen für beide Seiten.

Bei EUROPAN geht es vor allem um neue und kreative Ideen für das Bauen von Morgen, die junge Architekten aus 16 europäischen Ländern entwickelt haben. Und es geht um Städte und Gemeinden in ganz Europa, die Aufgabenstellungen für den Architektennachwuchs einreichen konnten. Das haben Ahaus, Dorsten und Nordkirchen getan – gemeinsam unter dem Dach der Regionale 2016. Die drei Kommunen steuerten jeweils ein ausgewähltes Wohngebiet aus den 1950er bis 1970er Jahren als Wettbewerbsaufgabe bei. Anspruchsvolle Aufgabe für die Architekten war es, Ideen und Konzepte zum planerischen Umgang mit diesen Gebieten zu entwickeln, die häufig sehr günstig in Innenstadtnähe liegen, aber auch in die Jahre gekommen sind und sich vielfach in einem Generationswechsel befinden. Eine typische Frage in diesen Gebieten: Was macht man mit dem großen Haus und dem großen Grundstück, wenn die Kinder ausgezogen sind und die Pflege der Immobilie für die älter werdenden Bewohner zunehmend zu Last wird?

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Architekt Marcus Kopper erläutert ein Detail seines preisgekrönten Entwurfes. (Foto: Regionale 2016 Agentur)

Bereits im vergangenen Jahr begannen die Architekten damit, Pläne für den Nordkirchener Ortsteil Südkirchen, das Josefsviertel in Ahaus und einen Teil von Dorsten Wulfen-Barkenberg zu entwerfen. Die vier besten Konzepte wurden am vergangenen Wochenende i

n Heidelberg ausgezeichnet. Juan Marcos Rodriguez Diaz gehörte ebenso zu den Preisträgern wie Alice Hallynck und Michal Czerwinski. Ihre Konzepte schlagen z.B. vor, Teile der zu großen Gärten gemeinschaftlich zu nutzen oder die Wohngebiete durch neue Wohnformen für die alternde Bevölkerung zu ergänzen. Ideen für den beispielhafte Umbau von Einzelgebäuden wurden ebenso entwickelt, wie zur Einbindung der Bewohner in die Planung und Umsetzung von Maßnahmen – vom Straßenfest bis zur Quartiersgenossenschaft.

„Die vielen frischen Ideen bieten eine sehr gute Grundlage, mit denen die drei Städte und Gemeinden gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber ins Gespräch kommen können, wie die Gebiete behutsam weiter entwickelt und aufgewertet werden können“, sagt Uta Schneider. Die Geschäftsführerin der Regionale 2016 Agentur nahm zusammen mit Vertretern der drei Kommunen an der Preisverleihung in Heidelberg teil. Im Anschluss wurden die vier Gewinnerteams mit insgesamt rund 20 Architekten kurzerhand mit dem Bus ins Münsterland „entführt“. Auf einer gemeinsamen Bereisung machten sich die Architekten, kommunale Vertreter sowie die Regionale 2016 Agentur noch einmal ein Bild von der Situation vor Ort in den Wohngebieten. Zudem stellten die Planer im Schloss Nordkirchen ihre Pläne noch einmal im Detail vor und entwickelten sie im Gespräch mit den örtlichen Planern weiter.

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Das spanische Team „estudio lunar“ im Gespräch mit Planern aus dem Münsterland (Foto: Regionale 2016 Agentur)

Jetzt geht es darum, den großen Fundus an Ideen in die Region zu tragen und breit zu diskutieren –insbesondere mit den Bewohnern der betreffenden Wohngebiete. „Wir haben keine fertigen Planungen in der Tasche, die jetzt direkt umgesetzt werden sollen. Aber wir sind durch den Wettbewerb zu vielen guten Ideen gekommen, wie die typischen Wohngebiete in der Region künftig weiterentwickelt werden können, um sie für unsere sich verändernde Gesellschaft fit zu machen“, erklärt Uta Schneider den Arbeitsstand. Dass die Beschäftigung mit den Siedlungen notwendig ist, unterstreicht Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann: „Auch bei uns in Nordkirchen gibt es den demografischen Wandel, einen Generationenwechsel in älteren Wohngebieten, Abwanderung von jungen Leuten in die Städte und Bedarf an barrierefreiem Wohnraum. Unsere Infrastruktur muss aufrechterhalten bleiben und weiterentwickelt werden.“

Die Regionale 2016 Agentur wertet nun mit den örtlichen Verwaltungen in Ahaus, Dorsten und Nordkirchen die Ergebnisse des EUROPAN-Wettbewerbs aus. Besonders im Fokus steht dann auch, mit den Bürgern vor Ort z.B. im Rahmen von Ausstellungen und begleitenden Veranstaltungen über die vielen neuen Ideen für die Wohngebiete ins Gespräch zu kommen.

Hintergrund EUROPAN 12

Die Beteiligung von Ahaus, Dorsten und Nordkirchen an EUROPAN steht in Zusammenhang mit dem Projektaufruf „Innen leben – Neue Qualitäten entwickeln!“ der Regionale 2016. Unter diesem Motto wird seit rund eineinhalb Jahren an vielen Stellen im westlichen Münsterland an neuen Ideen für die Baugebiete der 1950er bis 1970er Jahre gearbeitet. Denn es ist absehbar, dass in diesen Wohngebieten durch den demografischen Wandel, den Generationswechsel unter den Immobilieneigentürmern und durch eine sich verändernde Wohnungsnachfrage in den kommenden Jahren ein erheblicher Anpassungsbedarf entstehen wird. Ziel des Projektaufrufs ist es deshalb, neue Ideen und Konzepte zum Umgang mit diesen Wohngebieten zu finden, die es in allen Städten und Gemeinden im Münsterland gibt. In Ahaus, Dorsten und Nordkirchen wurde für den Wettbewerb jeweils ein Wohngebiet ausgewählt, das beispielhaft für unterschiedliche Typen, Herausforderungen und Zukunftsfragen solcher Gebiete steht. In Ahaus geht es um das Josefsviertel in der östlichen Innenstadt, in Dorsten um einen Teilbereich von Wulfen-Barkenberg und in Nordkirchen wird der gesamte Ortsteil Südkirchen in den Fokus gerückt. Die zentrale Frage: Wie kann man die Wohnsiedlungen für die Zukunft fit machen? Die Wettbewerbsteilnehmer waren aufgerufen hierfür strategische Lösungsansätze und Planungen zu entwickeln.

Die Beteiligung der Kommunen Ahaus, Dorsten und Nordkirchen an EUROPAN wurde von der Regionale 2016 Agentur koordiniert und vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

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