Gahlener Vereine werben

„Zwei Anlässe, ein Fest.“ Unter diesem Motto werben Heimatverein Gahlen und Löschzug Gahlen derzeit gemeinsam für ihre Festwoche, die in der Zeit vom 29. April bis zum 5. Mai im Lippedorf stattfindet.

„Für unser Dorffest benötigen wir auch Ihre Unterstützung“, bitten die Veranstalter um eine finanzielle Unterstützung ihres Mammutprogramms. Sie vertrauen darauf, dass die Bevölkerung sich als spendabel erweist und bitten um Überweisung eines Geldbetrages auf das Konto 233452 des Fördervereins „Projekt meine Feuerwehr“ bei der Verbands-Sparkasse (BLZ 35650000) oder auf das Konto 100112800 bei der Volksbank (BLZ 400 693 63). Bei der Überweisung sollte unbedingt als Verwendungszweck „Feuerwehr 100“ angegeben werden. „Die Spender kommen alle unabhängig von der Summe auf eine Sponsorentafel, die am Feuerwehrgerätehaus aufgehängt werden wird“, verspricht der Werbeflyer.

Interessant ist der Werbeflyer jedoch noch aus einem anderen Grund. Er zeigt den Ort Gahlen auf einer Karte, die im Jahre 1845 entstand und die eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten topographischen Landesaufnahme von Le Coq beinhaltete. Die Karte von Leo Coq wies eine Reihe von Mängeln auf, sodass eine zweite systematische Landesaufnahme erforderlich wurde. 1836 wurde mit der Topographierung Westfalens begonnen. Diesen Arbeiten folgte in den Jahren 1843 bis 1850 die Wiederholung der von Müfflingschen Rheinaufnahme.

Die topographischen Aufnahmen in diesem zweiten Abschnitt unterschieden sich gegenüber den vorangegangenen vor allem dadurch, dass seit dem Beginn weiterer Neuaufnahmen im Jahre 1829 das bis dahin quadratische Messtischformat aufgegeben wurde und die Blätter die bis heute noch gültige Randabmessung von zehn Minuten in der Länge und sechs Minuten in der Breite bekamen, sodass sie statt ein bis zwei jetzt zwei bis drei Trigonometrische Punkte enthielten. Leider war die Höhendarstellung unbefriedigend. Noch beharrte man auf der Lehmannschen Geländedarstellung durch Schraffen und war weit von Schichtlinien und heute üblichen Isohypsen (Höhenlinien) entfernt.

Die abgebildete Karte stellt einen Ausschnitt aus dem vierten Blatt des siebten Bandes dar´, die vom Premierlieutenant von Hanneken aus dem 15. Infanterie-Regiment aufgenommen und gezeichnet wurde. Die 168 Jahre alte Karte hat zwar Mängel in der Reliefdarstellung, aber für die Ortsgeschichte bedeutet sie eine kolossale Bereicherung, weist sie doch die Höfe nach, die damals im Gahlener Gebiet lagen. Die Namen mancher Höfe wie „Wischerhof“, „Pottmann“, „Spickermann“, „Overbeck“, „Kleinsteinberg“, „Horstkamp“ und „Blotekamp“ sind noch heute in Gahlen nachweisbar.

Die Karte bietet nicht nur einen siedlungsgeografischen Überblick über Gahlen im frühen 19. Jahrhundert; sie bietet auch einen Einblick in die Verkehrsinfrastruktur eines ländlichen Raumes, in dem es den Wesel-Datteln-Kanal ebenso wenig gab wie die großen Ost-West- und Nord-Süd-Straßen, die heutzutage ein enormes Verkehrsaufkommen zu bewältigen haben. H.Sch.

Karten des Raumes Gahlen sollen auch während der von Egon und Johanna Unterberg vorbereiteten Ausstellung im Gemeindehaus zu sehen sein, die am 29. April eröffnet wird.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.